Frösche: Roman (German Edition)
Ofenrohr geklettert. Renmei lachte laut auf, ihre beiden Brautjungfern zupften sie verstohlen am Ärmel, aber sie reagierte nicht. Sie trug Plastikstöckelschuhe, so dass sie noch größer wirkte. Groß wie ein Baum erschien sie mir. Wuguan machte eine entsprechende Bemerkung, während er sie musterte: »Schwägerin, wer dich küssen will, muss ja erst mal auf eine Leiter steigen.«
»Wuguan, ich werde dir das Maul stopfen, wenn du nicht ruhig bist!«, rief die Mutter in lautem Ton über den Hof.
»Bist du ein Hornochse!«, sagte Renmei. »Selbst Galle und Nase schaffen das ohne Leiter!«
Fix waren da die neugierigen Ohren der alten Tanten und Großtanten gespitzt, als sie hörten, dass sich die Braut im Hof mit ihrem Schwager neckte. Ich kam mit der Kohlenschaufel aus dem Partyzelt, da klatschen die Kinder in die Hände und stampften mit den Füßen: »Der Held ist da! Der Held ist da ...«
Ich trug meine neue Uniform, hatte meinen Orden, die Ehrenmedaille dritten Grades, angesteckt, war aber weder Fisch noch Fleisch mit meinem rußverschmierten Gesicht und der Kohlenschippe in der Hand. Renmei bog sich vor Lachen. Sie hörte gar nicht wieder auf. Ich war verstört. Mir war zum Lachen und Weinen zumute. Was war nur los mit ihr? Spielten bei ihr die Nerven verrückt?
Mutter schrie wieder über den Hof: »Nun macht schon, dass ihr sie endlich ins Haus bringt!«
Ich sagte mit einem ironischen Unterton: »Gnädigste, bitte ins Hochzeitszimmer einzutreten!«
Renmei erwiderte: »Drinnen ist es stickig, draußen ist die Luft angenehm frisch.«
Die Kinder klatschten wieder in die Hände und stampften mit den Füßen: »Nun geh rein, das wird fein!«
Ich ging ins Haus zurück und holte eine Kelle voll Bonbons, rannte über den Hof zum Hoftor und streute sie mit Schwung auf die Gasse! Wie ein Bienenschwarm schwirrten die Kinder zum Tor und balgten sich in den Schlammpfützen um die Bonbons. Ich packte Renmei am Handgelenk und zog sie mit ins Haus, doch die Tür war zu niedrig, sie stieß sich am Türrahmen die Stirn, dass es knallte: »Mensch! Hier rammt man sich ja den Schädel ein!« Die Tanten schüttelten sich vor Lachen.
Klein war der Raum auch. Es drängten sich darin so viele Menschen, dass sie Hintern an Hintern standen. Die drei zuletzt Eingetroffenen zogen ihre triefend nassen Regenmäntel aus, aber es gab keinen Ort zum Aufhängen. Deswegen mussten die Mäntel an den Türrahmen gehängt werden. Der Boden war ohnehin schon feucht gewesen. Jetzt, da alle triefend und mit Schlammfüßen hereingekommen waren, war er eine einzige Schlammwüste.
In dem kleinen Zimmerchen, das unser Hochzeitszimmer sein sollte, war auch der Kang nicht mal zwei Meter lang. Am Kopfende des Kangs lag aufeinander gestapelt die Aussteuer, die die Eltern Renmeis vorbeigebracht hatten. Vier neue Baumwollsteppdecken und zweimal neues Bettzeug, dazu zwei Wolldecken und zwei Kopfkissen. Der Stapel war so hoch, dass er fast an die mit Papier beklebte Zimmerdecke stieß. Kaum hatte Renmeis Hintern die Matte auf dem Kang berührt, schrie sie auch schon: »Aua, Mama! Das ist doch kein warmer Kang! Das ist eine Kochplatte!«
Jetzt reichte es meiner Mutter. Sie pochte laut mit dem Krückstock auf den Boden: »Und wenn schon! Meinetwegen ist es eine Kochplatte, aber da setzt du dich jetzt drauf. Mal sehen, ob wir deinen Schinken gar geröstet kriegen.«
Renmei lachte wieder schallend. Sie flüsterte mir zu: »Renner, deine Mutter hat einen seltsamen Humor. Wenn ich meinen Hintern hier röste, wird aus unserm Weltmeisterbaby nichts.«
Ich war so wütend, dass ich jeden Augenblick bewusstlos hätte hinknallen können. Aber an einem solchen Glückstag macht ein Wutausbruch einen schlechten Eindruck. Also streckte ich die Hand aus und befühlte die Bastmatte auf dem Kang. Sie war wirklich kochend heiß. Weil wir so viele Gäste im Haus hatten – alle Tanten und Großtanten, Cousinen, Schwägerinnen waren ohne Ausnahme gekommen und blieben zum Essen –, kochte unter dem Dämpfer ununterbrochen Wasser. Dampfnudeln, Nudeln und alle möglichen Gerichte wurden zubereitet. Der Herd lief auf Hochtouren. Es stimmte, dass die Matte fast brutzelte. Ich zog eine Steppdecke aus dem Bettzeugturm heraus, faltete sie, schob sie an die Wand und sagte: »Gnädigste, bitte aufzusteigen und Platz zu nehmen!«
Renmei keuchte vor Lachen: »Renner, du Spaßvogel. Was soll der Scheiß, mich immer mit Gnädigste anzureden? Sag doch Schwiegertochter, wie wir es hier
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