Frostblüte (German Edition)
warum sie mit dir rummacht. Falls sie Rua versteht, dann sag ihr, dass sie nun die Axt hinlegen soll, bevor ich sie ihr wegnehme.«
Ein Heulen gellte durch den Wald.
Ion sprach weiter, sagte Arian noch mehr Bosheiten. Ich nahm seine Stimme kaum wahr. Das Geheul des Wolfes wurde immer lauter und lauter. Es vibrierte durch meine Knochen. Doch ich war die Einzige, die es hören konnte.
Eisige Kälte kroch durch meine Venen. Als ich blinzelte, war die Lichtung in Blau- und Silbertöne getaucht.
Ich habe kein Blut gesehen. Dies dürfte eigentlich nicht passieren.
Ions Gesicht war nun eifrig und triumphierend, seine Stimme lauter. Seine Männer kamen näher und umzingelten uns.
Gegen die aufsteigende Kälte ankämpfend gelang es mir, Arians Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
»Lauf.« Das Wort brach auseinander und verzerrte sich und verwandelte sich in ein tiefes, grollendes Knurren.
Arian starrte mich einen Augenblick lang an, dann rollte er sich vom Felsen, mir aus dem Weg. Ich war erleichtert, dass er verstanden hatte, was ich von ihm wollte – und im gleichen Moment verlor ich die Kontrolle über meinen Körper.
Das Eis kam hoch und umhüllte den Teil von mir, der Frost war, den Teil, den Luca meine Seele nannte, es schloss Hoffnungen und Gedanken und Herz tief in mir ein, wo sie nur zusehen konnten, ohne jemals an die Oberfläche zu kommen.
Der Wolf erwachte.
Geräusche erfüllten die Ohren des Wolfes, dessen Lippen sich zu einem Feixen verzogen, als er die Axt schwang und die näher kommenden Feinde musterte. Dieser Körper wusste nun genau, wie er die Axt wirkungsvoll einsetzen konnte. Dieser Körper war stärker und schneller als je zuvor.
Der Wolf würde auf seine Kosten kommen.
»Sei ein braves Mädchen und leg deine Waffe nieder«, rief der Mann von seinem Platz über dem Bach – irgendein Teil des Wolfes wusste, dass er der Hauptfeind war. »Dann tut es weniger weh.«
Der Wolf warf den Kopf zurück und ließ ein tiefes klagendes Heulen hören. Die Männer, die sich genähert hatten, zögerten und wechselten überraschte und zweifelnde Blicke.
Der Wolf sprang vom Felsen herunter und auf sie zu.
Der Sprung wurde zu einem weit ausholenden Halbkreistritt und warf den ersten Feind um. Ein einziger Axthieb beendete das Leben des Mannes. Blut spritzte über das Gesicht des Wolfes, er atmete den kräftigen, heißen Eisengeruch ein und knurrte. Ein anderer Mann stürzte sich auf ihn. Der Wolf duckte sich und schlug ihm mit der Schaftfeder der Axt in den Magen. Der Mann krümmte sich und würgte. Der Wolf packte seinen Kopf, dann holte er wieder mit der Axt aus, um einen Schwerthieb abzuwehren, der auf seinen Hals zielte.
Während das Schwert von der Axtklinge abprallte, wirbelte der Wolf herum, schnappte sich die Schwerthand des Angreifers und trat ihm gegen das Brustbein. Als er dem Mann den Arm auskugelte, war ein lautes Knacken zu hören. Der Mann schrie. Der Wolf umfasste sein Handgelenk und trat noch einmal zu, dieses Mal in die Seite, und lauschte, wie die Rippen brachen.
Der feindliche Anführer rief: »Armbrüste!«
Ein Metallpfeil zischte am Kopf des Wolfs vorbei. Er duckte sich wieder, den Körper seines Opfers benutzte er als Schild, so dass der zweite Pfeil den Brustkorb des Feindes traf. Der Wolf ließ den toten Mann los.
Der Wolf spürte eine Bewegung hinter sich. Er ließ sich auf ein Knie fallen, und als das Schwert an der Stelle, wo er gestanden hatte, durch die Luft sauste, riss er den Pfeil aus dem Oberkörper des Feindes und bohrte ihn in den Oberschenkel des Schwertkämpfers. Als der Mann schreiend zu Boden ging und mit den Händen sein Bein umklammerte, stand der Wolf schon wieder. Ein gut platzierter Tritt gegen den Hals machte dem Schrei ein Ende.
Ein weiterer Pfeil landete in einem Baum neben dem Wolf. Er knurrte, dann machte er kehrt und stürzte, die Axt schwingend, den Hügel hinauf, direkt auf den Armbrustschützen zu.
Dieser wich zurück. Verzweifelt legte er einen neuen Pfeil ein und spannte die Bogensehne – doch bevor er den Abzug ziehen konnte, hatte ihn der Wolf schon niedergestreckt. Er ließ die Axt im Oberkörper des Mannes stecken, griff nach der Armbrust und zielte auf den zweiten Schützen, der den Hügel hinab um sein Leben rannte, und durchbohrte seinen Schädel mit einem Pfeil.
Als der Mann zu Boden ging, heulte der Wolf wieder, es war ein Triumphschrei. Er ließ die Armbrust fallen, griff nach der Axt und wandte sich endlich dem Hauptfeind zu –
Weitere Kostenlose Bücher