Fröhliche Ferien am Meer
und, wie Sie es so
taktvoll ausdrücken, nicht befreundet.«
»Oh, herrlich! Dann sind Sie
wirklich ein Geschenk Gottes. Wo ist Ihre Praxis?«
Als er es ihr sagte, stieß sie
einen leichten Freudenschrei aus. »Da wohnen wir ja auch! Das heißt, ich wohne
nirgends, aber Angela hat dort eine Wohnung, und ich lebe bei ihr, bis ich mir
über meine Zukunft im klaren bin. Es ist so schwierig. Sie könnten mir helfen,
denn Sie sind ein Mann von Welt.«
Ihre Aufrichtigkeit verwirrte ihn.
Er hatte schon viele moderne Mädchen kennengelernt, aber sie waren anders
gewesen. Aber es war nicht gespielt. Vererbung oder Umwelt oder der unbewußte
Wunsch, der Wirklichkeit zu entfliehen? Er beschloß, nicht zu versuchen,
psychologisch vorzugehen, und sagte gelassen: »Ich frage mich, wo Ihr Verehrer
ist, aber wahrscheinlich ist er nur einer von Dutzenden.«
Sie sah ihn mit ganz ehrlichen
Augen an. »O nein; deshalb bin ich ja so gespannt auf ihn. Das letzte Jahr war
eine reine Enttäuschung. Ich dachte, ich würde ein Abenteuer nach dem anderen
erleben, aber es war nicht viel anders als im Jahr vorher. Ich habe kaum Männer
kennengelernt. Ich habe mir ein herrliches Abendkleid gekauft, hatte aber nie
Gelegenheit, es anzuziehen.«
In diesem Augenblick bemerkten
sie beide einen jungen Mann, der um sie herumschlich. Freddie sah äußerst
interessiert auf; konnte das ihr Verehrer sein? Dann murmelte sie verzagt:
»Gräßlich langweilig. Ungefähr zwanzig. Oh je, ich hoffe nur, daß er das nicht
ist — der mit den Pralinen, meine ich.«
Aber er war es, und Jim Masters
wäre bestimmt zutiefst beleidigt gewesen, wenn er ihre Schätzung seines Alters
gehört hätte. Er war vierundzwanzig und der verwöhnte Sohn neureicher Eltern,
mit glatten Manieren und grenzenloser Selbstgefälligkeit. Er begann seine
Annäherung, indem er sich mit der Hand über das blonde Haar strich und sagte:
»Ich hoffe, die Pralinen haben geschmeckt? Oh, das freut mich. Ich habe Sie von
meinem Motorboot aus schwimmen sehen und dachte, daß ich Sie kennenlernen müßte.«
»Ist das das nette kleine Boot,
das Liebste heißt?«
Freddie spürte, daß sie ihre
Enttäuschung tapfer verbergen mußte.
»Ja. Sie können einmal
mitfahren. Etwas langweilig hier; die Mädchen werden schon ganz wahnsinnig, wenn
jemand ein Boot und ein Auto hat. Das ist immer so.«
Ziemlich angewidert und
zutiefst enttäuscht kehrte Freddie an Jonathans Seite zurück, nachdem sie es
bestimmt abgelehnt hatte, mit Jim Masters hinauszugehen, >um den alten Mond
zu betrachten<.
»Nichts Aufregendes. Ziemlich
schrecklich, nicht einmal tanzen kann er. Trotzdem, er hat ein Boot, und die
Pralinen darf man auch nicht vergessen.«
Er lächelte und versuchte, sich
darüber zu amüsieren, aber seine Stimme war ziemlich trocken, als er fragte:
»Bedeutet ein Boot so viel?«
»Eigentlich nicht. Wenn es
stürmisch ist, werde ich leicht seekrank. Aber ich muß einfach das Beste aus
diesen Ferien machen. Ich möchte Erfahrungen sammeln.«
»Was für eine Art von
Erfahrungen?«
»Oh, alles, was mein Äußeres
und meine Gefühle verändert, so daß die Leute nicht immer sagen: >Und wann
sind Sie aus der Schule gekommen?< Das macht mich ganz krank.«
Sie war natürlich die Königin
des Abends und schwelgte in diesem Gefühl. Auf eine stillere Art amüsierte sich
auch Angela besser als sie erwartet hatte. Jonathan Blake tanzte mit ihr und
kam zu dem Schluß, daß sie ein sehr nettes Mädchen sei, völlig anders als ihre
schöne und kindliche Schwester, aber empfindsam und humorvoll. Sie mochten
einander gerne, und er ließ sich dankbar von ihr einladen, immer zu ihnen zu
kommen, wenn er Lust dazu hätte. Freddie half noch nach, indem sie ihm sagte,
daß ein Haus voller Mädchen eine Plage sei; genau wie in der Schule.
Angela saß bei Anna Lorimer,
als der kleine Doktor abberufen wurde. Es war gerade elf Uhr, und das
Abendessen sollte in Kürze serviert werden. Anna sagte freundlich: »Er richtet
diese Dinge immer so geschickt ein. Natürlich ist er müde.«
»Wie nett er ist! Tainui kann
glücklich sein, einen solchen Doktor zu haben.«
»Der ganze Distrikt. Im Umkreis
von zwanzig Meilen gibt es keinen anderen Arzt. Ein moderner junger Mann legt
keinen Wert auf eine Landpraxis mit einem Vierundzwanzigstundentag.«
»Das glaube ich gerne. Das ist
ein junger Arzt, der gerade mit Freddie tanzt.«
»Das Kind ist wie ein Gemälde.
Kein Wunder, daß die jungen Männer sich um sie scharen.«
»Aber sie
Weitere Kostenlose Bücher