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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Aufbietung all ihrer Kräfte weiter, aber sie war schon langsamer geworden.
    »Ich hoffe, dir ist klar, dass du jetzt brav an Bord kommen musst, damit wir mit dir zur Krankenstation fahren und die OP machen können.«
    »Starrköpfigkeit wird dir nicht helfen! Wir können dir auch«, rief Kleiner Löwe wutschnaubend, »bis ins Ostchinesische Meer hinterherfahren.«
    Die Frau begann nun laut zu weinen, ihre Schwimmbewegungen wurden noch langsamer. Zug um Zug.
    »Na, was haben wir denn da? Machst du schlapp?«, lachte Kleiner Löwe sie aus: »Schwimm weiter, wenn du kannst! Eisvögel beherrschen das Stoßtauchen und Frösche klatschen, platsch, ins Wasser ...«
    Jetzt versank die Frau, und in der Luft roch es nach Blut. Tante warf einen Blick auf die Wasseroberfläche und schrie: »Ach du Scheiße! Mach schon, überhol sie!«, kommandierte sie. Dann befahl sie uns: »Springt ins Wasser! Schnappt sie euch!«
    Wang Leber sprang ins Wasser, Li Hand und ich sprangen hinter ihm her. Qin Strom drehte den Bug schräg und fuhr seitlich an der Frau vorbei. Leber und ich näherten uns ihr, ich streckte eine Hand aus, packte ihren linken Arm und zog ihn hoch, aber ihr rechter Arm kam wie der Fangarm einer Krake, umschlang mich und zog mich in die Tiefe. Ich schrie, schluckte Wasser, geriet in Panik. Es war Leber, der ihr Haar zu fassen bekam, zu einem Strang drehte und hochzerrte, so dass Li Hand ihre Schultern mit Schwung nach oben ziehen konnte, bis sie an die Wasseroberfläche kam. Mir wurde schwarz vor Augen, ich bekam einen Hustenanfall. Das Boot war vor uns. Qin Strom hatte den Motor gedrosselt, ich stieß mit der Schulter gegen das Boot, der Körper der Frau auch. Tante und die anderen an Bord streckten uns die Hände entgegen, ergriffen den Haarschopf der Frau, zerrten an ihren Armen, wir drückten von unten gegen ihren Hintern, pressten ihre Beine hoch. Es war grauenvoll, aber mit vereinten Kräften hatten wir sie schließlich ins Boot geschafft.
    Wir alle hatten das Blut an ihren Beinen gesehen.
    »Kommt nicht an Bord! Ihr schwimmt besser selbst ans Ufer.« Dann befahl Gugu Qin Strom brandeilig: »Schnell, wende das Boot, schnell!«
    Obwohl sie alles taten und die besten medizinischen Mittel anwandten, war Geng Xiulian tot und wurde nicht wieder lebendig.

6
    Die Truppenleitung zeigte mir ein Expresstelegramm, in dem zu lesen war, dass meine Frau Renmei mit dem zweiten Kind schwanger sei. Mein Vorgesetzter wies mich in strengem Ton an: »Du bist Parteimitglied! Kader obendrein! Du hast bereits den Nachweis ausgestellt bekommen, dass du bei einem Kind bleibst, du erhältst monatlich eine Sonderzulage auf deinen Sold, weil du nur ein Kind hast. Warum hast du es zugelassen, dass deine Frau ein zweites Mal schwanger geworden ist?«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen und wusste nichts zu erwidern. Mein Vorgesetzter erteilte mir die Anweisung: »Fahr sofort nach Haus und setz die Abtreibung durch!«
    Mein plötzliches Erscheinen versetzte meine Familie in Erstaunen. Mein zweijähriges Töchterchen hatte sich hinter meiner Mutter versteckt und schaute mich ängstlich an.
    »Wo kommst du so plötzlich her?«, fragte Mutter besorgt.
    »Bin auf Dienstreise und schau nur mal auf einen Sprung vorbei.«
    »Yanyan, das ist dein Papa, ruf ihn schnell beim Namen! Sei brav!« Meine Mutter schob Yanyan zu mir hin: »Bist du nicht da, redet sie von nichts anderem als von dir. Aber wenn ihr Papa wirklich kommt, hat sie Angst. Na, so was!«
    Ich streckte die Hand nach ihr aus und ergriff ihren Arm, wollte sie hochnehmen, aber sie weinte sofort laut.
    Mutter seufzte schwer: »Tagein, tagaus sind wir bedrückt und fürchten, entdeckt zu werden, tun alles, um es geheim zu halten. Und nun ist das Geheimnis doch gelüftet worden.«
    »Was ist hier eigentlich los?« Ich war völlig entnervt. »Renmei hat doch immer eine Spirale getragen.«
    Meine Mutter sagte: »Sie hat es mir erst verraten, als es schon passiert war. Bevor du das letzte Mal auf Heimatbesuch hier warst, hat sie sich die Spirale von Backe entfernen lassen.«
    »Von diesem Bastard Backe!«, entfuhr es mir böse. »Weiß der denn nicht, dass er sich strafbar macht?«
    »Komm bloß nicht auf die Idee, ihn anzuzeigen! Renmei hat ihn immer wieder angebettelt, und er willigte erst ein, nachdem sie Galle zu ihm geschickt hatte, die ihn herzlich um diesen Freundschaftsdienst bat.«
    »Viel zu gefährlich. Denk mal dran, Backe ist ein Sauschneider, und er erdreistet sich, Menschen die

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