Frohes Fest!
eines der unglücklichen Kinder, die von Nackles hörten, nicht genauso an dieses böse Lebewesen glauben wie an den Weihnachtsmann? Aber sicher!
Das alles geschah, wie gesagt, voriges Jahr zu Weih nachten. Frank erfand Nackles, benutzte ihn, um seine sowieso schon völlig verängstigten Kinder noch weiter zu ängstigen und verbreitete die Geschichte unter allen Leuten, denen er begegnete. Ich bin sicher, daß am Heiligabend im vorigen Jahr mehr als ein Kind erleichtert und ein bißchen überrascht war, wie immer im eigenen Bettchen zu erwachen und später die Geschenke unten neben dem Baum zu finden, die bewiesen, daß Nackles zumindest ein weiteres Jahr lang keine Bedrohung mehr war.
Nackles lag, zumindest, was Frank betraf, vom 25. Dezember des vorigen bis zum Oktober dieses Jahres im Schlaf. Dann, als das weihnachtliche Klingen und Singen wieder über dem Land lag, kehrte auch Nackles zurück, frisch und bösartig wie zuvor. »Erwartet nicht, daß ich ihn aufhalte!« Frank wußte es genau. »Wenn er in der Nacht vor Heiligabend aus der Tiefe fährt und euch in seinem Sack mitnimmt, erwartet von mir keine Hilfe!«
Dieses Jahr war’s schlimmer wie im vergangenen. Frank ging es finanziell nicht so gut wie erwartet, und dann, Anfang November, entdeckte Susi, daß sie wieder schwanger war. Franks schlechte Laune erreichte einen Tiefpunkt. Er schrie seine Kinder unaufhörlich an, wobei ihm der Name Nackles rasch über die Zunge ging.
Susi tat, was sie konnte, um Franks schlechtem Einfluß zumindest etwas entgegenzusetzen, aber er ließ ihr nicht viel Gelegenheit dazu. Nahezu den gesamten November und Dezember hockte er zu Hause, weil die Weihnachtszeit nicht die günstigste Zeit war, Versicherungspolicen zu verkaufen, und weil er zudem seinen Job immer mehr haßte und ihm daher immer weniger Zeit widmete. Je mehr er seinen Job haßte, desto schlechter wurde seine Laune, und je mehr er trank, desto stärker wurde sein Hinken, und je stärker er hinkte, desto lauter wurde sein Brüllen und desto heftiger drohte er mit Nackles. Die Atmosphäre wurde von Tag zu Tag schwüler, und das Gewitter entlud sich am Heiligabend, als irgendeine eingebildete Untat eines seiner Kinder – Stewart, wenn ich mich recht entsinne – Frank dazu veranlaßte, alle Weihnachtsgeschenke aus den Verstecken hervorzuholen und sie in seinen Wagen zu packen, um sie zurück in die Geschäfte zu bringen, weil es absolut sicher war, daß dieses Jahr zu Weihnachten nicht der Weihnachtsmann ins Haus käme, sondern Nackles.
Als Susi die Kinder zu Bett brachte, waren alle im Haus nur noch nervöse Wracks. Die Kinder viel zu verängstigt, als daß sie hätten schlafen können, und Susi selbst viel zu genervt, um sie in den Schlaf zu wiegen. Frank hatte sich nach seiner Rückkehr mit seiner Flasche im Schlafzimmer eingeschlossen und soff.
Es war beinahe elf, als Susi die Kinder endlich zur Ruhe gebracht hatte. Daraufhin ging sie zum Auto, brachte alle Geschenke zurück und legte sie unter den Weihnachtsbaum. Sie wollte ihren Mann in dieser Nacht nicht mehr sehen – er kam ihr vor wie ein großes verzogenes Kind, das einen Rappel bekommen hatte – und ging ins Wohnzimmer. Dort schlief sie auf dem Sofa.
Frank Junior weckte sie am nächsten Morgen mit dem Ausruf: »Guck mal, Mama! Nackles ist nicht gekommen, er ist nicht gekommen!« Und er zeigte auf die Geschenke, die sie unter den Baum gelegt hatte.
Die beiden anderen Kinder kamen etwas später herunter, und Susi setzte sich mit den Kleinen auf die Erde, und dann öffneten sie die Geschenke, wobei sie so fröhlich waren, wie’s nur gehen wollte. Die Freudenschreie, die Kinder gewöhnlich ausstoßen, blieben aus, niemand wollte, daß der Vater mit seiner üblichen Laune die Treppe hinabstürmte. Die Kinder begnügten sich mit einem strahlenden Lächeln und geflüsterten Ausrufen, und nach einer Weile machte Susi das Frühstück, und der Tag ging so gemütlich dahin, wie es unter diesen Umständen nur möglich war.
Kurz nach zwölf begann sich Susi zu wundern, daß Frank immer noch nicht aufgetaucht war. Sie sammelte all ihren Mut und ging hinauf. Sie klopfte an die verschlossene Tür und rief seinen Namen, erhielt jedoch keine Antwort, hörte noch nicht einmal das übliche Schnarchen. Gegen eins rief sie mich an, und ich eilte hinüber. Ich rüttelte vorsichtig an der Schlafzimmertür, erhielt gleichfalls keine Antwort, und schließlich drohte ich sogar, die Tür einzuschlagen, wenn Frank nicht
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