Fröhliche Ferien am Meer
und Standish las die Zeitung, die er gerade aus dem Dorf
mitgebracht hatte. Sie sahen ausgesprochen zufrieden aus; »behaglich« war das
Wort, das sich Freddie aufdrängte. Als wären sie schon jahrelang verheiratet,
dachte sie. Wie schön war der Gedanke, daß sie es bald sein würden.
»Was ist denn passiert?« fragte
ihr Vater, der schnell seine Brille absetzte, denn er schämte sich sehr, daß er
sie zum Lesen brauchte.
»Komm herein, meine Liebe, und
erzähl uns alles«, sagte Miss Lorimer, die völlig ohne Hemmungen ihre Brille
abnahm und das strahlende junge Gesicht anlächelte.
Freddie setzte sich und merkte
zum erstenmal, daß sie möglicherweise ein sehr delikates Thema anschnitt. Sie
begann vorsichtig: »Es ist gerade ein Brief gekommen. Wir dachten, es wäre
etwas Besonderes, weil er an uns alle adressiert ist. Natürlich müssen wir die
Briefe sonst immer weiterschicken, aber dieses Mal war der ganze Umschlag
bekritzelt. Bill las also zuerst, weil er der Älteste ist.«
»Ein Brief von wem?« fragte
Max, obwohl er es genau wußte. Es gab nur einen Menschen, der die Angewohnheit
besaß, Gemeinschaftsbriefe zu schreiben, und von den anderen erwartete, daß sie
sich die Mühe machten, sie weiterzubefördern.
»Natürlich von Mutter. Und es
ist eine herrliche Nachricht. Sie kommt zurück.«
Einen Augenblick lang herrschte
völliges Schweigen, dann sagte Standish: »Damit war irgendwann zu rechnen. Aber
warum ist es herrlich? Du hast dich doch früher nie besonders über ihre
Rückkehr gefreut.«
»Nein, aber dieses Mal ist es
anders. Es bedeutet, daß für euch alles gut wird. Oh, Vater, wir werden alle so
froh sein. Es ist ein wunderbarer Gedanke, daß du hier so sitzt, im Winter die
Füße hochlegst und ein schönes Feuer hast und nicht in der Hütte auf der Farm
alleine sein mußt.«
»Du malst ein sehr verlockendes
Bild, meine Liebe«, sagte Max ruhig. »Aber ich kann dir versichern, daß es sehr
unwahrscheinlich ist, daß deine Mutter und ich dieses Stadium des häuslichen
Segens erreichen werden. Das würden wir beide nicht schätzen. Du mußt also
entschuldigen, wenn ich deine Freude über ihre Rückkehr nicht teile.«
»Aber das meine ich ja gar
nicht. Natürlich würde Mutter so ein langweiliges, behagliches Leben hassen.
Wenn es um sie ginge, würde ich mich nicht so freuen, denn das hat nie geklappt
und wird nie klappen. Ich weiß, ich freue mich, sie zu sehen, und sie wird sich
freuen, daß ich schließlich doch abgenommen habe, denn sie hatte schon alle
Hoffnung aufgegeben. Und in den ersten Wochen ist sie sehr liebenswert, bis sie
alle satt hat. Und sie ist so schön, daß es Freude macht, sie wiederzusehen.«
Irgend etwas im
Gesichtsausdruck ihres Vaters ließ Freddie stocken. Jetzt griff er ein:
»So sehr ich diese Loblieder auf
meine frühere Frau schätze, meine Liebe, weiß ich trotzdem nicht, warum man
annimmt, daß ich jubiliere.«
Sie griff nur das eine Wort
auf. Mit einem Gefühl der Erleichterung sagte sie: »Deine frühere Frau? Oh, du
hast es also gewußt? Das dachte ich mir fast, denn du und Miss Lorimer, ihr
scheint schon alles geregelt zu haben. Aber das ist auch ganz natürlich, wenn
du weißt, daß Mutter eben nur deine frühere Frau ist.«
Max hatte die Zeitung
hingeworfen und sah äußerst eigenartig aus; als er sprach, stammelte er fast.
»Meine frühere Frau? Es ist höchste Zeit, Freddie, daß du dich klar ausdrückst. Was steht in diesem Brief?«
Sie hätte alles dafür gegeben,
sich jetzt aus der Affäre ziehen zu können, denn offensichtlich lag ein
schreckliches Mißverständnis vor. Ihre ganze Freude war verschwunden, und sie
sagte langsam: »Als du sagtest >meine frühere Frau<, dachte ich, du
wüßtest alles. Mutter wird sich um die Scheidung bemühen, und sie wird diesen
Vetter heiraten. Miles heißt er. Sie schreibt es zwar nicht wörtlich. Das würde
Mutter nicht tun. Aber sie schreibt, daß Miles langes und geduldiges Warten
schließlich doch belohnt würde. Und so dachte ich...«
Wenn er ihr nur wieder aus der
Patsche helfen würde! Aber sein Gesicht blieb grimmig, und er sah sie mit einem
Blick an, den Väter wohl oft haben, dachte sie. Die Tatsache, daß sie diesen
strengen väterlichen Blick nie zuvor gesehen hatte, erschreckte sie.
»Und so... und so... Na ja, ich
habe mich so gefreut, weil es doch bedeutet, daß du und Miss Lorimer das Ende
eurer Tage gemeinsam beschließen könnt.«
Hier hielt sie nervös inne und
sah ihren Vater an. Was
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