Frohes Fest!
waren und andere Sachen machten und dann legte er die Hand auf den Hörer und schrie: »Es hat funktioniert! Es hat funktioniert! Als die Asiaten alle sprangen, haben sie die Erde ein klein wenig aus ihrer Bahn geworfen und jetzt wird uns dieser Asteroid verfehlen! Wir sind gerettet!«
Alles begann zu jubeln und sich in die Arme zu fallen. Dann wurden wir ruhig, denn wir bemerkten alle, daß ein taghell orangefarben leuchtendes UFO außen vor dem Fenster schwebte.
Jesse kam herüber und nahm meine Hände. »Du warst eine richtig gute Freundin, Bobby June, und ich werde dich vermissen.«
Stacy sagte: »Gehst du wohin, Onkel Jesse?«
Er legte eine Hand auf ihren Kopf – und seitdem ist ihr Haar blond und hat Naturlocken – und sagte: »Meine Arbeit und die meines Bruders ist getan, Stacy. Ich gehe heim. Aber zuerst …«
Er nahm Tim ein wenig beiseite. »Jetzt, Tim«, sagte er, »ich weiß ja, daß du deine Frau liebst, aber du mußt mit ihr sprechen.«
»Aber wenn ich das mache und wenn sie die Wahrheit über mich herausfindet, dann liebt sie mich nicht mehr.«
»Ach, du weißt, das stimmt nicht. Hab keine Angst«, sagte Jesse zu ihm.
Tim sagte zu mir: »Bobby June, ich mache dir keinen Vorwurf, wenn du mich verläßt, nachdem du das gehört hast. Der Grund, warum wir nie meine Verwandten besuchen, und der Grund, warum ich solche Schwierigkeiten habe, passende Schuhe zu finden – Schatz, ich bin ein Bigfoot, ein kanadischer Yeti.« »Na, vielleicht kein wirklicher Bigfoot«, fuhr er fort. »Ich bin nur sein kleiner Bruder. Aber du weißt schon, was ich meine.«
Ich sagte: »Liebling, es ist mir gleich, ob du das Monster von Loch Ness bist oder was. Du bist immer noch mein Mann.« Und ich drückte Tim, und Stacy sprang auf und ab, weil sie wußte, daß von nun an alles in Ordnung sein würde.
Jesse ging zum Fenster und trat auf die Gangway des UFOs. »Würdest du nicht gern mit deiner Familie bei deinen Verwandten Urlaub machen, Tim?«
»Klar, Mann«, sagte Tim. »Aber an Heiligabend kriegen wir keinen Flug nach Oregon und außerdem, wir haben ja keine Geschenke.«
»Vergiß die Flugzeuge«, sagte Jesse grinsend. »Wir können dich unterwegs absetzen. Und ich bin sicher, wir finden in der Untertasse irgendwas für dich, das du deinen Leuten geben kannst.« Er winkte uns zu, daß wir auf die Gangway kommen sollten.
»Oh, Junge!« rief Stacy. »Das wird das schönste Weihnachten aller Zeiten! Und ich sage euch auch einen heftigen Konflikt im Mittleren Osten voraus und eine überraschende neue Karriere von Linda Evans und alle Hunde in Denver werden unter Haarausfall leiden, aber dafür sprechen lernen …«
Originaltitel: »Space Aliens Saved My Marriage«
Copyright © 1990 by Davis Publications, Inc.
(erstmals erschienen in
»Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine«, Dezember 1990);
mit freundlicher Genehmigung der Autorin
und der Agentur Luserke, Friolzheim
Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Uwe Luserke
Thomas M. Disch
Der Weihnachtsmann-Kompromiß
Weise Eltern bestrafen auch immer wieder einmal allzu vertrauensseliges Verhalten. Das ist der eigentliche Beweggrund für ihr Versteckspiel, dafür, daß ihre Hand strategische Rückzüge ausübt vor dem ersten freien Schritt des Kindes, für Geschichten über den Weihnachtsmann, die Zahnfee und so weiter. Die kleinen Schätzchen sollen nämlich beizeiten lernen … nun, ich will nicht sagen untreu, aber doch in gewisser Weise nachdenklich zu werden.
Einige Moralisten beklagen diese Sachlage. Meine Kindergärtnerin in der ›Vorschule zur Menschwerdung‹ in Minneapolis erboste meine Eltern, als sie ihren Zöglingen erklärte, daß es keinen Weihnachtsmann gibt, daß alle Geschenke eigentlich von … (Ach, wenn ich das jetzt verrate, nehme ich die Pointe der Geschichte vorweg.)
Religiöser Glaube gerät oft in Konflikt mit dem Erzählen von Geschichten. Puritaner finden Schauspieler verwerflich. Den Islam beunruhigen alle Formen der Darstellung. Und warum? Weil die Erfahrung, nach der Vorstellung das Theater zu verlassen, einem Paradigma der Enttäuschung gleichkommt. Religiöse Leute sollen nämlich glauben, und zwar in erster Linie und buchstabengetreu an das, wofür sie sich bekennen, und dieses Bekenntnis hat keine Ausgänge. Wahrhaft Gläubige haben den großen Sprung gewagt und leben danach auf ewig im freien Fall.
Was hat all das mit
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