Frontlinien
überladen. Ich bin gerade dabei, neue Verbindungen zu schalten, um die beschädigten Systeme zu umgehen.«
Janeway nickte. »Haben sich die Gimlon selbst vernichtet?
Was ist geschehen?«
Tuvok schüttelte den Kopf, und wenn ihm das Schmerzen
bereitete, so ließ er sich nichts anmerken. »Unbekannt.«
»Captain…«, erklang die Stimme des Piloten.
Janeway wandte sich ihm zu und Schmerz brannte in allen ihren Knochen. »Lieutenant?«
»Das Gimlon-Schiff ist verschwunden!«
Die Kommandantin sah zum Hauptschirm, blickte dann aufs taktische Display und schließlich zu Tuvok.
»Selbstzerstörung?«
»Die Sensoren orten keine Trümmer«, erwiderte der
Vulkanier.
Janeway blieb skeptisch und sah zu Harry Kim an der
Funktionsstation.
Kim zuckte mit den Schultern. »Auch meine Anzeigen sind negativ.«
Während sich Bolis hinter ihm erhob, überprüfte Tuvok
mehrmals die Anzeigen der taktischen Konsole.
»Das Gimlon-Schiff ist verschwunden«, sagte er schließlich.
Janeway drehte sich zu Lekket um, der gerade auf die Beine kam.
»Eine Tarnvorrichtung?«, fragte sie und trat auf den
Edesianer zu. »Das ist keine Magie, Commodore.«
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Harry Kim den Kopf
schüttelte. »Nein, Captain. Das Schiff kann nicht getarnt sein.
Sein Triebwerk war lahm gelegt. Wenn es getarnt wäre, müsste es sich noch hier befinden.«
Janeway nickte. »Nehmen Sie eine Sondierung mit
Neutrinostrahlen vor. Verwenden Sie die Sonnenwindmuster des nächsten Sterns. Gibt es irgendwelche Anzeichen für eine aktive Tarnvorrichtung?«
Kim arbeitete eine Zeit lang. Die jüngsten Ereignisse hatten ihn ebenfalls geschwächt, aber die Stimme des jungen
Fähnrichs klang aufgeregt und großer Ernst zeigte sich in seiner Miene. »Nichts, Captain. Das Schiff ist einfach nicht mehr da.«
Janeway wandte sich ihm ganz zu. »Soll das heißen, der Marodeur verschwand spurlos in einem Energieblitz, der uns fast vernichtet hätte?«
Kim zuckte mit den Schultern und nickte hilflos: »Ich weiß es nicht.«
Lekket berührte die Kommandantin am Arm, um ihre
Aufmerksamkeit zu wecken. Es war ein sehr sanfter,
vorsichtiger Kontakt, aber er genügte, um neuen Schmerz entstehen zu lassen.
Seine Augen schienen noch dunkler zu sein als vorher und das Gesicht hatte an Lebendigkeit verloren, wirkte wie eine Totenmaske.
»Magie, Captain«, hauchte er so leise, dass Janeway genau hinhören musste, um ihn zu verstehen. »Ich habe Sie gewarnt, aber Sie wollten mir nicht glauben.«
»Wovor haben Sie mich gewarnt?«, erwiderte Janeway. »Wo sind die Gimlon? Teilen Sie endlich Ihre Informationen mit uns.«
Lekket senkte den Blick.
»Die Gimlon sind entkommen«, sagte er. »Und wenn sie
zurückkehren… Dann werden sie uns vernichten. Dieses Schiff und unsere Zivilisation.«
Der edesianische Commodore ließ sich kummervoll in seinen Sessel sinken.
»Ich habe Sie gewarnt«, wiederholte er. »Jetzt sind wir alle so gut wie tot.«
6
CAPTAINS LOGBUCH, NACHTRAG
Eine aus zwei edesianischen Raumschiffen bestehende Eskorte begleitet uns, während wir den Sektor, in dem der Gimlon-Marodeur verschwand, langsam verlassen.
Fähnrich Kim und Lieutenant Commander Tuvok führen
weitere Scans und Sondierungen durch, um die
Tarnmethode der Gimlon festzustellen. Bisher haben sie nichts entdeckt. Eine so gute Tarnung ist mit der uns bekannten Technik nicht möglich. Belobigungen:
Commander Chakotay, Lieutenant Torres, Seven of Nine, Besatzungsmitglied Chen, Besatzungsmitglied Lothridge, Besatzungsmitglied Rossi, die Schadenskontrollgruppen Eins und Drei, die Brückencrew.
»Scannen Sie noch einmal.« Janeway rieb sich die linke Schulter. Sie war schwer gestürzt – zehnmal, wie es sich anfühlte –, hatte aber noch keine Zeit gefunden, die
Krankenstation aufzusuchen.
»Scan läuft…« Kim hatte immer wieder nach dem Marodeur gesucht, ohne eine Spur von ihm zu finden. »Nichts, Captain.
Für Nahbereichsondierungen wird die Entfernung allmählich zu groß.«
Wohin war das Schiff verschwunden? Keine Tarnvorrichtung konnte so gut sein. In den romulanischen und klingonischen Tarnvorrichtungen, die Janeway kannte, hatte es immer den einen oder anderen Fehler gegeben. Allerdings blieb meistens kaum Zeit, den Fehler zu entdecken.
Captain Janeway beobachtete die Sterne auf dem
Hauptschirm, als sich die Voyager immer weiter vom Ort des Gefechts entfernte. Wo verbarg sich der Marodeur? »Das Triebwerk war beschädigt«, sagte sie. »Es
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