Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Schneckenhaus, während der Musikfreak das hitzige Gemüt der Walküre ein wenig kühlte. Aber sie so zusammen zu sehen erinnerte mich daran, dass ich keinen Freund hatte – sondern nur heftig und hoffnungslos in einen Kerl verschossen war, der meine Gefühle nicht erwiderte.
Als wollte er meine Theorie bestätigen, betrat in diesem Moment Logan den Bus. Der Spartaner sah in seiner schwarzen Lederjacke, dem blauen Pullover und den verblichenen Jeans so fabelhaft aus wie immer. Für einen Moment richtete ich mich auf und hoffte, dass er mich vielleicht, nur vielleicht sehen, zu mir kommen und sich neben mich setzen würde. Ja, ich war wirklich so jämmerlich.
Direkt hinter ihm stieg Savannah in den Bus und erstickte damit meine Hoffnung im Keim. Logan stopfte die Tasche der Amazone in eines der Gepäckfächer über den Sitzen, dann setzten sich die beiden nebeneinander. Ich konnte sie von meinem Platz aus perfekt beobachten. Super. Einfach super.
Ich stand auf, öffnete das Fach, in dem ich meinen Kram verstaut hatte, und zog ein paar Comics und die Dose mit den Resten von Grandmas Keksen aus meiner Tasche. Dann ließ ich mich wieder auf den Sitz fallen und fand mich damit ab, dass ich die nächsten zwei Stunden Geschichten von Wonder Woman, Batman und anderen Superhelden lesen würde. Zu dumm, dass die Kekse nicht so lange reichen würden.
Die erste Stunde der Fahrt verlief relativ ruhig, da alle noch aufwachten und sich davon erholten, dass man sie so früh aus dem Bett geholt hatte. Aber in der zweiten Stunde wurden die Gespräche lebhafter, es wurde lauter, und immer mehr Leute wanderten ans Ende des Busses zur Bar, um sich einen Drink oder einen Snack zu holen. Ich rutschte auf den Fensterplatz, damit meine Finger nicht aus Versehen irgendwen streiften. Ich wollte keinen Kerl berühren, der zufällig an mir vorbeikam, nur um zu erfahren, wie sehr er dem Besäufnis am Wochenende entgegenfieberte.
Ich hatte gerade die Hälfte eines Comics gelesen, als sich Oliver auf den leeren Sitz neben mir fallen ließ.
»Hey, Gypsymädchen«, sagte er grinsend.
Ich beäugte ihn und fragte mich, was er nur wollen könnte. Der Spartaner und ich hatten uns außerhalb des Kampftrainings nie unterhalten – nicht ein einziges Mal. Ich wusste nicht allzu viel über Oliver, nur die Sachen, die ich während unserer Kampfsessions mitbekommen hatte, weil er sich mit Logan und Kenzie darüber unterhalten hatte. Aber ich bezweifelte, dass wir viel gemeinsam hatten. Er liebte Sport, ich nicht. Er wusste, wie man Waffen benutzte, ich nicht. Er war ein richtig knallharter Krieger und ich nicht.
»Oliver«, sagte ich, dann steckte ich die Nase tiefer in meinen Comic.
Ich erwartete, dass er aufstand und zu seinem Platz neben Kenzie ging, aber stattdessen lehnte er sich vor und spähte auf die farbenfrohen Seiten.
»Was liest du da?«, fragte er und streckte die Hand aus, als wollte er mir das Heft aus den Fingern nehmen.
»Hat dich nicht zu interessieren. Und fass meinen Comic nicht an«, blaffte ich und zog meinen Lesestoff aus seiner Reichweite. »Ich habe diese Ausgabe erst letzte Woche bekommen, und ich will nicht, dass du oder jemand anders sie verseucht.«
Oliver runzelte die Stirn. »Verseuchen? Wie sollte ich das schaffen?«
Ich seufzte. Wahrscheinlich hätte ich es ihm erklären können, ihm darlegen, dass Leute, indem sie Dinge berührten, Gefühle, Bilder und Erinnerungen auf diese Gegenstände übertrugen. Aber mir war nicht danach. Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden, bis der Bus endlich im Skiresort ankam. Besonders da ich im Hintergrund Savannah lachen hören konnte, laut und deutlich, obwohl sie und Logan drei Reihen von mir entfernt saßen. Die Amazone hatte nicht aufgehört zu kichern, seit wir losgefahren waren.
»Du kannst es verseuchen, weil du einfach du bist«, sagte ich.
Olivers Miene erstarrte, und in seinen grünen Augen blitzte Wut auf. Aber ich war auch wütend – überwiegend auf mich selbst, weil ich diese dämlichen Gefühle für Logan nicht loswurde, obwohl er weniger als vier Meter von mir entfernt ein anderes Mädchen anlächelte.
Als wäre das ihr Stichwort, wählte Savannah genau diesen Moment, um erneut kokett zu kichern. Es kostete mich einen Moment, meine Zähne wieder voneinander zu lösen.
»Warum hast du dich überhaupt hierher gesetzt?«, blaffte ich den Spartaner wieder an. »Ich weiß doch genau, dass du nicht mit mir reden willst. Ich habe dein Notizbuch angefasst,
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