Frösche: Roman (German Edition)
Weilchen hinsetzen und ausruhen? Wenn ihr beide hier immer auf und ab geht, werden alle anderen nervös.«
Mutter setzte sich ein Weilchen auf das Sofa, rutschte dann aber hinunter auf den Boden, wo sie sich im Schneidersitz niederließ. Sie erklärte, wenn sie auf dem Sofa sitze, könne sie nicht atmen. Renmei war äußerst schüchtern, sie versteckte sich wie ein kleines Mädchen hinter dem Rücken meiner Mutter. Wenn ich zu ihr hinschaute, dreht sie jedes Mal schnell den Kopf weg. Ich sah, wie sie das gelbe Gestrickte aus dem Bündel hervorholte und ausbreitete. Es war ein handtellergroßes, handgestricktes Jäckchen.
»Renmei, hast du das für eine Babypuppe gestrickt?«
Sie wurde rot: »Ich habe es für das Kleine in meinem Bauch angefertigt.«
Jetzt erst bemerkte ich, dass ihr Bauch schon eine beachtliche Wölbung zeigte. Auch die Pigmentflecken in ihrem Gesicht deuteten auf eine Schwangerschaft hin.
Ich sagte noch: »Das Kind in deinem Bauch ist bestimmt nicht so klein.«
Sie errötete wieder: »Renner, sag Gugu bitte, sie soll mir erlauben, es zu bekommen.«
Mutter pochte geräuschvoll mit ihrem Stock auf den Boden: »Renmei, du bekommst es jetzt sofort. Ich passe auf, dass dir nichts geschieht. Der Krückstock der Beamtengattin schlägt nach oben den törichten Herrscher und nach unten den verräterischen Beamten. Wer mir in die Quere kommt, wird keines guten Todes sterben!«
Mutter rammte den Krückstock gegen die Wand und traf einen Mechanismus, der sofort eine Geheimtür öffnete. Vor uns lag ein taghell erleuchteter Raum mit einem ausladenden Operationstisch, der mit einem schneeweißen Laken überzogen war. Zu beiden Seiten standen je vier Schwestern in weißen Kitteln und mit Mundschutz. Gugu stand an Kopfende des Tisches, auch sie war am ganzen Körper akkurat gekleidet, die Hände steckten in OP -Handschuhen. Als Renmei eintrat, merkte sie sofort, was gespielt wurde, machte auf dem Absatz kehrt und rannte weg, aber Gugu packte sie doch. Sie weinte, weinte schrecklich, wie ein kleines, hilfloses Mädchen: »Renner, ich flehe dich an, weil wir schon so viele Jahre ein Ehepaar sind, immer zusammen waren, Renner, ich flehe dich an, rette mich!«
Mein Herz krampfte sich zusammen. Meine Augen wurden tränenfeucht ... Gugu machte nur eine Handbewegung. Da hatten die zweimal vier Krankenschwestern Renmei auch schon geschnappt und auf den OP -Tisch gehoben. Zwei, drei Handgriffe und sie hatten sie nackt ausgezogen. Dann sah ich, wie zwischen ihren Beinen eine kleine rosa Hand hervorkam, den kleinen Finger, den Ringfinger und den Daumen eingeknickt, den Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen gespreizt. Gugu und die Krankenschwestern lachten und konnten gar nicht wieder aufhören.
Gugu sagte: »Jetzt wird nicht länger gefackelt. Jetzt kommst du raus.«
Dann kam langsam das Baby. Als der Kopf draußen war, reckte es ihn wie ein argwöhnisches Tierchen, vorsichtig Ausschau haltend. Auf diese Gelegenheit hatte Gugu nur gewartet, sie packte es fest am Ohr und umfasste mit der anderen Hand seinen Schädel, dann zog sie mit äußerster Kraft: »Du kommst jetzt raus!«
Dann ertönte ein Geräusch, wie wenn man Popcorn in der Pfanne brät, und ein über und über mit Blut und Schleim bedeckter Säugling kam zum Vorschein, den Gugu mit einer Hand gepackt hielt ...
Ich schreckte hoch. Am ganzen Körper schweißnass und zitternd vor Kälte. Mein Cousin und Kleiner Löwe kamen zur Tür herein. Mein Kleiner Löwe hatte eine Mullwindel im Arm, aus der ein winziger Säugling herausschaute und mit feinem Stimmchen weinte. Mein Cousin flüsterte: »Renner, meinen allerherzlichsten Glückwunsch zur Geburt deines Sohnes.«
Dann brachte er uns mit dem Auto zu meinem Vater ins Dorf.
Das Dorf ist inzwischen ein Stadtrandbezirk. Früher hieß es in den amtlichen Bekanntmachungen immer: Unser Kreisvorsteher hat angeordnet ... Heute gehören wir zur Stadt und haben einen Bürgermeister. Es heißt jetzt: Unser Bürgermeister hat angeordnet, dieses Dorf bestehen zu lassen und als Kulturdenkmal zu erhalten. Erhalten wird ein Dorf mit Häusern im Stil der Zeit der Kulturrevolution. An den Mauern stehen noch in großen roten Zeichen die Parolen, zu sehen sind der Dorfvorsteher mit dem Revolutionspappschild, die Lautsprecher der Dorfparteizentrale, der Versammlungsort der Produktionsbrigade ...
Draußen graute bereits der Morgen, aber die Straße war menschenleer. Der Frühbus brachte eilig ein paar Fahrgäste fort, die
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