Frontlinien
Lekket zu überraschen und er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Zum rasilianischen Sonnensystem.
Dort gibt es eine unserer wenigen Kolonialwelten. Rasilian II verfügte über ein Raumdock; dort kann Ihr Schiff repariert werden.«
Bestimmt wollt ihr die Gelegenheit nutzen, es genau zu untersuchen, dachte Janeway.
»Wie ich schon sagte, Captain: Wir werden uns bemühen, Sie gut zu behandeln. Aber Ihr Schiff spielt noch immer eine wichtige Rolle für unseren Kampf.«
Der Türmelder summte. »Herein«, sagte Janeway.
Tuvok betrat den Bereitschaftsraum. »Ich habe die neuesten Statusberichte, Captain.«
»Ich überlasse es Ihnen, diese Angelegenheiten allein zu besprechen.« Lekket wirkte recht würdevoll, als er aufstand und den Raum verließ.
Als sich die Tür hinter ihm schloss, richtete Janeway einen erstaunten Blick auf Tuvok.
»Offenbar glaubt er, dass wir keine Flucht planen können«, sagte der Vulkanier.
Sie nickte kurz. »Oder er belauscht uns mithilfe eines Abhörgeräts.«
Tuvok nahm vor dem Schreibtisch Platz und zog das
Terminal zu sich heran. Seine Finger glitten über die
Schaltflächen und es piepste mehrmals.
»Jetzt sollten wir weitgehend vor elektronischen Spionen geschützt sein«, sagte er.
»Nur ›weitgehend‹?«, wiederholte Janeway besorgt.
»Ich kann keine präventiven Maßnahmen gegen eine
unbekannte Technik ergreifen. Wenn die Edesianer mir nicht vertraute Abhörmethoden verwenden…«
Janeway nickte. »Natürlich. Ich verstehe.«
»Zum Glück wurde niemand schwer verletzt«, sagte Tuvok.
»Auf den meisten Decks kam es nur zu leichten Verletzungen.
Allerdings weigert sich ein Besatzungsmitglied, die
Krankenstation aufzusuchen.«
Die Kommandantin gestattete sich ein Lächeln. »Ich gehe, wenn ich so weit bin.«
Der Vulkanier schüttelte den Kopf. »Es wäre zwar durchaus möglich, dass ich Sie meine, aber ich glaube, es steht mir nicht zu, Ihnen in Hinsicht auf so persönliche Dinge einen Rat zu geben. Ich stelle es Ihnen anheim, wann Sie Ihre geringfügigen Verletzungen behandeln lassen wollen. Meine Worte bezogen sich auf Lieutenant Paris. Er besteht darauf, seine Tätigkeit auf der Brücke bis zum Ende der Schicht fortzusetzen, aber er hält die eine Hand im Schoß – ich vermute, sie ist gebrochen.«
Janeway nickte erneut. »Er und ich statten dem Doktor
gemeinsam einen Besuch ab.«
»Gut.« Tuvok reichte ihr einen Handcomputer. »Eine Liste der beschädigten Systeme mit den geschätzten
Reparaturzeiten.«
Janeway nahm das Gerät entgegen und überflog den Text, bevor sie den kleinen Computer auf den Schreibtisch legte.
Einige Sekunden lang musterte sie Tuvoks ruhige Miene.
Manchmal empfand sie seine Gelassenheit als sehr
willkommen – praktisch die gleiche Unerschütterlichkeit zeigte er, wenn sie in der Offiziersmesse Cribbage spielten.
»Dies ist kein Cribbage-Spiel«, sagte sie plötzlich.
Tuvok wölbte die Brauen. »Nein. Cribbage ist ein ziemlich dummes Spiel. Ich verstehe noch immer nicht, warum Sie Gefallen finden an einem Zeitvertreib, der so wenig Geschick erfordert.«
Janeway lächelte erneut. Vermutlich hielt Tuvok deshalb nichts von dem Spiel, weil das Glück eine zu große Rolle dabei spielte. »Es geht mir um die Gesellschaft, nicht um die Karten.«
Der Vulkanier vollführte eine knappe, zustimmende Geste.
»Wenn ich die Metapher ein wenig erweitern darf: Ich glaube, wir führen nach Punkten, auch wenn es vielleicht nicht danach aussieht.«
»Da stimme ich Ihnen zu«, sagte Janeway und rieb sich
vorsichtig die von Schorf bedeckte Schnittwunde am
Handrücken. »Aber wie weit wollen wir bei dieser Sache gehen? Wenn wir zulassen, dass die Edesianer unser Schiff reparieren, wenn sie zu viel über die Funktion der Bordsysteme herausfinden… Wir riskieren, dass sie uns einfach umbringen und anschließend unsere Technik verwenden.«
»Diese Möglichkeit stand den Edesianern immer offen. Aber ich glaube, sie sind zu verzweifelt. Ihnen dürfte nicht genug Zeit bleiben, eine Crew für ein Schiff mit unserem
technologischen Niveau auszubilden.«
»Vielleicht haben Sie Recht.«
»Und sie wissen nichts von den Kommandokodes. Und von
der Selbstzerstörungssequenz. Und… von einigen anderen Dingen.«
Janeway hob die Hand. »Die Selbstzerstörung kommt nur als allerletzte Maßnahme infrage und ich möchte sie derzeit nicht in Erwägung ziehen.«
Tuvok nickte andeutungsweise. Janeway kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er auf
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