Frösche: Roman (German Edition)
die Salzsäulen?« Zhang Goldzahn war sofort mit seinen Milizionären zur Stelle, die Faust auf den Boden drückten und ihm die Arme auf dem Rücken fesselten. Die weiblichen Dorfkader hielten die drei sich wehrenden Mädchen fest. Kleiner Löwe und Huang Quiya öffneten den Arzttornister und verbanden Tantes Platzwunde. Sie verbrauchten einige Rollen Verbandsmull, denn das Blut quoll immer wieder hindurch, so wurde der Verband dicker und dicker. Gugu war schwindlig geworden, ihr summten die Ohren, Sternchen tanzten vor ihren Augen und sie hatte Rotsehen. Alle Gesichter wurden hahnenkammrot, sogar die Bäume und Sträucher sahen aus wie zum Himmel züngelnde Flammen. Qin Strom kam vom Ufer herbei, um zu erfahren, was los war. Als er die Tante erblickte, erstarrte er. Im nächsten Moment stieß er einen gellenden Schrei aus und spuckte. Alle kamen, um ihn zu stützen, aber er stürzte nur wie ein Trunkener vorwärts, hob den mit Tantes Blut beschmierten Knüppel auf und holte damit in Richtung von Fausts Schädel aus.
»Halt!«, brüllte meine Tante, zwang sich aufzustehen und maßregelte Qin Strom: »Warum bleibst du nicht am Anleger beim Boot, sondern kommst hierher? Du machst uns nur Umstände!«
Qin Strom fühlte sich ertappt, schmiss sofort den Knüppel hin und trollte sich.
Tante wehrte ihre Gehilfin ab, die sie stützen wollte, und ging zu Faust hinüber. Während sie ihn mit festem Blick fixierte, hörte man weithin Qin Stroms lautes Weinen. Die Tante würdigte ihn keines Blickes. Fausts Mund entfuhren immer noch üble Beschimpfungen, aber sein Blick ließ jetzt eine ängstliche Vorsicht erkennen. Tante fuhr den Milizionär an, der ihn am Schlafittchen hatte und am Arm festhielt: »Lass ihn los!« Er zögerte. Meine Tante wiederholte: »Lass ihn los! Gib ihm den Knüppel!«
Ein Milizionär reichte den Knüppel weiter und warf ihn zu Faust hinüber. Mit einem eiskalten Lachen sagte meine Tante: »Heb den Knüppel auf!«
Faust murmelte: »Wer sich an meinen Nachkommen vergreifen will, dem werde ich den Garaus machen!«
»Nun ja, wenn du noch Nachkommen bekämst ...«, gab Tante zu bedenken und zeigte auf ihren Kopf: »Schlag zu! Hau drauf!«
Gugu sprang zwei Schritte auf ihn zu und rief gellend: »Heute setzt Wan Herz ihr Leben aufs Spiel! Merk dir, was deine Großtante dir sagt! Nicht mal die Japsen, die mich mit dem Bajonett in die Enge trieben, hab ich gefürchtet. Dich fürchte ich schon gar nicht!«
Zhang Goldzahn trat vor und verpasste Faust eine Backpfeife: »Dass du dich mal schnell bei Leiterin Wan entschuldigst!«
»Ich brauche seine Entschuldigung nicht! Die Politik der Geburtenplanung ist ein großangelegtes Staatsvorhaben. So wahr ich Wan Herz heiße, wenn ich jetzt dafür mein Leben gebe, ist es das wert!«
Kleiner Löwe bat Zhang Goldzahn: »Ruf schnell die Polizei, damit sie jemanden herschicken!«
Goldzahn trat Faust: »Knie dich hin, Mensch! Gib deine Vergehen zu und sag ihr, dass du ihr den Schaden wiedergutmachst.«
»Nicht nötig, nur keine Umstände. Dieser Stockschlag kann dich drei Jahre hinter Gitter bringen! Aber ich habe Verständnis für deine Lage und will dich nicht anzeigen. Zweierlei Möglichkeiten hast du: Die eine, du befiehlst deiner Frau, mir brav auf die Krankenstation zu folgen und eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Ich werde es persönlich tun und für ihre Sicherheit sorgen! Die andere, wir gehen gemeinsam zur Polizei und die verfahren dort mit dir strikt nach dem Gesetz. Am besten folgt mir deine Frau jetzt ohne Widerrede. Wenn nicht, dann ...«, Tante zeigte auf Zhang Goldzahn mit seinen Milizionären, »... könnt ihr sie mir rüberschaffen.«
Faust kniete heulend, beide Hände vor dem Gesicht, am Boden: »Lieber Himmel, seit drei Generationen trägt in unserer Familie ein einziger Sohn unseren Familiennamen weiter. Bitte lass ihn jetzt nicht mit mir aussterben! Himmel, öffne deine Pforten! Verhüte dieses Unglück!«
Zur gleichen Zeit war auch seine Frau laut weinend über den Hof herbeigekommen. Die Haare voller Stroh, denn sie hatte sich im Heuhaufen versteckt gehalten: »Leiterin Wan, verschone ihn, ich geh mit dir.«
Tante und Kleiner Löwe verschwanden rechts den Flussdeich entlang. Sie schienen auf dem Weg zum Brigadekaderbüro zu sein, wohl, um sich Hilfe und Rat bei den Kadern zu holen. Währenddessen kroch die Frau – Fausts Ehefrau – aus der Kajüte und sprang über Bord in den Fluss. Qin Strom hechtete sofort hinterher, aber er konnte
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