Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
zu viele Leute zwischen ihm und uns, und er ging zu schnell, als dass sie ihn wirklich erkennen konnte.
»Er wirkt süß«, sagte sie, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn besser zu sehen. »Zumindest von hinten.«
»Glaub mir«, murmelte ich. »Das ist er auch.«
Daphne stieß mir den Ellbogen in die Seite. »Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, dass hier Jungs von der New York Academy rumlaufen. Und schon hast du einen getroffen. Und du wolltest nicht mitfahren.«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, ja. Du bist meine geniale beste Freundin und kümmerst dich wunderbar um mich.«
»Genau«, verkündete Daphne. »Und jetzt komm. Lass uns unsere Taschen aufs Zimmer bringen. Ich habe Carson versprochen, dass wir uns so bald wie möglich mit ihm treffen.«
»Ja, Herrin«, stichelte ich.
Wir schnappten uns unser Gepäck und hielten auf einen der Aufzüge zu. Ich sah mich nach Preston um, konnte ihn aber zwischen den ganzen Leuten in der Lobby nirgendwo entdecken. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass Daphne vielleicht recht hatte – einen süßen Kerl zu finden, um mich von Logan abzulenken, war womöglich das Klügste, was ich an diesem Wochenende tun konnte.
Meine hoffnungsvolle Stimmung hielt genau so lange an, bis Daphne und ich uns mit Carson in einem der Skiläden in der Nähe der Hotellobby trafen. Die beiden wanderten durch die engen Gänge, sahen sich die gesamte Ausrüstung an und versuchten zu entscheiden, ob sie heute Skifahren oder lieber Reifenrutschen gehen wollten.
Wie alles andere, was ich in Powder bis jetzt gesehen hatte, war der Shop prall gefüllt mit dem Besten, was es gab. An den Wänden standen Regale voll mit allen Arten, Größen und Formen von Skiern, deren glatte, helle Oberflächen an Glas erinnerten. Dicke Anzüge, Skihosen und Handschuhe, alle mit Designerlogos, füllten die Mitte des Ladens, während auf einem Tisch im hinteren Teil Sonnenbrillen, Mützen und Schals ausgelegt waren. Von der Decke baumelten neonfarbene Reifen und sahen aus wie gigantische Donuts.
Ich folgte meinen Freunden durch den Laden und fühlte mich dabei klein, schäbig und verloren. Ich war nie ein Frischluftfanatiker gewesen, sondern blieb viel lieber in meinem Zimmer, um Comics zu lesen oder fernzusehen. Diese ganze Natur war ein wenig schwer zu schlucken. Ehrlich. Was war denn so verdammt toll daran, draußen in der Kälte herumzustehen oder sich zu bemühen, nicht zu fallen und sich die Beine zu brechen, während man einen Berg nach unten sauste?
Schließlich hatten Daphne und Carson sich Ski, Schuhe und Kleidung ausgesucht. Sie schauten mich an, weil sie darauf warteten, dass ich dasselbe tat. Was bedeutete, dass es Zeit wurde für mein Geständnis.
»Ich, ähm, fahre nicht Ski.«
Daphne runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
Ich wand mich. »Ich meine, ich kann nicht Ski fahren. Ich habe es noch nie gemacht. Das ist einer der Gründe, warum ich dieses Wochenende eigentlich nicht mitkommen wollte.«
Ihr fiel die Kinnlade nach unten. »Wie kannst du in den Bergen leben und nicht Ski fahren? Jeder auf der Akademie fährt nach Powder oder fliegt zumindest ein- oder zweimal im Jahr nach Aspen …«
Die Stimme der Walküre wurde immer leiser, als ihr aufging, dass ich auch noch nie in Aspen oder einem anderen der feinen Orte gewesen war, die sie so gut kannte.
Ich starrte eine Sonnenbrille an und trat von einem Fuß auf den anderen, während meine Wangen vor unglücklicher Scham brannten. Die Tatsache, dass an der Sonnenbrille ein Preisschild über tausendzweihundert Dollar hing, machte die Sache nicht besser.
Die meiste Zeit machte es mir nichts aus, dass ich nicht dieselben teuren Klamotten, Autos und Schmuckstücke besaß wie die anderen. Ich verstand, was meine Mom und Grandma versucht hatten. Sie hatten mir so lange wie möglich ein normales Leben ermöglichen und mir beibringen wollen, Geld nicht für selbstverständlich zu halten. Außerdem gab Grandma mir ein Taschengeld, und ich machte gute Kohle damit, verlorene Gegenstände für die Schüler von Mythos zu finden. Ich hatte mehr als genug Geld, um mir einen Skianzug zu kaufen, Skier zu mieten und zu tun, was auch immer ich dieses Wochenende in Powder tun wollte. Aber wann immer Daphne darüber sprach, wie sie in die Hamptons oder die Bahamas oder wohin auch immer geflogen war … ja, manchmal wurde ich dann ein wenig neidisch, weil sie all diese interessanten Orte gesehen und all diese Dinge getan hatte und
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