Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
Vom Netzwerk:
dauerte eine Weile, aber dann kam der Professor zurück, noch blasser, sagte: »Sie hatten recht!« und fing an, eine Menge wichtiger Telefonate zu führen.
    Ziemlich bald – na ja, ein paar Stunden später war es schon, aber ich verschlief den Flug nach Washington und war immer noch recht verschlafen, als wir den Präsidenten und die Stabschefs trafen – ziemlich bald also waren wir bei den Vereinten Nationen. Sie ließen mich Tim vom Weißen Haus aus anrufen und die Frau des Präsidenten, die recht nett war, sagte ihnen, sie sollten ein Flugzeug schicken und Tim und Stacy abholen, damit sie bei mir sein konnten.
    Also waren wir alle oben bei der UNO. Erst sprach der Professor und ein Haufen anderer Professoren aus aller Herren Länder stimmte ihm zu. Dann bekam alles Angst, weil dieser Asteroid die Erde in einem Monat oder so treffen würde und uns zu Kleinholz verarbeiten und wir hatten keine großen Raketen, um ihn aufzuhalten.
    Ich war wütend darüber, weil ich daran dachte, daß Stacy noch nicht einmal alt genug für den Kindergarten war, und ich sagte zum Präsidenten: »Ich habe Sie schließlich auch gewählt und Sie geben haufenweise Geld für Bomben und so Zeug aus und können nicht einmal einen lausigen Asteroiden aufhalten.« Er sah so in etwa bestürzt aus und ich bekam ein schlechtes Gewissen und entschuldigte mich.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte er zu mir. »Wir sind alle ein wenig erregt.«
    Dann stand Jesse auf und erzählte, daß er einen Plan habe und eine Menge Kooperation brauchte. Unser Professor rechnete eine Weile herum und sagte dann, daß es funktionieren würde. Aber viele von ihnen glaubten Jesse immer noch nicht.
    »Ich denke, ich muß sie eben überzeugen«, sagte er und bat jemanden, ihm eine Gitarre zu bringen, und dort mitten im UNO-Gebäude fing er an zu singen. Und vielleicht war seine Stimme auch nicht besser als die seines Bruders, von dem sie ja zugeben müssen, daß er der größte Sänger war, der je gelebt hat, aber Jesse war von Außerirdischen unterrichtet worden, und er wußte, wie man die zusätzlichen neun Zehntel des Gehirns benutzt, die der Rest von uns nicht gebraucht, und so war es der beste Gesang, der überhaupt jemals gehört wurde. Ziemlich bald wußte niemand mehr, ob er weinen oder klatschen sollte, und als alle ein wenig ruhiger waren und die Ärzte solche Delegierten rausgetragen hatten, die ohnmächtig geworden waren oder Herzattacken gehabt hatten, stimmte jeder zu, daß wir Jesses Plan durchführen würden.
    Also, dann war es soweit – Heiligabend – und Jesse hatte eine Radioschaltung nach überallhin auf der Erde. Sie fragten, ob er Dolmetscher wollte, aber er sagte nein, und tatsächlich, als er zu sprechen anfing, langsam und ein bißchen laut, verstand ihn jeder, gleich welche Sprache er sonst benutzte.
    »Ich will, daß jedermann in der westlichen Hemisphäre und Europa und Afrika wirklich ganz still steht«, sagte er ins Radio. Ich war mächtig beeindruckt, wenn ich daran dachte, wie jeder auf der ganzen Welt die Worte meines Freundes Jesse hörte. Und sie trauten ihm und glaubten ihm auch, denn er klang ganz so wie sein Bruder, und jeder auf der Erde kennt ja Elvis. »Und ich will, daß jeder im Osten, in China und Japan und …« Na ja, ich übergehe lieber die Liste der Länder, weil ich sowieso nicht genau weiß, wo die alle liegen oder wie man sie schreibt.
    »… ich will, daß jeder von euch einen Küchenstuhl holt, der genau 18 inches oder 46 Zentimeter hoch sein muß …«
    Es war wirklich eindrucksvoll, wie schlau Jesse war. »Sie können Bücher oder Sperrholz auf den Stuhl legen, wenn die Höhe nicht genau stimmt. Jetzt möchte ich, daß ihr auf diese Stühle steigt, jeder von euch. Auf geht’s!« Er wartete kurz, damit auch die alten oder jungen Leute oder die, die vielleicht Arthritis hatten, auf ihre Stühle steigen konnten. »Wenn ich jetzt sage: Los! – aufhören, noch nicht, wenn ich sage: Los, möchte ich, daß jeder hinunterspringt. Okay, alles fertig?«
    Er sah zu mir herüber und ich lächelte und drückte die Daumen. Er beugte sich näher ans Mikrofon. »Okay. Auf die Plätze, fertig – Sprung!«
    Und überall in China und Japan und allen anderen dieser Länder sprangen die Leute von ihren Küchenstühlen herunter.
    Der Boden wackelte ein wenig und Stacy begann zu weinen. Ich beruhigte sie und Tim legte seinen Arm um meine Schultern. Der Professor sprach am Telefon mit einigen anderen Wissenschaftlern, die irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher