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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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täuschst du dich«, sagte ich. »Er benutzt mich als eine Art Portal ins Leben, in diese Welt. Er benutzt mich, um T-Tod zu bringen. Das ist alles, was er will.«
    »Das kannst du nicht wissen«, sagte Luca und nahm sanft meine Hand, die fest den Wolfszahn umklammert hielt. »Ich glaube vielleicht nicht an Dämonen, aber ich weiß, dass es Götter gibt und dass ihre Motive nicht immer leicht nachzuvollziehen sind. In der Vergangenheit ist der Wolf zu deinem Schutz aufgetaucht, wenn du geblutet hast oder in Gefahr warst, doch nun kannst du dich selbst schützen. Du wirst lernen, deine Angst in den Griff zu bekommen, und ich glaube, sobald dir das gelingt, wirst du deine Berserkerwut beherrschen können. Du bist mit dem allem nicht mehr allein.«
    Ich dachte an die vielen Male, als ich ihm die Trance vorgespielt hatte, Schuldgefühle und Erschöpfung überkamen mich. Er verstand es nicht. Er konnte es nicht verstehen. Trotzdem unternahm ich noch einen Vorstoß. Ich musste es tun. Er bedeutete mir zu viel, um es nicht zu versuchen.
    »Luca, du weißt nicht, ob es mir je gelingen wird, den Wolf zu beherrschen. Es braucht nur einen Tropfen Blut und ich bin nicht mehr ich selbst. Ich habe das Gefühl … Ich habe das Gefühl, dass der Wolf mit jedem Mal, da er von mir Besitz ergreift, stärker wird. Ich spüre ihn mittlerweile immer, wie Eis unter meiner Haut. Manchmal ist mir bewusst, dass er knapp unter der Oberfläche ist – und dort auf den richtigen Augenblick wartet und lauert. Ich höre seine Stimme. Ich habe Träume, in denen er nach mir ruft. Eines Tages … eines Tages verschwinde ich vielleicht für immer.«
    Luca drückte seine Lippen zärtlich auf meinen Mundwinkel. Das Ziehen in meiner Brust wurde schlimmer – und mit einem Mal wurde mir klar, dass es mein Herz war, das ich fühlte. Mein Herz, das einen Sprung machte, sobald Luca in meine Nähe kam. Nach allem, was ich ihm erzählt hatte, wollte er mich immer noch küssen. Er hatte keine Angst vor mir. Er hatte vor nichts Angst.
    »Niemals«, sagte er und in seiner Stimme und seinen Augen lag die gleiche Überzeugung, die mich in ihren Bann gezogen und dazu bewegt hatte, ihm ins Lager der Berggarde zu folgen. »Frost, deine Tapferkeit, deine Güte, alles, was dich ausmacht – das gehört zu dir, gleichgültig, was passiert. Das kann dir niemand nehmen. Deshalb haben Menschen die Wahl, ob sie Götter anbeten wollen oder sie ablehnen – deshalb können uns die Götter nicht zwingen. Sie mögen über Kräfte verfügen, die wir nicht besitzen, doch wir haben etwas, an das sie nie herankommen. Eine Seele. Der Wolf leiht sich vielleicht deinen Körper, doch deine Seele kann er dir nicht nehmen.«
    Ich unternahm einen letzten Versuch der Abschreckung. »Luca, ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt eine Seele habe. Vielleicht hat meine Mutter sie weggegeben, als sie mich dem Anderen angeboten hat. I-ich bin ein Ungeheuer. Mir zu vertrauen kann dich töten.«
    »Jemand anderem zu vertrauen kann einen immer töten«, sagte Luca unvermittelt grimmig. »Jetzt hör mir zu. Du hast mir deine Geschichte erzählt und ich empfinde es als Ehre, dass du das getan hast. Es ändert weder meine Meinung noch meine Gefühle. Du bist kein Ungeheuer und ich werde nicht mehr zulassen, dass du das sagst. Ich weiß, was Ungeheuer sind. Ich habe gesehen, was sie tun. Ich habe mit einem zusammengelebt. «
    Ich blickte in die Dunkelheit seiner Augen. »D-dein Bruder?«, flüsterte ich.
    »Hast du je ein Kind gekannt, dem Schmerz Freude bereitet? Ein Kind, das Schmetterlinge fängt, um ihnen die Flügel auszureißen? Eines, das Kätzchen ersäuft, aus purer Lust daran, sie ertrinken zu sehen?«
    Ich nickte langsam und schauderte. Luca zog mich näher zu sich und ich schmiegte mich an ihn, unsicher, ob ich ihn oder mich selbst damit beruhigte. »Ja«, sagte ich. »Ich habe solche Jungen gekannt.«
    »So war mein Bruder Ion. Er war zehn Jahre älter als ich. Ich weiß nicht, ob meine Eltern ihn verzogen haben, bevor ich geboren wurde, oder ob sein Charakter einfach so war, aber … weißt du, er war unglaublich liebenswürdig. So schlau, so gutaussehend. Er konnte einen anlächeln, dass man das Blut an seinen Händen kaum wahrnahm. Meine Mutter und mein Vater versuchten sein Verhalten als jugendliche Dummheit abzutun. Damals lebten mein Onkel, meine Tante und mein Cousin Sorin – mittlerweile König Sorin – bei uns und sie versuchten uns darauf hinzuweisen, uns vor dem zu warnen, was

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