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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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dass du das mit deinem Dad und Nickamedes durchmachen musst. Sie sollten dich nicht so in ihren Streit reinziehen. Aber deinem Dad muss doch bewusst sein, dass du nichts hättest tun können, um deine Mom und deine Schwester zu retten. Sie haben ihre Leben geopfert, um deines zu retten. Außerdem warst du doch erst fünf. Du hättest überhaupt nichts tun können, um die Schnitter aufzuhalten.«
    In meinem Kopf blitzten die Bilder auf. Logans Mom schrie ihm zu, er solle wegrennen, während sie und Logans ältere Schwester vortraten, um gegen die Schnitter zu kämpfen. Logan, der sich in einem Schrank versteckte und sein kleines Schwert umklammerte, während laute Rufe und schmerzerfüllte Schreie durchs Haus hallten. Und schließlich Logan, der über den blutigen Leichen seiner Mom und seiner Schwester stand und weinte, weil er nicht fähig gewesen war, sie zu beschützen, sie zu retten. Ich fühlte jede schreckliche Empfindung, die der Spartaner an diesem schrecklichen Tag durchlebt hatte – all die Angst und Wut und Scham und auch seinen Selbsthass.
    Der Spartaner hielt sich selbst für einen Feigling, weil er sich vor den Schnittern versteckt hatte, wie seine Mom es ihm befohlen hatte. Das war ein Geheimnis, das er jahrelang bewahrt und mir erst vor ein paar Wochen offenbart hatte. Logan mochte es nicht gefallen, aber ich wusste, dass seine Handlungen an diesem Tag ihn zu der Person gemacht hatten, die er heute war – dass sie ihn dazu getrieben hatten, der beste Krieger der Akademie zu werden.
    Logan schüttelte den Kopf. »Laut meinem Dad wäre ein echter Spartanerkrieger nicht von der Stelle gewichen und hätte gekämpft – egal ob ihn der sichere Tod erwartet hätte oder nicht.«
    Monatelang hatte Logan mir erzählt, dass ich ihn nicht mehr mögen würde, wenn ich die Wahrheit über ihn erfuhr. Seine Selbstvorwürfe wegen dieses Tages hatten zwischen uns gestanden. Natürlich war das nicht wahr. Ich hätte nicht stolzer auf ihn sein – oder ihn mehr lieben können. Doch plötzlich ergab seine seltsame Angst Sinn. Denn in all den Jahren seit dem Tod seiner Mom hatte sein Vater Logan das Gefühl gegeben, dass er an diesem Tag ebenfalls hätte sterben sollen, statt glücklich darüber zu sein, dass sein Sohn noch am Leben war.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich wieder. »Das hätte dein Dad nicht sagen dürfen. Er hätte dir niemals dieses Gefühl vermitteln dürfen. Er hätte glücklich sein müssen, dass du überlebt hast.«
    Logan zuckte mit den Schultern. Einige Minuten saßen wir schweigend da.
    »Was ist mit Agrona?«, fragte ich schließlich. »Wie ist deine Stiefmutter so?«
    Logan wurde ein wenig fröhlicher. »Das ist auch ziemlich kompliziert. Eigentlich ist sie wirklich nett, und es ist offensichtlich, dass mein Dad sie liebt. Sie ist die Einzige, in deren Nähe er fast menschlich wirkt – oder glücklich.«
    »Aber …«
    »Aber Nickamedes hat sie nie gemocht, und er will mir nicht verraten, warum«, erklärte Logan. »Ich glaube, es hat etwas mit der Tatsache zu tun, dass Agrona und mein Dad schon ein Jahr nach der Ermordung meiner Mutter und meiner Schwester geheiratet haben. Ich glaube, Nickamedes hat das Gefühl, dass mein Dad zu schnell über den Tod meiner Mutter hinweggekommen ist – oder dass er zumindest mit der Heirat noch hätte warten sollen.«
    »Nun, das kann man Nickamedes kaum vorwerfen, oder?«, meinte ich. »Deine Mom war seine Schwester. Er hat sie an diesem Tag auch verloren. Und seine Nichte.«
    »Ich weiß. Deswegen ist ja alles so frustrierend. Niemand hat vollkommen recht, und niemand hat vollkommen unrecht. Jeder hat seine eigene Position, und keine zwei von uns können sich auf etwas einigen. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte eine andere Familie«, murmelte er.
    »Sei einfach froh, dass du eine Familie hast«, meinte ich. »Dass sie hier bei dir ist.«
    Logan sah mich an, und ich wusste, dass er mir den Schmerz vom Gesicht ablesen konnte. Ich hätte so gut wie alles für einen weiteren Tag mit meiner Mom gegeben oder für die Chance, ein wenig Zeit mit meinem Dad Tyr zu verbringen. Er war gestorben, als ich zwei war, also erinnerte ich mich nicht einmal mehr richtig an ihn. Grandma Frost liebte mich, und ich liebte sie, aber das hielt mich nicht davon ab, meine Mom zu vermissen oder mir zu wünschen, ich hätte meinen Dad wenigstens mal kennengelernt.
    Logan atmete tief durch. »Du hast recht, Gypsymädchen. Es ist nur – sie treiben mich in den Wahnsinn,

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