Froschkuss (German Edition)
in ihrem Ausschnitt verfangen hatte, was offensichtlich eine zeitweilige Gehirnblockade zur Folge hatte, auf jeden Fall reagierte er nicht. „Lars?“, wiederholte Celine ihre Frage gurrend und schob mit einer lasziven Bewegung den Träger zurück an seinen Platz. Unser Chef schüttelte sich kurz und strich mit den Fingern durch sein kurzgeschnittenes, kräftiges blondes Haar: „Da bin ich mir absolut sicher“, erwiderte er grinsend. Was lief da zwischen den beiden? Es war nicht zu übersehen, dass sich da etwas anbahnte oder auch schon angebahnt hatte. Vielleicht hatten die beiden die vergangene Nacht durchgevögelt und deshalb war Lars heute nicht in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen? Eifersüchtig betrachtete ich meine Konkurrentin, die gerade dabei war, mir die Liebe meines Lebens vor der Nase wegzuschnappen und mich darüber hinaus auch aus meinem Job herauszukicken, wenn mir nicht ganz schnell etwas einfallen würde. Aber waren die Würfel nicht schon gefallen? Sollte ich mich nicht lieber gleich geschlagen geben und mich schon einmal nach einem neuen Job und Mann umschauen? Eigentlich war ich keine große Kämpfernatur, ich hatte die Ereignisse und Wendungen in meinem Leben immer so genommen wie sie kamen, ohne großen Ehrgeiz zu entwickeln. Nach meinem Germanistik- und Geschichtsstudium hatte ich über die Kontakte meines Vaters einen Volontariatsplatz bei den Kieler Nachrichten ergattert und im Anschluss daran eine Stelle als Redakteurin bei Citylight erhalten. Kurz vor dem Abitur lernte ich meinen ersten Freund kennen, Tobias, der in die Parallelklasse ging, und mit ihm war ich fast vier Jahre zusammen. Mit ihm hatte ich auch den ersten richtigen Sex meines Lebens, nicht weltbewegend, aber es wurde mit der Zeit immer besser. Kurz bevor wir uns entschlossen hatten, zusammenzuziehen, verliebte er sich in eine andere, und ich war am Boden zerstört. Danach hatte ich einige kurze Beziehungen, hin und wieder eine Bettgeschichte, aber ansonsten konzentrierte ich mich voll auf mein Studium und meinen Nebenjob als Kellnerin. Als ich Lars das erste Mal sah, kribbelte es bei mir sofort im ganzen Körper, am liebsten hätte ich ihm alle Kleider vom Leib gerissen und mich auf ihn gestürzt. Allein vom Aussehen entsprach er absolut meinem Beuteschema, und die Tatsache, dass er sich mir gegenüber absolut neutral, um nicht zu sagen desinteressiert verhielt, steigerte mein Verlangen nach ihm ins Unermessliche. Nein, ich würde dieser Celine meinen Lars nicht einfach kampflos überlassen. „Den Artikel von Sonia über das Ostsee-Spa ist okay“, hörte ich wie durch einen Schleier hindurch meinen Chef sagen, „aber da er nicht top aktuell ist, schieben wir ihn auf die kommende Ausgabe. Das war’s Kollegen, frohes Schaffen!“
5. Kapitel
„Achtung, da kommt er“, warnte ich Karla, die sich sofort umdrehte. „Nicht gucken“, zischte ich leise und zupfte am Ärmel ihrer rote Carmen-Bluse, die perfekt zu ihren schwarzen Schneewittchen-Haaren passte. Wir saßen in der Bar vom Louf, von wo aus wir einen guten Überblick hatten. Neben uns hockte ein älterer Typ, dessen Bierbauch sich unter einem türkisfarbenen Polohemd wölbte, und der seinen Porscheschlüssel wie eine Trophäe um seinen dicken Zeigefinger kreisen ließ. Er blickte interessiert in unsere Richtung, offenbar mit dem Ziel, mich oder Karla für den Abend klarzumachen. Ich schaute demonstrativ an ihm vorbei und in diesem Moment stand Karim auch schon vor uns: „Na Mädels, klar soweit?“ Er grinste, präsentierte dabei seine weißen Zähne und legte seinen Oberarm besitzergreifend über die Schulter meiner Freundin, wobei er mit den Fingerspitzen den Ansatz ihrer Brust berührte. Karim sah mal wieder wie aus dem Ei gepellt aus, das musste man ihm lassen. Er trug eng anliegende Designerjeans, ein dünnes weißes Hemd, unter dem sich seine wohl geformten Muskeln deutlich abzeichneten und darüber eine blaue Kaschmirjacke. Er drehte seinen Kopf in Richtung Barkeeper, um für uns „Mädels“ noch einen Prosecco zu bestellen, und ich betrachtete für einen Moment fasziniert seine schmale, leicht gebogene Nase und die perfekt nach hinten gekämmten dunkelbraunen Haare. „Hier für dich, Lockenköpfchen“, sagte er, als er mir mein Getränk reichte, wobei er sich so nah zu mir herunterbeugte, dass seine nackte von regelmäßigen Sonnenstudiobesuchen gebräunte Brust, die aus dem oben geöffneten Hemd hervorlugte, fast meine Nase berührte. Ich
Weitere Kostenlose Bücher