Frohes Fest!
kannst du harte Entscheidungen treffen. Und als der Mensch, der dieses verdammenswerte Komplott aufgedeckt hat, ist es dein Privileg, wie ich meine, über das Schicksal des Unsterblichen zu entscheiden, der sich gegen seine eigene Natur verschworen und jedes Vertrauen, das jeder auf der Erde in ihn hatte, verscherzt hat. Bestimme du, Lars Temkin, das Schicksal des Weihnachtsmanns!«
Darauf hatte ich nur gewartet. Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an Nadramadia, als ich sagte: »Knallt den Bastard ab!«
Und so geschah es.
Originaltitel: »The Nicholas Caper«
Copyright © 1989 by Ardath Mayhar
(Originalausgabe); mit freundlicher
Genehmigung des Autors und der Vega
Agentur Luserke, Friolzheim
Copyright © 1989 der deutschen Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Alfons Winkelmann
CURT CLARK [1]
Nackles
Erschuf Gott den Menschen, oder erschuf der Mensch die Götter? Ich weiß es nicht, und ohne meinen niederträchtigen Schwager hätte sich mir diese Frage auch niemals gestellt. Mein ehemaliger Schwager? Das weiß allein Nackles.
Letztlich läuft alles, wie beim Henne-Ei-Problem, auf die Frage hinaus: was war zuerst da? Existierte Gott, bevor der Mensch zum ersten Mal an Ihn dachte, oder nicht? Wenn nicht, wenn sich der Mensch also seine Götter erschuf, tat er gleiches mit dem Teufel.
Nun besitzt jeder Gott seinen ihm entsprechenden Teufel. Gut und Böse. Unsere polytheistischen Vorfahren, überaus fruchtbar im Erschaffen (?) von Göttern und Gottheiten, stellten den guten fast immer genügend böse zur Seite, um deren Einfluß aufzuheben – aber nicht völlig. Die Griechen, diese unglaublichen Supermänner, vereinten Gut und Böse in jeder ihrer Gottheiten. Zu Zarathustra, Ahura Mazda, die gut sind, gehört auch immer das Böse, Ahriman. Und wir selbst kennen Gott und Satan.
Natürlich kann es durchaus sein, daß ich mir keine Sorgen machen muß. Alles hängt halt davon ab, ob der Weihnachtsmann ein Gott ist oder nicht. Sicherlich scheint er ein Gott zu sein. Ziehen Sie mal folgendes in Betracht: er ist allwissend; er kennt die Taten aller Kinder, ob sie gut oder böse waren. Und zumindest am Weihnachtsabend ist er allgegenwärtig. Er läßt manchmal Gnade vor Recht ergehen. Er ist übermenschlich, oder zumindest außer-menschlich, obwohl man annimmt, daß er wie ein Mensch aussieht. Seine Helfer besitzen jedoch nicht ganz menschliches Aussehen. Er belohnt das Gute und bestraft das Böse. Und, was das Wichtigste ist, mehrere Millionen Menschen, fast alle unter zehn Jahre alt, glauben inbrünstig an ihn. Fehlt da wirklich noch etwas, das den Weihnachtsmann eine Gottheit sein ließe?
Selbst die Ungläubigen legen ihm gegenüber zumindest Lippenbekenntnisse ab. Er hält Weihnachten fast völlig in seinen Händen; überall trifft man auf sein Bildnis, aber wo sind Krippe und Christkind? Sie haben sich ziemlich einsam ins Mittelschiff der Kirche zurückziehen müssen. (Die Macht des Weihnachtsmanns wächst zusehends. Langsam, aber sicher, vereinnahmt er sogar Chanuka. [2] )
Der Weihnachtsmann ist ein Gott. Er ist nicht weniger Gott als Ahura Mazda oder Odin oder Zeus. Denken Sie nur an den weißen Bart, an den Schlitten, den eine Tierart durch die Luft zieht, die normalerweise nicht fliegt, an die Gebete (Bitten um Geschenke), die ihm alljährlich zugesandt werden und die die Post immer so durcheinanderbringen, an seine besonders ausstaffierten Priester in den Warenhäusern. Und spiegeln nicht Götter die Gesellschaft ihrer Schöpfer wider? Die Griechen besaßen eine Jagdgöttin, sowie Götter des Ackerbaus, des Krieges und der Liebe. Was sollten wir also anderes besitzen als einen Gott des Gebens, der Vermarktung und des Konsums? Nebengötter mögen in der Vergangenheit schon einmal beliebt gewesen sein, aber mit Sicherheit ist der Weihnachtsmann der erste dickwanstige Hauptgott.
Und wo immer es einen Gott gibt, muß da nicht früher oder später ein zugehöriger Teufel auftauchen?
Womit wir wieder bei meinem Schwager angekommen sind, der an allem schuld ist, was jetzt vor sich geht. Mein Schwager Frank ist – oder war – ein sehr bösartiger und widerlicher Mensch. Warum ich’s zuließ, daß er meine Schwester heiratete, werde ich nie verstehen. Warum ihn Susi heiraten wollte, ist ein noch größeres Mysterium. Natürlich könnte ich einfach die Achseln zucken und sagen: Liebe macht blind, aber das erklärte wohl kaum, warum sie
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