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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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dir vor der Nase weg ...
    (schaut zu den Fotos hoch und zeigt mit der Hand auf eines der Babybilder)
    Willst du meine Milch trinken, Kleines? Nein, dir gebe ich sie nicht, denn du bist ja nicht mein Kind. Meines hat große Kulleraugen und eine doppelte Lidfalte. Deine Augen sind schmal wie ein Strich.
    Du dort willst meine Milch? Du bist auch nicht mein Kind. Das Gesicht meines Kleinen ist rosigrot wie ein Äpfelchen. Du aber hast ganz gelbe Haut. Du bist noch weniger mein Kleines. Mein Baby ist ein Bübchen, ein kleines rundes Bübchen. Und du bist ein Mädchen. Kleine Mädchen sind nichts wert, die sind billiger.
    (sachlich und sehr deutlich)
    Einen Jungen gebären bringt fünfzigtausend Yuan, ein Mädchen nur dreißigtausend.
    Ihr feudalistischen Missgeburten! Ihr Machos! Sind eure Mütter etwa keine Frauen? Und eure Großmütter, sind sie keine Frauen? Alles Jungs, keine Mädchen? Dann ist es mit unserer Welt doch aus und vorbei! Ihr hohen Funktionäre, ihr Intellektuellen, ihr eingebildeten Pappnasen. Versteht ihr nicht mal dieses allereinfachste Prinzip?
    Wie? Du meinst, du bist mein Kind? Du kleines Karnickeljunges. Hast meine Milch gerochen, wie? Deswegen läuft dir so das Wasser im Munde zusammen?
    (schnuppert, wie deutlich an den Nasenlöchern zu sehen ist)
    Du führst mich an der Nase herum, kleiner Mümmelmann! Von mir kriegst du nichts! Ich sag dir eins: Auch wenn man mir die Augen verbindet, allein am Geruch erkenne ich mein Kind unter tausend anderen. Hat deine Mutter dir das nicht gesagt? Jedes Kind hat seinen eigenen Geruch! Wenn du die Brust willst, geh zu deiner Mama. Was mir noch einfällt, ihr Reiche-Leute-Kinder sagt ja nicht Mama, ihr sagt Mami, ihr sagt nicht die Brust geben, ihr sagt stillen. Hat deine Mami keine Milch? Das kann keine richtige Mama sein, wenn sie keine Milch für dich hat. Ihr predigt tagtäglich den Fortschritt. Ich finde, ihr seid nicht fortschrittlich, sondern im Gegenteil so rückschrittlich, dass eure Kinder nicht mehr durch die Scheide geboren werden und eure Brüste keine Milch mehr geben. Ihr lasst eure Arbeit von den Kühen und Ziegen machen. Die Kinder, die mit Kuhmilch großgezogen werden, haben einen Kuhmilchgeruch, die, die Ziegenmilch trinken, den Geruch von Ziegen. Nur die mit Muttermilch großgezogenen Kinder duften nach Mensch. Ach, ihr wollt meine Milch kaufen? Das schlagt euch aus dem Kopf! Meine Milch bekommt allein mein Kind zu trinken, da könnt ihr bergeweise Geld anschleppen, es interessiert mich nicht. Kind, komm schnell zu mir! Kommst du nicht, kommen diese Kinder hier und wollen sie dir vor der Nase wegschnappen.
    Schau, wie gierig sie sind, sie haben die Mündchen schon aufgesperrt, hungrig sind sie. Ihre Mamis haben ihre Mich verkauft und sich dafür Schminke besorgt, die sie sich aufs Gesicht geschmiert haben; und Parfum, womit sie sich einsprühen. Das sind keine guten Mamas, wenn sie immer nur an die eigene Schönheit denken und ihnen die Gesundheit ihrer Kinder nicht wichtig ist. Mein Kleines, komm schnell zu Mama.
    SCHICHTFÜHRER : (nimmt Haltung an, grüßt militärisch)
    Gute Frau, sehen Sie, dass Sie sich hier auf dem Gelände einer Mutter-und-Kind-Klinik mit Wöchnerinnenstation befinden? Die Wöchnerinnen und ihre Kinder brauchen Ruhe. Verlassen Sie deshalb sofort unser Gelände und machen Sie hier keinen Lärm.
    AUGENBRAUE: Wer bist du? Was machst du hier?
    SCHICHTFÜHRER :Ich bin Wachmann.
    AUGENBRAUE: Was macht man als Wachmann?
    SCHICHTFÜHRER : Wir sorgen dafür, dass alles im Fluss bleibt, schützen die Sicherheit der staatlichen Organe und Behörden, der Schulen, der sozialen und wirtschaftlichen Einrichtungen, der Post, der Banken, der Warenhäuser, der Restaurants, der Bahnhöfe.
    AUGENBRAUE: Ich kenne dich!
    (lacht aus vollem Halse)
    Du bist Backes Leibwächter. Man nennt dich seinen Hofhund!
    SCHICHTFÜHRER :Es ist verboten, uns zu beleidigen. Ohne uns würde in unserer Gesellschaft das Chaos ausbrechen.
    AUGENBRAUE: Du bist es, der mir mein Kind gestohlen hat! Ich erkenne dich, auch wenn du den Arztkittel und den Mundschutz ausgezogen hast!
    SCHICHTFÜHRER : (panisch)
    Gute Frau, halten Sie sich an die Wahrheit bei dem, was sie sagen. Passen Sie auf! Sonst zeige ich Sie wegen Verleumdung an.
    AUGENBRAUE: Du meinst, ich würde dich nicht erkennen, wenn du die Kleider tauschst? Du denkst, in der Uniform des Sicherheitsdienstes bist du wieder ein guter Mensch? Du bist einer von Backes Hofhunden. Wan Herz, die alte Hexe, war

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