Froschkuss (German Edition)
Erlebnisse mit meinen Freunden, von denen ich immerhin 376 habe. Andererseits hatte er mir wirklich aus der Patsche geholfen, und ich hatte – doof wie ich war – ihm zugesagt, für eine Übergangszeit bei mir einziehen zu können. Also klickte ich auf „Freundschaftsanfrage bestätigen“ und rief sein Profil auf, um ein wenig mehr über ihn zu erfahren. Leon hatte drei Freunde (alle männlich) und außer seinem Profilbild kein einziges Foto hochgeladen. Seine Interessen: Computer, Tischtennis und World of Warcraft.
4. Kapitel
„Hier ist Ihre Karte Frau Grashorn, die tragen Sie bitte während der ganzen Zeit Ihres Aufenthalts bei sich!“ Die blonde Empfangsdame von Ostsee-Spa schenkte mir ein freundliches Lächeln: „Klemmen Sie die Karte einfach an Ihren Bademantel. Sie können damit Ihren Schrank abschließen und in unserem Restaurant bezahlen. Abgerechnet wird dann am Ende, wenn Sie uns wieder verlassen.“ Dann reichte die junge Frau, die mit einem eng anliegenden blütenweißen Kittel bekleidet war und laut Namensschild „Vera Sommer“ hieß, Karla ihre Karte. Kichernd machten wir uns auf den Weg in die Umkleidekabinen. Außer Hörweite des Empfangstresens stieß mich Karla sanft in die Seite: „Hast du gesehen, wie dünn und durchtrainiert die ist? Die kämpft sich hier bestimmt jeden Tag auf den Geräten ab und danach gibt’s einen Eiweißshake und sonst nichts.“ Die Umkleidekabine war riesig groß, hell gefliest und mit dunkelroten abschließbaren Schränken an fast allen Seiten ausgestattet. Eine rundliche Seniorin mit grellgrünen Badelatschen und im weißen Bademantel föhnte sich die Haare, sonst war der Raum leer. Kein Wunder, denn wer hatte schon um 11 Uhr morgens Zeit, ins Fitnesscenter und in die Sauna zu gehen? Rentner und Hausfrauen! Lars hatte sich überlegt, dass meine Reportage über unseren Besuch der Auftakt einer Serie werden könnte, nach dem Vorbild der Fernsehserie „Blond, ledig testet.“ „Du bist doch auch blond“, hatte mir mein Chef, spitzfindig wie er nun einmal war, mit auf den Weg gegeben. „Denk dir aber mal einen anderen Titel aus, Sonia. Es soll ja keiner merken, dass wir uns das abgeguckt haben.“ Dann war er wieder in sein Büro verschwunden. Das war wieder typisch für ihn, dachte ich, während ich mich auszog und meine Sachen in einem der Schränke verstaute. Das ganze Magazin Citylight war ein einziges Plagiat, angefangen von der Titelschrift, die fast mit der von der Vogue identisch war, bis hin zum Layout, das von der Gala abgekupfert war. Lars hatte überhaupt keine Hemmungen, die Ideen und Texte anderer als seine eigenen auszugeben und damit auch noch herumzuprahlen.
Karla und ich irrten ein wenig durch die Gänge, bis wir endlich die Duschen fanden. Wir hängten unsere Bademäntel an einen Haken und schäumten uns gründlich ein. Als ich meine Duschkabine verließ, stand auf einmal ein älterer Herr vor mir, nackt bis auf die weißen Badelatschen. „Ohh“, stotterte ich, „sind wir hier falsch? Ist das die Herrendusche?“
„Nein, hier bei uns sind Männlein und Weiblein nicht getrennt“, erwiderte der Senior schmunzelnd und platzierte mit viel Schwung sein Badelaken auf der rechten Schulter. Er sah sehr kernig aus, so wie jemand, der regelmäßig joggt oder rudert. „Viel Spaß die Damen“, sagte er und marschierte energisch in Richtung Ausgang, „wir sehen uns ja gleich!“ Karla und ich beschlossen, erst einmal ein wenig im Solebad zu plätschern und dann in die Sauna zu gehen. Die Temperatur des Wassers war sehr angenehm warm, die Frühlingsonne schien durch die hohen Fenster und verbreitete eine entspannende mediterrane Atmosphäre. Karla trug einen dunkelroten Badeanzug, der sich eng an ihren kurvenreichen Körper schmiegte. Sie hatte einen großen, wohl geformten Busen, der durch den elastischen Stoff besonders schön zur Geltung kam. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre Goldkette mit Herz (ein Geschenk von Karim) glitzerte in der Sonne. Ich trug meinen blauen Badeanzug von Adidas, in dem fühlte ich mich am wohlsten. Im Gegensatz zu meiner Freundin habe ich einen sehr kleinen Busen, den auch elastische Textilien oder Push-up-BHs nicht wirklich größer erscheinen lassen, leider. Mit meiner Figur bin ich einigermaßen zufrieden, ich bin nicht zu dick, aber auch nicht modeldünn (ebenfalls leider). Meine Oberschenkel gefallen mir allerdings gar nicht, die sind viel zu dick im Vergleich zu
Weitere Kostenlose Bücher