Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
diesen kleinsten mimischen Regungen kann man angeblich erkennen, ob man gerade angelogen wird, zum Beispiel wenn bei einem Lächeln die Krähenfüße um die Augen fehlen oder wenn es asymmetrisch ist, wenn das Gegenüber Blickkontakt vermeidet oder seine Körpersprache nicht passt. Rein statistisch sollen nur vierzig Prozent der Alltagsäußerungen wahr sein, durchschnittlich lügt man hundertfünfzig- bis zweihundertmal am Tag, und ich wette, meistens wenn es ums Anbandeln oder Sex geht. Anstatt Psychologie zu studieren und sich auf Mikroausdrücke zu spezialisieren, gibt es im Bett ein sicheres Mittel, um herauszufinden, was eine Frau will: hinfühlen, denn der Körper lügt meistens nicht. Bleibt eine Muschi trocken, ist es mit der Erregung meist nicht so wahnsinnig weit her. Lecken ist die Lösung für fast alles, es macht gleichzeitig feucht und geil. Zu Gleitgel kann man auch greifen, sofern es keine Gewohnheit wird und man trotzdem wahrnimmt, was die Muschi einem sagen will, nämlich: Noch nicht die Lanze, edler Ritter, sing er erst einige Balladen und töte einige Drachen. (Bei Gleitgel empfehle ich übrigens das von Ritex mit Aloe Vera, und zwar deshalb, weil man es in der Heuschnupfensaison auch sehr angenehm wegschnupfen kann, um die strapazierten Nasenschleimhäute zu pflegen.)
Generell schwachsinnig ist es aber, beim Orgasmus zu lügen. Der bildet die große Ausnahme! Denn entweder mag ich den Mann, dann soll er wissen, wie er mich zum Jodeln bringt, oder er ist mir egal, dann darf er ruhig merken, dass er es als Lover nicht geschafft hat.
Ein kaukasisches Sprichwort lautet: »Wer die Wahrheit sagt, sollte sein Pferd gesattelt lassen.« Oder anders formuliert: Wer die Prinzessin abschleppen will, sollte immer einen fetten Frosch dabeihaben. Das hat schon im Märchen ganz gut geklappt.
A bisserl g’schamig, bitt’schön
Diese Kolumne widme ich Bitter Moon Mandy, einem aufstrebenden Starlet am Pornohimmel, die ich auf einer Erotikmesse erlebte, wie sie sich als Vampirin verkleidet eine Art Pflock in die Möse schob – eine Nummer, die sie später leicht abgewandelt noch einmal vorführte, diesmal mit einer Banane und ein paar Zentimeter weiter pöterwärts, assistiert dabei von einem ruppigen Gorilla, der besser daheim im Nebel geblieben wäre. Ich könnte diese Kolumne auch Werner widmen. Den sah ich neulich in der nächtlichen Wiederholung einer Talkshow, wo er damit protzte, die getragenen Slips seiner Nachbarin aus dem gemeinsamen Wäschekeller zu klauen, um in sie hineinzuwichsen. Werners Bauch, der über einen spitzenbesetzten Tanga quoll und ihn später bei seiner Pole-Dance-Einlage an der Stange nur unwesentlich behinderte, war sicherlich eindrucksvoll, aber Bitter Moon Mandys feuchte Augen und ihr zu einer Grimasse verzogenes Hardcoregesicht – eine Mischung aus Vollrausch, Stromschlag und Presswehe – verfolgte mich bis in den Schlaf. Und das waren keine feuchten Träume.
Nun habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn es jemand gut und geil findet, sich öffentlich von Obst penetrieren zu lassen, schließlich ist das safe und sichert Arbeitsplätze auf Plantagen und Bauernhöfen, aber die angehende Pornomaid sah in dem Moment so lachgasfröhlich aus, so vicodinlasziv, dass ich mir wünschte, sie hätte auf diese Darbietung, die ihr ganz offensichtlich selbst peinlich war, verzichtet (anders als Werner, der solche Fisimatenten schon längst hinter sich gelassen hatte und gar nichts mehr mitkriegte).
Das sind Momente, wo ich mir tatsächlich etwas mehr G’schamigkeit wünsche.
In meiner Kindheit flackerte noch das Höllenfeuer. Ich bin katholisch erzogen worden, und den Begriff der Sünde gab es bei aller Modernität zu Hause durchaus. Masturbation wurde zwar verschwiegen, war aber wohl irgendwie in Ordnung, vermute ich, denn es hat mich nie jemand dabei erwischt oder darauf angesprochen.
Sex vor der Ehe jedenfalls war definitiv nicht erwünscht. Als meine älteren Schwestern dann allerdings erwachsen und immer älter wurden, ohne dass irgendwo ein Schleier geweht hätte, sahen meine Eltern ein, dass das Modell so nicht funktionierte. Und bei mir galten diese Regeln ohnehin nicht, weil ich mich in der Pubertät viel mehr für Mädchen und ihre Muschis als für Jungs und deren Ausstattung interessierte und ich begeistert und zur sichtlichen Freude des schmierigen Hausmeisters im Flur mit meiner damaligen Freundin knutschte. Irgendwann tauchten Männer in meinem Leben auf, und meine
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