Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
Vom Netzwerk:
Kreiskrankenhaus zu begleiten, damit dort der allerbeste Arzt die Sache für dich erledigt. Oder aber, du bleibst starrköpfig. Dann planieren wir mit dem Trecker die Häuser deiner nächsten Nachbarn und machen danach dein Elternhaus dem Erdboden gleich. Alles, was hier bei euren Nachbarn an Schaden angerichtet wird, muss dein Vater ersetzen. Und auch dann entgehst du der Abtreibung deines Kindes nicht. Mit anderen wäre ich vielleicht nachsichtiger. Bei dir bin ich es nicht! Renmei, hast du verstanden, was ich gesagt habe? Wang Jinshan und Wang Xiuji, habt ihr verstanden, was ich gesagt habe?« Rüde und unhöflich brüllte meine Tante die bloßen Namen meiner Schwiegereltern.
    Kein Laut, nichts rührte sich hinter dem Hoftor meiner Schwiegereltern. Totenstille herrschte. Dann krähte ein junger Hahn schrill sein markdurchdringendes Kikeriki. Daran schlossen sich die von Weinen unterbrochenen Schmähungen meiner Schwiegermutter an: »Du Unmensch, du der Hölle entstiegene Bestie, herzlose Teufelin ... warte nur, bis du in der Hölle schmorst! Du sollst einen grausamen Tod haben ... Wenn du tot bist, gehörst du auf den Messerberg, in den Kessel mit siedendem Öl, die Haut sollen sie dir abziehen, die Augen herausreißen, dich mit Öl übergießen und auf dem Scheiterhaufen anzünden ...«
    Tante lachte ihr eisiges Lachen: »Fangt an!«, forderte sie den Vizetruppführer der Volkswehr auf.
    Der Vizetruppführer führte seine Milizionäre ins Feld, hinter sich her zogen sie ein dickes Stahlseil. Das banden sie zuerst am Stamm des alten Schnurbaums beim rechten Nachbarn fest. Xiao Oberlippe bahnte sich auf seinen Krückstock gestützt einen Weg durch die Menge bis nach vorn. Er grummelte: »... das ist unser Baum.« Er versuchte meine Tante mit seinem Krückstock zu schlagen. Als er ausholte, verlor er das Gleichgewicht. Tante lachte: »Ach, euer Baum? Tut mir leid für dich, dass du dir die falschen Nachbarn ausgesucht hast!«
    »Ihr seid Straßenräuber! Kriminelle! Ihr seid wohl Baojia-Vorsteher der Kuomintang!«
    Die Tante parierte: »Du beschimpfst uns als Kriminelle? Du bist schlimmer als die Kuomintang! Selbst die bezeichnet uns nur als kommunistische Banditen!«
    »Ich werde euch anzeigen! Mein Sohn arbeitet beim Staatsrat.«
    »Mach doch! Bis ganz nach oben am besten!«
    Xiao Oberlippe schleuderte den Krückstock fort und schlang beide Arme um den Baum. Er weinte: »Ihr dürft meinen Baum nicht rausreißen. Backe sagt, der Baum liegt auf der Lebensader unserer Familie. Nur wenn es dem Baum gutgeht, geht es unserer Familie gut.«
    Gugu grinste: »Hat Backe auch ausgerechnet, wann die Polizei dich abholt?«
    »Nur wenn ihr mich zuerst tötet«, schrie Oberlippe erbärmlich weinend.
    »Oberlippe! Wo ist dein wilder Schneid aus Zeiten der Kulturrevolution geblieben? Wie du damals ausgeteilt hast! Du warst nicht zimperlich!« Messerscharf war ihr Ton. »Und jetzt sabberst und heulst du wie ein altes Weib!«
    »Ich weiß schon, du willst dich an mir rächen. Du schiebst politische Gründe nur vor, benutzt deine Position, um es mir heimzuzahlen! Was kann mein Baum dazu, dass die Frau deines Neffen heimlich schwanger ist. Du darfst meinen Baum nicht ausreißen!«
    »Ich hol dir nicht nur den Baum weg, ich schleif ihn noch über dein Haustor, zieh ihn über dein Ziegeldach. Heul hier nicht nutzlos rum. Geh zu Wang Jinshan, damit der das regelt.«
    Gugu ließ sich von ihrer Gehilfin ein Megaphon reichen und begann hineinzusprechen: »Nachbarn zur Linken und zur Rechten von Wang Jinshans Haus, ich habe euch was zu sagen! Entsprechend außerordentlicher Regelungen beschließt das Komitee der kommunalen Geburtenplanung, die Häuser der direkten Nachbarn des Wang Jinshan, der sich strafbar macht, weil er eine illegal schwangere Tochter bei sich versteckt hält, Widerstand gegen die Staatsgewalt leistet und die Arbeiter im Komitee rüde beschimpft, einzureißen und zu planieren. Den Verlust, den ihr erleiden werdet, muss Wang euch ersetzen. Wenn ihr nicht möchtet, dass eure Häuser planiert werden, bringt ihn umgehend dazu, seine Tochter herauszugeben.«
    Die Nachbarn meines Schwiegervaters begannen zu streiten, dass die Fetzen flogen.
    Tante gab sodann dem Vizetruppführer der Volkswehr den Befehl: »Anweisung ausführen!«
    Der Motor des Kettentreckers heulte auf, dass die Erde unter unseren Füßen erzitterte. Das Kettenfahrzeug bewegte sich knurrend vorwärts, das Stahlseil wurde stramm gezogen und gab sirrende Laute

Weitere Kostenlose Bücher