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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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der
Dringlichkeit. »Geht klar, ich bin sofort zurück.« Bis er wiederkam, hielt sie Wache
– und warf einen Blick auf das Geschehen im Foyer.
    Im Foyer
des Hotels war reges Treiben. Zwischen Anreisenden und Abreisenden konnte man nicht
unterscheiden.
    Männer in
dunklen Anzügen und Frauen in grauen Kostümen stützten sich auf ihre Trolleys und
standen in drei Reihen an der Rezeption an. Die Gäste – nur Liv nicht – passten
sich vorzüglich an die unausgesprochene Kleiderordnung an, die in Düsseldorf vorherrschte:
In einer Stadt mit überdurchschnittlich vielen Werbeagenturen war dunkle Einheitskleidung
mit Farbtupfern als Krawatte oder Tuch angesagt. Oder war
gerade mal wieder Modemesse? Jedenfalls waren hier die Einheimischen nicht mehr
von Auswärtigen zu unterscheiden. Es war ein hektisches Gedränge, durch das sich
die Mitarbeiter mit Tabletts oder Gepäck hindurchschoben.
    Jeder ging
geschäftig seiner Aufgabe nach, als wäre nichts passiert. Niemand beachtete Liv,
die sich unter den Krähen wie ein kobaltblauer Hyazinth-Ara fühlte. Keiner fragte
sie etwas. Sie sah keine Trauer, nur Stress. War das Professionalität oder Gleichgültigkeit?
Der junge Wachposten kam mit einem »Alles erledigt« zurück und Liv konnte wieder
zum Toten gehen.
    Die Tür
blieb verschlossen und Liv war erneut allein an dem noch unbefleckten Tatort. In
wenigen Minuten würden die Kriminalpolizei und der Gerichtsmediziner eintreffen.
Sie musste die Zeit nutzen, um sich alles noch genauer anzusehen. Es war ein Wink
des Schicksals, dass dieser Fall quasi vor ihren Augen geschehen war. Nur für sie
lagen der Tatort und die noch warme Leiche ausgebreitet da. Schließlich war es selbst
in Livs Berufsleben als Kriminalreporterin einzigartig, dass sie weit vor der Polizei
da war und die Tat quasi selbst miterlebt hatte.
    Zurück zum
Büfett. Die Schale mit Bircher-Müsli war noch halb gefüllt.
    War sie
vergiftet? Oder wurde erst in seinen Teller Gift gemischt? Der Kellner?
    Es musste
ein besonderes Gift gewesen sein, das ungeheuer schnell wirkte, ohne irgendwelche
sichtbaren Begleiterscheinungen. ›Die Gifte, die ich kenne, lösten bei den Opfern
Krämpfe aus, sie erbrachen sich und hatten im Todeskampf große Schmerzen‹, dachte
Liv. ›Ein Giftmord? Wenn dem so wäre, gab es noch eine große Menge an Recherchearbeit
zu erledigen, um das Motiv dafür zu finden, weshalb jemand einen doch schon relativ
alten Mann tötete. Wie der Kellner dem Arzt sagte, war der Tote der Seniorchef des
Hotels. Zuerst sind die Erben dran, aber das hat Zeit.‹
    Die Tür
zum Frühstücksraum öffnete sich einen kleinen Spalt. Liv konnte erkennen, wie eine
junge Frau durch ihn hindurch zielgerichtet auf genau den Platz schaute, auf dem
der Seniorchef noch immer saß. Liv rannte zur Tür und riss sie gänzlich auf. Einem
Aufschrei der Frau folgte ein vorwurfsvolles: »Mann, haben Sie mich erschreckt!«
    »Was gibt
es denn?«, konterte Liv, die sich in Zeitnot sah.
    ›Margit
Jung‹ stand auf dem Namensschild am Revers des Blazers. »Ich löse nur kurz den Timm
an der Tür ab, der musste mal.«
    »Und da
waren Sie neugierig zu sehen, wie ein toter Chef aussieht?«, fragte Liv.
    »Ja, äh,
nein, ich wollte nur wissen, was los ist«, sagte sie kleinlaut. Liv gab ihr noch
eine mit: »Und? Wissen Sie es jetzt?«
    Vor derartiger
Präsenz wich Margit Jung einen Schritt von Liv zurück. Die Hand an der eigenen Kehle,
schluckte sie geräuschvoll, um wieder eine Stimme zu bekommen: »Wer sind Sie denn?«
    »Mein Name
ist Oliver, Liv Oliver. Sie waren wohl nicht hier, als ich eincheckte? Schauen Sie,
verehrte Frau Jung, lassen Sie uns das klären, wenn die Kollegen von der Polizei
hier sind, bis dahin habe ich absolut keine Zeit für Sie.« Liv schloss ihre Worte,
das Gespräch und die Tür. Margit Jung ließ es geschehen. Sie verstand zwar nicht
alles, wähnte aber nun eine Beamtin am Tatort.
    Liv zog
die Tür noch einmal auf und rief der immer noch in selber Haltung und mit aufgerissenen
Augen vor der Tür stehenden Frau zu: »Gibt es inzwischen andere Krankheitsfälle
bei Gästen, die vom Müsli gegessen haben?«
    »Nein, nicht,
dass ich wüsste«, hauchte Margit Jung. Livs Frage hörten einige Gäste in der Schlange
an der Rezeption, sie schauten sich mit ernster Miene um und hielten sich den Magen.
    »Halten
Sie den Arzt fest! Nur für den Fall, dass …«, beendete Liv auch für diese Mitarbeiterin
ihre Anweisungen. Auch sie selbst überlegte instinktiv,

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