Frontlinien
Schulter.
»Relativgeschwindigkeit null.«
Aus dem Heulen des Impulstriebwerks wurde wieder ein
dumpfes Summen. Stille senkte sich herab und kratzte an den Nerven der Kommandantin. Welche Anweisungen sollte sie jetzt erteilen? Was konnten sie unternehmen, ohne
Verstärkung, ohne die Föderation, umzingelt von zwei
Dutzend Raumschiffen?
Die Anspannung auf der Brücke schien Substanz zu
gewinnen.
»Beantworten Sie die Kom-Signale, Mr. Kim.«
»Ja, Ma’am.«
Das Bild auf dem Hauptschirm wechselte und zeigte das
Gesicht eines Fremden. Es war ein Humanoide mit kantigen Zügen, die denen von Vulkaniern oder Romulanern glichen.
Die Ohren hingegen wiesen größere Ähnlichkeit mit denen eines Ocampa auf: flach und lang, mit vielen Knochenbändern.
Janeway trat vor. »Was wollen Sie?« Sie verzichtete darauf, sich vorzustellen. Bei den vorherigen Kommunikationsversuchen hatte sich die Voyager identifiziert und auf ihre freundlichen Absichten hingewiesen. Dieser neue Gegner wusste darüber Bescheid und es scherte ihn nicht.
»Ich bitte um Entschuldigung, Captain«, erwiderte der
Fremde und der automatische Translator gab der Stimme einen kategorischen Klang. »Ich möchte… Ihr Schiff.«
2
Captain Janeway sah zu Tuvok und wandte sich dann Kim zu, sodass der Fremde auf dem Hauptschirm ihr Gesicht nicht sehen konnte. »Wenn ich das Gespräch fortsetze… Sorgen Sie für Statik und unterbrechen Sie dann die Verbindung.«
Kim nickte knapp.
»Wir sollten darüber reden«, sagte Janeway und blickte wieder zum zentralen Projektionsfeld. »Vielleicht können wir…«
Statik verzerrte das Gesicht des Fremden, dann wich es den Sternen.
»Einfacher Kode«, wies Janeway Fähnrich Kim an. »Teilen Sie den Fremden mit, wir hätten Probleme mit unserem Kom-System.« Sie trat aufs Oberdeck und ging mit raschen Schritten zur taktischen Station. »Tuvok, lassen Sie Handphaser an die Besatzung ausgeben. Die Sicherheitswächter bekommen
Phasergewehre. Wenn der Gegner einen Nahkampf will, so soll er ihn bekommen.«
»Aye, Captain.«
»Allgemeiner Alarm. Es ist mit einem Enterkommando zu
rechnen.« Die Kommandantin klopfte auf ihren
Insignienkommunikator. »Janeway an Chakotay. Bitte sagen Sie mir, dass es Ihnen gelungen ist, das Ding zu entfernen.«
»Diesen Wunsch kann ich Ihnen leider nicht erfüllen,
Captain. Wir kommen nicht einmal nahe genug an den Apparat heran. Hochenergetische Strahlung geht davon aus und
durchdringt den Rumpf. Seven of Nine und ich bereiten
spezielle Schutzanzüge vor, damit wir uns die Vorrichtung aus der Nähe ansehen können.«
Janeway blickte zum Turbolift und widerstand nur mit Mühe der Versuchung, die Brücke zu verlassen und sich selbst darum zu kümmern. »Besteht Gefahr für die Crew?«
»Nach der Evakuierung dieser Sektion nicht mehr.«
»Na schön, ergreifen Sie alle notwendigen Maßnahmen. In spätestens fünf Minuten erwarte ich einen Bericht von Ihnen.
Janeway Ende.« Sie schloss den internen Kom-Kanal und trat zur Funktionsstation. »Mr. Kim, weisen Sie die Fremden darauf hin, dass wir die Audio-Komponenten repariert haben und an der visuellen Kommunikation arbeiten.« Sie klopfte dem jungen Fähnrich kurz auf die Schulter. »Sie sollen den Eindruck gewinnen, dass wir zwar mit ihnen reden wollen, aber eine Menge Probleme haben.«
»Stimmt das etwa nicht?«, erwiderte Paris.
Janeway verließ das obere Deck, trat zum Kommandosessel, sah aufs taktische Display und nickte ernst. »Wir haben sechsundzwanzig Probleme, um ganz genau zu sein, Mr.
Paris.«
»Vierundzwanzig. Zwei Schiffe haben sich zurückgezogen.«
Tuvok kam aufs untere Deck, reichte Janeway einen
Handphaser und ein Halfter. »Die Transferleitungen der Reserveenergie sind in drei Sektionen überlastet. Die Kapazität der Batterien liegt bei dreiundneunzig Prozent. Das
Warppotenzial kann wiederhergestellt werden, aber der
Neutralisator hindert uns daran, ein Subraum-Feld zu
erzeugen. Das Kühlmittelleck ist unter Kontrolle, aber um Lieutenant Torres zu zitieren: ›Mit Heftpflastern lässt sich kein gebrochener Arm in Ordnung bringen.‹«
»Reparaturzeit?« Janeway befestigte das Halfter am
Hosenbund der Uniform und schob den Phaser hinein.
Es fühlte sich irgendwie beruhigend an. Sie würde ihr Schiff bis zum letzten Quäntchen Energie im Phaser, bis zum letzten Gedanken in ihrem Kopf und bis zur letzten Zuckung ihres Körpers verteidigen.
»Für eine optimale Reparatur sind drei Stunden
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