Fröhliche Ferien am Meer
daß sie ausgeritten war. Nie
hätte ich gedacht, daß ich dieses kleine Ungeheuer einmal freudig begrüßen
würde, sagte Angela zu sich selbst. Aber sie stürzte sich förmlich auf ihn,
führte ihn ins Haus, nickte Millar gleichgültig zum Abschied zu und war nun
dazu verurteilt, sich bis zu Freddies Rückkehr mit Jim zu befassen. Ihre
Schwester war ihr noch nicht einmal dankbar dafür. »Oh, Angela, du hättest Jim
nicht zu unterhalten brauchen. Bis auf gestern, als wir in der Stadt waren, hat
er jeden Tag hier verbracht. Und ich hasse einfach Menschen, die einen kleinen
Wink nicht verstehen, du nicht?«
»Da bin ich ganz deiner
Meinung, aber es ist noch schlimmer, wenn sie einen Schlag ins Gesicht nicht
vertragen können.«
Freddie sah ihre Schwester an
und sagte dann ruhig: »Ich mag ihn eigentlich nicht — Dr. Millar, meine ich.
Ich habe ihn nie gemocht. Oh, ich wünschte so sehr, er wäre nicht gerade jetzt
auf gekreuzt, um alles zu verderben.« Dann sagte sie schnell: »Du wolltest doch
eigentlich nichts mehr von der Universität hören, nicht wahr?«
»Nein, Freddie, du hast recht.«
Angela war erstaunt, daß sie sich diese Worte ernsthaft sagen hörte, aber
irgendwie konnte sie der Warmherzigkeit ihrer Schwester nicht widerstehen.
»Weißt du, wenn er in deine
Wohnung kam, fühlte ich mich immer noch überflüssiger als sonst. Es schien ihm
Spaß zu machen, sich so auszudrücken, daß ich es nicht verstand.«
»Überflüssiger als sonst? Oh,
Freddie, habe ich dir je dieses Gefühl gegeben?«
»Nein, nein. Du hast es ja
nicht absichtlich getan, und natürlich habe ich es verstanden. Ich meine, du
hattest endlich ein Heim und wolltest nicht, daß ich darin eindrang. Es war
völlig natürlich.«
In dieser Feststellung lag
nicht der geringste Tadel; Freddie akzeptierte damit lediglich die Tatsache,
daß sie nicht erwünscht gewesen war. Angela wurde von Gewissensbissen geplagt.
Sie legte einen Arm um ihre Schwester. »Mein Kleines, du bist ein Dummkopf. Die
Wohnung war doch als Heim für uns beide bestimmt. So hatte es Max gewollt.«
»Ich glaube nicht, daß Vater
das wirklich jemals beabsichtigt hat. Er hat nie an irgend jemanden von uns
gedacht außer an dich. Es war schrecklich lieb von dir, daß du mich aufgenommen
hast, aber ich wußte immer, daß es dein Heim war.«
»Verdammt noch mal«, rief
Angela wütend, »was für ein Scheusal bin ich gewesen. Denk nicht mehr daran,
Freddie. Jetzt ist alles vorbei — die klugen Gesellschaften und die
Unterhaltungen — dieses ganze Leben, das eigentlich gar nicht mein Leben war.
Ich bin davon geheilt.«
Freddie sagte nichts, aber in
dem Blick, den sie ihrer Schwester zuwarf, lagen Zärtlichkeit und Mitgefühl.
Sie hatte jetzt erfahren, wie weh es tat, unglücklich zu sein, und sie wußte,
daß Angela sehr unglücklich gewesen war. Das brachte die ältere Schwester dazu,
schnell zu sagen: »Jetzt haben wir uns gefunden und müssen zusammenhalten. Wir werden
dieses Jahr in der Wohnung eine schöne Zeit haben — neue Freunde gewinnen, neue
Dinge unternehmen. — Und zum Teufel mit dem intellektuellen Leben!« Aber
Freddie wußte, daß sie eigentlich sagen wollte: Zum Teufel mit Wyngate Millar!
Vor Freude drehte sie sich
einmal um sich selbst. Es würde herrlich sein, mit Angela die Wohnung zu
teilen, wirklich zu spüren, daß es auch ihr Zuhause war. So herrlich, daß sie
nicht einmal daran dachte, daß sie letzten Endes nach Sydney gehen mußte.
Dann seufzte sie und kehrte auf
den Boden der Tatsachen zurück. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als nach
draußen zu gehen und freundlich mit Jim Masters zu sein. Vor zwei Tagen hatte
er einige von ihnen auf seinem Boot hinausgefahren. Jetzt mußte sie sich
revanchieren.
9
Beim Mittagessen sagte Shelagh plötzlich: »Das ist ein hübscher Anhänger, Freddie.
Ich habe ihn noch nie bei dir gesehen.«
Alle sahen auf, und Freddie
errötete; dann sagte sie schnell: »Das ist nur eine Imitation. Hat
wahrscheinlich nur ein paar Pennies gekostet.«
Irgend etwas in ihrer Stimme
veranlaßte Jonathan, sie noch einmal anzusehen; sie schien sich gar nicht wohl
in ihrer Haut zu fühlen. Angela besah sich den Anhänger näher. »Er ist schön
und für eine Imitation sehr schlicht. Modeschmuck ist sonst so schrecklich
auffallend.«
Jonathan streckte seine Hand
aus. »Ich will mir das einmal ansehen, Freddie. Diese Imitationen haben mich
schon immer interessiert.«
Er betrachtete den Anhänger
einen Moment lang
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