Frostblüte (German Edition)
den Handgelenken fest. »Ich bin in dich verliebt. Ich bin seit dem Augenblick in dich verliebt, als du mir versprochen hast, nicht davonzulaufen, damit wir diese entführten Frauen retten konnten, und du hast dein Versprechen gehalten, obwohl ich dir jede Gelegenheit gegeben habe wegzurennen. Du warst für mich das tapferste Mädchen, das ich je kennengelernt habe, und seitdem ist nichts passiert, was meine Meinung geändert hätte. Ich bin in dich verliebt! Du bist wach und es ist die Wirklichkeit. Ich bin wirklich. Bekomme ich nun eine Antwort oder nicht?«
Ich hörte auf mich zu wehren. »Eine Antwort?«
»Was empfindest du für mich?« Seine Stimme zitterte leicht. Er hustete, dann sagte er energischer: »Magst du mich?«
Ich stieß einen lang gezogenen Seufzer aus und ließ mich zurücksinken. »Natürlich – Luca, ich mag dich sehr . Und es ist schrecklich! Es tut weh und es macht mich gleichzeitig glücklich und traurig und manchmal möchte ich dich schlagen und zu anderen Zeiten … Und ich kann nicht damit aufhören.«
Luca entspannte sich, seine Finger streichelten über meine Arme. »Das reicht mir.«
»Aber du hattest Recht beim ersten Mal«, sagte ich schnell. »Das hier ist ein Fehler.«
»Nein, ist es nicht.«
»Doch, ist es.«
»Nein, ist es nicht, und wenn du es noch einmal sagst, werde ich dich einfach so lange ablenken müssen, bis du vergisst, so stur zu sein …«, sagte er, seine Stimme wurde heiser, als er sich zu mir beugte.
»Hör auf!« Ich drehte den Kopf weg, mehr, weil der Ausdruck in seinen Augen mich schwach und zittrig machte, als aus Angst, er würde mich zu einem Kuss nötigen. »Du bist doch derjenige, der sich stur benimmt. Du hast das alles nicht zu Ende gedacht! Du hast vergessen, was ich bin, was in mir lebt. Ich bin noch immer verflucht. Niemand, der mich liebt, ist sicher. Ich … ich habe dir noch nicht alles erzählt.«
»Dann erzähl es mir jetzt«, sagte er einfach.
Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Wie konnte ich ihm erklären, dass ich ihn nicht gefährden wollte, ohne seinen Glauben in mich zu erschüttern? Dass ich Angst hatte, er würde vor mir zurückschrecken, wenn ich ihm alles sagte, und dass ich nicht wusste, ob ich das ertragen konnte?
Doch das war blanke Feigheit, das konnte ich ihm nicht sagen. Wenn er mir etwas bedeutete, musste ich ihm die Wahrheit gestehen.
Ich befreite meine Arme aus Lucas Händen und umfasste durch mein Hemd den Wolfszahn. Vater, gib mir die Kraft, es zu tun.
»Also gut. Ich … ich wusste es bis letztes Jahr selbst nicht. Ma hat es mir erst erzählt, als sie starb. Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt vorhatte, es mir zu sagen. Sie war verwirrt vom Fieber.
Mein Vater war ein Wolfsjäger. Ein b-berühmter. Er zog in Uskaand von Ort zu Ort, befreite Städte und Dörfer von den Wolfsrudeln, die sich dort herumtrieben, und verkaufte anschließend die Wolfsfelle. Meine Mutter war eine fahrende Heilerin, sie verkaufte ihre Salben und Tinkturen und pflegte die Kranken. Nachdem er und meine Mutter sich kennengelernt hatten, reisten sie zusammen, sie waren ein perfektes Paar. Während der letzten Tage, in denen meine Mutter mit mir schwanger war, wurde mein Vater in eine große Stadt am Rande von einem der endlosen Wälder von Uskaand gerufen. Ein einsamer Wolf trieb dort sein Unwesen. Man erzählte meinem Vater, dass der Wolf ein riesiges Exemplar war, schwarz wie die Nacht, mit Augen wie Sterne. Anfangs hatte er nur die örtlichen Bauernhöfe geplündert. Die Ältesten ließen Fallen aufstellen – das Tier umging sie. Sie legten vergiftetes Fleisch aus – der Wolf fraß es, ohne Schaden zu nehmen. Die Bestie begann Übergriffe auf die Stadt. Die Ältesten sandten Jäger und Hunde aus. Die Hunde kehrten wahnsinnig zurück; sobald sie einen Menschen sahen, hatten sie Schaum vor dem Maul und knurrten. Die Jäger kamen überhaupt nicht zurück. Die Stadt war in Panik. Es gab Gerede unter den Bewohnern, dass der Wolf mehr als nur ein Tier war. Dass er besessen war oder verflucht oder … vom Gott des Anderen gesandt. Man fing an, ihn den Dämonenwolf zu nennen. Ma erzählte mir, dass sie meinen Vater, als sie diese Geschichten hörte, anflehte, ein so ungeheuerliches Geschöpf nicht zu jagen, doch mein Vater lachte bloß.«
Ich sprach nicht weiter, ein kalter Schauder lief meine Wirbelsäule hinunter. Luca schob mir eine wirre Strähne hinters Ohr und streichelte mir über die Wange. Ich konnte nicht anders, ich
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