Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Aber dieser Ort hier ließ die Akademie verblassen .
Alles im Hotel war massiv, von dem steinernen Kamin, der eine gesamte Wand einnahm, über die schweren Holzbalken, welche die Decke stützten, bis hin zu den Deckenfenstern in Form von Diamanten. Ein riesiger Lüster aus gebogenen Tierhörnern hing in der Mitte der Lobby und beleuchtete die im Raum verteilten Ledersessel und Couchen, die den Gast dazu einluden, sich hinzusetzen und die Wärme des prasselnden Feuers zu genießen. Hier und dort glitzerten auf dem grauen Stein Blattgold und Silber, während der Parkettboden glänzte wie Bronze. Es war das schönste, schickste, teuerste Gebäude, das ich in meinem Leben betreten hatte.
Aber selbst hier gab es kein Entkommen vor den Statuen.
In der Mitte der Lobby stand eine zehn Meter hohe steinerne Frau. Sie hielt den Kopf hoch erhoben und streckte die Arme zum Himmel. Um ihren Körper hatte jemand Ketten aus silbernen Schneeflocken gewickelt, sodass sie aussah, als würde sie einen Schneesturm beschwören. Skadi, die nordische Göttin des Winters. Ich kannte sie aus meinem Mythengeschichtsbuch. In den Ecken der Lobby und in engen Wandnischen standen weitere, kleinere Statuen, zum Beispiel von Ull, einem weiteren nordischen Wintergott, und Boreas, dem griechischen Gott des Nordwindes.
Das Hotel war genau wie das Bergdorf draußen weihnachtlich dekoriert. Fette Orangen und Feigen lagen wie Juwelen in den silbernen Schalen, die man vor den Füßen der Statuen aufgestellt hatte, direkt neben Kelchen mit gewürztem Maulbeerwein. Stechpalmenblätter waren zu Kronen gewunden worden und zierten nun die Köpfe der verschiedenen Götter und Göttinnen, während von ihren kalten Fingern Mistelzweige hingen. Kleine Gruppen von mit Lichtern geschmückten Zedern und Wacholderbäumen standen in der Lobby, und der Duft ihrer Nadeln vermischte sich mit dem angenehmen Holzrauch des Feuers.
Die prasselnden Flammen tauchten alles in ein sanftes, fröhliches Licht, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mich die Statuen anstarrten, genau wie sie es auf Mythos immer taten. Ich betrachtete Skadi. Vielleicht spielte mir meine Einbildung ja mal wieder einen Streich, aber die Schneeflocken um ihren Körper schienen mir eine nach der anderen zuzuzwinkern wie kalte, harte Augen. Ich blinzelte und wandte den Blick ab.
»Ist es hier nicht unglaublich?«, fragte Daphne neben mir.
»Schon«, murmelte ich. »Unglaublich.«
Daphne grinste, ohne meinen wenig begeisterten Tonfall zu bemerken. »Ich habe es dir doch gesagt. Warte nur, bis du die Zimmer siehst. Die sind genauso nobel, und es gibt hier sogar ein Spa, wo man sich jede Menge Gesichtsbehandlungen und andere Wellness-Programme buchen kann. Pass auf mein Zeug auf, dann sichere ich uns unser Zimmer und die Schlüsselkarten, damit wir gleich anfangen können, alles zu erkunden. Komm mit, Carson.«
Die zwei zogen los und stellten sich in die Schlange, die sich bereits vor der Rezeption gebildet hatte. Daphne und ich würden uns ein Zimmer auf einem der Stockwerke teilen, die nur für Mädchen reserviert worden waren, während Carson mit einem seiner Bandkumpel auf einem Jungenstockwerk wohnte.
Die Schüler der New York Academy mussten bereits angekommen sein, denn ich erkannte nur ungefähr die Hälfte der Schüler, die sich in der Lobby tummelten. Aber eigentlich sahen sie alle gleich aus – Kriegerwunderkinder in den teuersten Klamotten, die ihre Eltern kaufen konnten. Magiefunken knisterten und blitzten in der Luft, während sich die Schüler der beiden Schulen mischten, sich unterhielten, lachten und alte Freunde begrüßten.
Ich zog unsere Taschen zu einer der Wände und blieb dort stehen, um mir alles anzusehen. Ich bemühte mich, nicht zu starren. Trotz der unheimlichen Statuen war das Hotel wirklich phantastisch. Als meine Mom noch gelebt hatte, waren wir oft in Urlaub gefahren, aber wir waren nie in etwas so Schickem eingekehrt. Powder gehörte zu den Orten, an denen alles von einem Designer entworfen worden war, bis hin zu den kleinen Minz-Schokostückchen, die sie einem aufs Kopfkissen legten.
»Ziemlich eindrucksvoll, oder?«, sagte eine tiefe Stimme neben mir.
Ich drehte den Kopf und starrte einen der süßesten Kerle an, die ich je gesehen hatte. Ehrlich. Er war einfach … perfekt. Und als ob das nicht gereicht hätte, hatte er auch noch einen tollen Körper. Ich konnte seine Muskeln sehen, selbst unter dem schwarzen Rollkragenpullover. Er sah aus,
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