Frohes Fest!
sich auf Anhieb in ihn verliebte.
Frank ist – Frank war – ich weiß einfach nicht, welche Zeitform ich benutzen soll, voller Hoffnung auf die Gegenwart. Frank ist auf seine Art ein sehr stattlicher Mann, groß, sonnengebräunt, vital. Fußballspieler, College-Held und drei Jahre lang Verteidiger, bis er sich eine irreparable Verletzung am linken Knie zuzog, die ihn hinken ließ, so daß er sein Auskommen auf andere Weise finden mußte.
Ex-Fußballspieler werden häufig Versicherungsvertreter, warum, weiß ich nicht. Frank genügte der Form und wurde es gleichfalls. Susi war damals Sekretärin bei der selben Versicherungsagentur, und so lernten sie sich bald kennen.
Ließ sich Susi von dem Ex-Helden, dem ach so großen und gutaussehenden Mann blenden? Sie war nie der Typ gewesen, der sich leicht blenden ließ, aber man kann ja niemals genau wissen, was im Kopf eines anderen Menschen vorgeht. Aus irgendeinem Grund entschied sie sich also dafür, in ihn verliebt zu sein.
Fünf Wochen nach ihrer Heirat verpaßte er ihr das erste blaue Auge. Und zugleich das letzte, obwohl es durchaus hätte anders kommen können, denn Susi unternahm alles mögliche, damit ich nicht dahinterkäme. Ich hatte vor, bei ihnen Abend zu essen, aber sie rief mich gegen elf im Autosalon an, wo ich arbeitete, und teilte mir mit, daß sie Kopfschmerzen habe und daß wir das Essen verschieben müßten. Aber ich hörte ihrer bestürzten Stimme sofort an, daß da etwas nicht in Ordnung war. Ich schnappte mir daher einen Vorführwagen und fuhr hin, und als sie öffnete, sah ich das Veilchen.
Nach und nach bekam ich aus ihr heraus, was vorgefallen war. Frank war anscheinend übel drauf. Sie wollte ihn entschuldigen, weil er schließlich gezwungen wäre, Versicherungsvertreter zu spielen, obwohl er doch viel lieber draußen auf dem grünen Rasen gespielt hätte. Aber ich wollte Bundespräsident sein und war auch bloß Autoverkäufer, dennoch lief ich nicht herum und schlug Frauen ein blaues Auge. Es war also jetzt an mir, Frank klarzumachen, daß er seine Launen, bitteschön, nicht mehr an meiner Schwester auszulassen hatte.
Unglücklicherweise bin ich jedoch nur knapp einssiebzig groß und wiege gerade mal 134 Pfund, mit der Zeitung unterm Arm. Frank durfte nicht das geringste ahnen, sonst wäre meine Schwester nicht die einzige, die mit einem blauen Auge herumliefe. Deshalb kaufte ich am gleichen Nachmittag einen Baseball-Schläger und nahm ihn mit, als ich Frank an diesem Abend aufsuchte.
Er öffnete die Tür und schnauzte: »Was willst du denn?«
Als Antwort erhielt er von mir einen Tiefschlag, der ihn nach Luft schnappen ließ. Nachdem ich so auf nicht ganz ehrbare Weise die Oberhand behalten hatte, zog ich ihm noch weitere fünf oder sechs über, stellte mich breitbeinig über ihn und sagte: »Wenn du das nächste Mal meiner Schwester eine verpaßt, kommst du nicht mehr so leicht davon, klaro?« Woraufhin ich Susi mit zu mir nach Hause nahm und dort mit ihr aß.
Und woraufhin ich Franks bester Kumpel wurde.
Leute wie ihn kann man nicht verstehen. Bis zu dieser Sache mit dem Baseball-Schläger hatte Frank lediglich ein unbestimmtes Verhältnis mir gegenüber gehabt. Aber nachdem ich ihn zur Schnecke gemacht hatte, wurde er mein Freund fürs Leben. Und ich bin sicher, daß er’s ehrlich meinte, er hätte mir sein letztes Hemd gegeben, falls ich darauf Wert gelegt hätte, was ich natürlich nicht tat.
(Außerdem, nur ganz nebenbei, verprügelte er niemals mehr meine Schwester. Er hatte zwar noch immer eine Saulaune, aber die ließ er aus, indem er die Möbel aus dem Fenster warf oder Löcher in die Wand schlug, oder indem er in die Stadt ging und dort in irgendeiner Kneipe eine Schlägerei anfing. Ich bot an, ihm abzugewöhnen, Haus und Mobiliar zu malträtieren, genauso, wie ich ihm abgewöhnt hatte, solches mit seiner Frau zu tun, aber Susi lehnte ab; Frank müsse nun mal Dampf ablassen, und es sei viel schlimmer, wenn er alles in sich hineinfressen müßte. Daher ruhte der Baseball-Schläger in Frieden.)
Dann kamen die Kinder, drei in drei aufeinanderfolgenden Jahren. Frank Junior zuerst, dann Linda Joyce und zuletzt Stewart. Susi gab sich der irrigen Hoffnung hin, daß Frank durch die Vaterschaft etwas ausgeglichener würde, aber gerade das Gegenteil war der Fall. Schreiende Babies, stinkende Windeln, unsanft unterbrochener Schlaf und völlig aufgelöste Frauen sind der Alptraum eines jeden Mannes, aber für Frank war’s – wie
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