Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
antwortete Logan ein wenig wachsam.
Wir standen nur da. Logan kam nicht näher, er zog mich nicht auf, er tat überhaupt nichts, das mir einen Hinweis darauf gegeben hätte, was er gerade dachte. Schließlich räusperte ich mich.
»Wo ist denn dein Gefolge?«, fragte ich.
Logan zuckte mit den Schultern. »Vor ein paar Tagen haben sie aufgehört zu kommen. Jetzt, da Loki frei ist, haben alle Wichtigeres im Kopf.«
Ich nickte.
»Was tust du hier, Gypsymädchen?«, fragte Logan, während er mich unverwandt ansah. »Ich habe dich ein gutes Dutzend Mal angerufen und dir gesimst, aber du hast nicht reagiert.«
»Ich weiß«, antwortete ich. »Und es tut mir leid. Ich bin heute Morgen gekommen, um mich zu entschuldigen für, na ja, für alles. Aber besonders dafür, wie ich mich im Garten meiner Grandma verhalten habe. Du bist gekommen, um mich zu retten – du hast dein Leben riskiert, um mich zu retten – und ich wollte nichts mit dir zu tun haben. Das tut mir leid. Mehr leid, als du dir je vorstellen kannst.«
Ich brachte keine Ausflüchte vor, und ich erwähnte auch nicht, was ich in diesem Steinkreis durchgemacht hatte, was ich verloren hatte und wie sehr es wehgetan hatte. Carson hatte mir mehr als einmal erzählt, dass jeder Schüler von Mythos schon jemanden an die Schnitter verloren hatte. Jetzt ging es mir genauso. Erst meine Mom und jetzt Nott. Ganz abgesehen von den Teilen meiner selbst, die ich hatte opfern müssen, um am Leben zu bleiben. Und in der Zukunft warteten noch mehr Verluste, mehr Leiden und mehr Schmerz – auf uns alle. Ich konnte es bis tief in die Knochen spüren.
Logan seufzte. »Mir tut es auch leid, Gypsymädchen. Dass ich dich in der Bibliothek der Altertümer beschuldigt habe, dich durch mein Hirn zu graben. Ich weiß, dass du nichts dagegen tun kannst. Deine Magie lässt dich Dinge sehen, ob du nun willst oder nicht. Die Wahrheit ist, dass ich Angst hatte – Angst davor, dass du mich als den Feigling siehst, der ich war. Aber dann habe ich erfahren, dass du von den Schnittern verschleppt worden bist, und es zählte nur noch, dich zurückzubekommen – und nicht ein weiteres Mal ein Feigling zu sein.«
»Du bist kein Feigling«, sagte ich. »Ich habe dich nie auch nur für eine Minute für einen Feigling gehalten. Ich bin hier der Feigling.«
»Warum behauptest du das?«
»Weil ich dich will, aber Angst davor habe, mit dir zusammen zu sein.«
Logan wollte einen Schritt nach vorne machen, aber ich hob die Hand, um ihn aufzuhalten.
»Ich will dich nicht verletzen«, flüsterte ich. »Mit meiner … mit meiner Magie. Du weißt ja nicht, wie es sich angefühlt hat, Preston das Leben aus dem Körper zu ziehen. Was, wenn ich es aus Versehen wieder mache? Was, wenn ich dich berühre und dir genau das antue? Das würde ich mir niemals verzeihen. Ich weiß nicht mal, ob ich mir verzeihen kann, was ich Preston angetan habe, obwohl es der einzige Weg war, mich selbst zu retten. Bei dem Gedanken, dich zu verletzen, wird mir … mir wird einfach nur schlecht .«
Ich schlang die Arme um den Oberkörper und wandte den Blick ab. Logan legte seine Handfläche an meine Wange, um mein Gesicht wieder zu heben. Bei seiner sanften Berührung wurden meine Augen groß, weil all seine Gefühle mich überschwemmten. Seine Sorge, sein Verständnis. Die pulsierende Wärme seiner Gefühle nahm mir den Atem, weil er exakt genauso für mich empfand wie ich für ihn. Genau so, wie ich schon immer für ihn empfunden hatte.
Logan schenkte mir ein schiefes Grinsen. »Du wirst mich nicht verletzen. Ich weiß, dass du es nicht tun wirst.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, flüsterte ich.
Sein Grinsen wurde breiter. »Weil du dieses Gypsymädchen bist, und ich bin der verwegene Spartaner. Und ich glaube, es ist Zeit, dass wir endlich zusammenkommen, findest du nicht auch?«
Ich starrte ihn an, während sich all diese Gefühle in mich ergossen, heller und heller, heißer und heißer in mir brannten, bis ich sie nicht mehr beherrschen konnte und mir nur noch eine einzige Wahl blieb. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, schlang die Arme um seinen Hals und drückte meinen Mund auf seinen.
Für einen Moment blieb die Welt einfach stehen. Ich spürte nur Logans Lippen auf meinen, den festen Halt seiner Arme, die mich umschlangen, die sehnige Stärke seines Körpers, der sich an meinen drückte. Es war das wunderbarste Gefühl auf der ganzen Welt, und der Kuss war alles, was ich mir je erträumt
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