Frösche: Roman (German Edition)
grau.«
Als meine Tante gegangen war, sagte meine Mutter seufzend: »Im Leben deiner Tante läuft wirklich gar nichts glatt.«
»Die Leute erzählen, Yang Lin hätte Gugu später noch mal besucht, stimmt das?«, fragte ich.
»Ja, deine Tante behauptet, er sei wieder bei ihr vorbeigekommen. Ich habe gehört, dass er inzwischen Bezirkskommissar geworden ist und in einer großen Limousine chauffiert wird. Er hat sie um Verzeihung gebeten und erklärt, er wolle sie immer noch heiraten und seine Fehler während der Kulturrevolution sühnen. Deine Tante lehnte aber sofort und ohne zu überlegen ab.«
Als wir gerade wegen Gugus Herzensangelegenheiten ins Seufzen kamen, stürzte Renmei mit Riesenschritten zur Tür herein. »Verehrte Tante, ich habe gehört, Renner hat Großes geleistet und ist nun zurück, um sich eine Frau zu suchen. Würde ich Euren Ansprüchen genügen?«
»Aber mein Mädchen, du bist doch längst in festen Händen?«, gab meine Mutter zurück.
»Ich habe mit Unterlippe Schluss gemacht.«
»Der trennt sich, nachdem er die Aufnahmeprüfung für die Universität geschafft hat? Der ist ja so ein ehrloser Betrüger wie Chen Shimei 7 !«, empörte sich meine Mutter.
»Nicht er, sondern ich habe die Beziehung beendet. Was ist schon dabei, wenn man es auf die Universität schafft? Dieser Angeber mit seinen Böllern und dem Freiluftkino auf dem Markt ist mir zu vorlaut. Da ist mir Renner lieber, er hat es zum Offizier gebracht und macht keine große Sache daraus. Wenn er zu Hause ankommt, geht er gleich zum Arbeiten aufs Feld.«
»Renmei, eine Verbindung mit Renner und unserer Familie wäre nicht standesgemäß«, gab Mutter zu bedenken.
»Verehrte Tante, diese Angelegenheit können wir so nicht endgültig klären. Da müssen wir Renner fragen. Renner, möchtest du mich zur Frau haben und soll ich für dich einen Weltmeister zur Welt bringen?«
Ich warf einen Blick auf ihre Beine und sagte: »Das will ich!«
2
Am Hochzeitstag hatten wir schlechtes Wetter, es gab einen Kälteeinbruch, am Himmel ballten sich graue Wolken zusammen und es donnerte. Nach dem Donner schüttete es wie aus Kübeln. Höchst ungemütlich!
Mutter murmelte mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme: »Da hat Yuan Backe ja einen feinen Hochzeitstag ausgesucht. Von wegen astrologisch glücklichster Tag zum Heiraten , es sieht aus, als fluteten die Wasser den Jinshan-Tempel in Zhenjiang 8 .«
Um zehn Uhr früh kam Renmei in Begleitung zweier Cousinen im strömenden Regen zu uns nach Haus. Sie trugen Regenmäntel und sahen aus, als kämen sie vom Hochwasserschutz und seien auf dem Weg zum Fluss, um eine Inspektion der Deiche vorzunehmen. Im Hof hatten wir ein Partyzelt aufgestellt und darin einen Herd untergebracht, vor dem ich kniete und mit einem Blasebalg das Feuer zum Wasserkochen anfachte. Mein Cousin Wuguan rief mir in unflätigem Ton zu: »Held des Chinesisch-Vietnamesischen Kriegs, was hockst du da noch am Herd? Die Braut steht schon im Hof!«
Ich erwiderte nur: »Na, dann mach du doch hier für mich weiter!«
Er rief zurück: »Tante hat mich für die Böllerschlangen eingeteilt. Um bei so einem Sauwetter Böller zu zünden, braucht man eine gute Technik.«
Mutter stand in der Tür und rief: »Wuguan, sei endlich still! Nun mach schon!«
Er fischte eine Knallerschlange, die er vorher in Plastikfolie eingewickelt hatte, aus seiner Jacke und zündete die Zündschnur an. Er hatte keinen Stecken, woran er sie hätte hängen können. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt er sie in der einen Hand, in der anderen den aufgespannten Regenschirm, und drehte sich weg, während sie abbrannte. Schwarzer Qualm hüllte ihn ein, denn er hatte in dem heftig prasselnden Regen die Folie nicht abziehen können. Die Kinder, die wegen des Trubels alle herbeigekommen waren, sahen im Regen wie Suppenhühner aus. Sie klatschen in die Hände, stampften mit den Füßen und feuerten ihn an: »Wuguan! Qualmkopf! Qualmkopf!«
»Was gibt’s da zu schreien, ihr verdorbenen Blagen!«, rief Mutter herüber.
Bei Hochzeiten ist es so Brauch, dass die Braut, wenn sie den Hof betritt, keinen Ton sagt, schweigend das Wohnzimmer durchquert, ins Hochzeitszimmer hineingeht, ein Bein in die Höhe schwingt und auf den Kang steigt. Diese Pose nennt man »Aufs Bett steigen«.
Nicht so Renmei! Die betrat den Hof und schaute Wuguan erst mal beim Böllern zu. Der Qualm hatte Wuguan so das Gesicht geschwärzt, dass er aussah, als wäre er gerade aus dem
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