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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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mich ins Privatbüro des Weihnachtsmanns. Ich denke, daß wir dort das Material finden werden, das Licht in die Sache bringt.«
    Er starrte mich einen Moment lang an. Seinen zusammengekniffenen Augen nach zu urteilen, arbeitet es mächtig hinter seiner Stirn. Schließlich nickte er. »Los!« sagte er.
    Wir gingen über die Versorgungs-Treppen in den oberen Teil des Hauses. Einer der großen Schlüssel an seinem Schlüsselbund öffnete uns eine weißgestrichene Tür, wir schlüpften in den Raum dahinter und verschlossen die Tür wieder. Das Büro war klein, aber gemütlich, und hinter dem riesigen Schreibtisch reihte sich ein überfülltes Regal ans andere.
    »Du durchsuchst die Regale! Ich nehme mir den Schreibtisch vor. Halte nach allem Ausschau, das in irgendeinen Zusammenhang zu bringen ist mit …« – mich schauderte etwas – »ihm.«
    Nuska starrte mich an, wobei sein grünliches Gesicht allmählich die Farbe von Erbsensuppe annahm. »Ihm?« Seine Stimme zitterte.
    Ich nickte und öffnete eine Schublade. Hinter mir hörte ich den Elf in den Regalen rumoren, wobei er mit sich selbst sprach.
    Es dauerte eine gute Weile. Oftmals dachte ich, daß ich etwas gefunden hätte, aber dann erwies es sich jedes Mal als ein unschuldiger Kommentar zu einem Brief oder eine Anmerkung in einem Buch. Aber schließlich keuchte Nuska laut, streckte seinen Arm aus und klopfte mir auf die Schulter.
    »Ist es das, was wir brauchen?« fragte er und hielt mir ein Dokument aus steifem Pergamentpapier hin, das mit Wachssiegeln in mehreren Farben bedeckt war. Sein Gesicht erblaßte zu einem Pistazien-Grün, und seine Hand zitterte, als ich ihm das Papier abnahm.
    Ich sah mir das Ding genauer an, und mein Herz erfror zu Eis. Es handelte sich tatsächlich um das Dokument, das zu finden ich gehofft hatte, obwohl ich zugleich gehofft hatte, daß sich alles, was ich gehört, was ich erwartet hatte, als schrecklicher Irrtum herausstellen würde. Jetzt wußte ich, daß alles zutraf.
    Da also die Unterzeichnenden darin übereinstimmen, sich gemeinsam gegen die Bevölkerung des Planeten, gegenwärtig bekannt als Erde, zu verschwören, und da …
    Ich las es von vorn bis hinten durch, obwohl das einige Mühe erforderte. Es war die Übereinkunft zwischen dem Weihnachtsmann und Luzifer, besser bekannt als der Teufel, die in allen Einzelheiten festhielt, wie die beiden zusammen planten, die Menschheit fort vom Pfad der Wahren Tugend zu führen. In aller Deutlichkeit! Unwiderlegbar!
    Beide Unterschriften waren klar und deutlich, obwohl die von Luzifer durch einen versengten Fingerabdruck leicht beschädigt war.
    Nuska hatte über meine Schulter weg mitgelesen, und er zitterte, als er nach seinem Schlüsselbund griff. »Du hast recht gehabt,« sagte er. »Wir müssen das sofort zu Uwe bringen. Das wird ihm endlich die Augen öffnen für diese unglaubliche, häßliche Wahrheit und ihn von seinen Forderungen abbringen.«
     
    Er hatte recht. Elfen, ich habe es schon einmal gesagt, sind loyal und konservativ. Vielleicht sind sie der letzte Hort der moralischen Aufrichtigkeit auf dieser kunterbunten Erde. Die Menschheit kann das von sich wohl kaum behaupten. Darum entschloß ich mich – als ich gefragt wurde –, bei den Elfen in ihrem Reich am Pol zu bleiben und antikes Spielzeug herzustellen. Wechselnde Arbeitskolonnen von Elfen lieferten es aus, da der übliche Auslieferer nicht mehr vorhanden war.
    Als der Vertrag erst einmal unter Uwe Leissens Räten herumgegangen war, stimmten die Ältesten darin überein, daß es ein äußerst verdammenswertes Dokument sei. Eine Vollversammlung wurde einberufen, und alle Elfen des Ortes kamen in der Versammlungshalle der Fabrik (kein anderer Raum wäre groß genug für alle gewesen) zusammen, um die Wahrheit zu vernehmen und um mitzuhelfen, die beste Lösung für alles zu finden.
    Ungeduldig hörte ich ihren endlosen Argumentationen und Plädoyers zu. Einige mochten ihren ehemaligen Herrn und Meister noch immer, ungeachtet seines Verbrechens. Viele hatten ihren Groll über Jahre hinweg in sich hineingefressen und wehrten sich mit Händen und Füßen gegen alles, was zu seinen Gunsten gesagt wurde. Die Mehrheit war schockiert und entsetzt, jedoch unentschlossen, was die beste Lösung für alle wäre.
    Schließlich seufzte Uwe auf und wandte sich an mich. »Du bist ein Mensch dieser Welt«, sagte er. »Wir haben sofort durchschaut, daß du kein richtiger Elf bist, und du hast das mehrere Male bewiesen. Als Mensch

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