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Frostherz

Frostherz

Titel: Frostherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Und wie gesagt: Es ist ja nichts passiert. Anne ist fast 18 und hat garantiert nicht vor, noch mal so eine Aktion mitzumachen, oder, Anne?«
    Sie war ihm dankbar, dass er Partei für sie ergriff, und nickte zustimmend. Andererseits, vielleicht war es gut, wenn sie ihren Vater herausforderte und er davon erfuhr. Dass sie das Recht auf ein eigenes Leben hatte. Aber sie hatte sowieso nicht zu entscheiden.
    »Er sollte schon wissen, was seine Tochter nachts so tut«, sagte Brunner. »Vielleicht muss er besser auf sie aufpassen.«
    Beinahe hätte Anne laut aufgelacht. Besser aufpassen – genau!
    »Dein Vater war ja echt erstaunlich«, sagte Anne, als sie mit Cornelius die Schule verließ. »Ich hätte nicht gedacht, dass er für uns Partei ergreift.«
    »Ich glaube, der kann nur den Brunner nicht leiden. Bin gespannt, was es daheim noch für ein Theater gibt wegen der ganzen Sache. Scheiße, es tut mir echt leid, dass ich dich da reingezogen habe!«
    »Muss es nicht«, sagte Anne. »Echt nicht.«
    Cornelius machte gerade sein Motorrad startklar und das Monster erntete dabei einige beeindruckte Blicke von älteren Mitschülern, als Ami im Schuleingang erschien. Verstohlen sah sie zu Anne und Cornelius hinüber und es hatte den Anschein, sie wolle sich schnell verdrücken.
    »Moment«, sagte Cornelius und rannte auf das Mädchen zu. »Ami«, schrie er schon von Weitem. »Warte mal!« Bevor sie sich ins Gebäude zurückziehen konnte, hatte er sie erreicht und packte sie am Ellenbogen.
    »Anne und ich hätten da was mit dir zu besprechen«, sagte er, als sie bei Anne ankamen. Ami starrte trotzig auf den Boden.
    »Hast du uns verpfiffen?«
    »Verpiss dich«, sagte sie.
    »Ey, deinetwegen müssen wir jetzt im Garten schuften und ein Referat schreiben. Da hätte ich sonst Besseres zu tun. Und Anne bekommt ein echtes Problem daheim. Vielen Dank auch!«
    »Oh, wie tut mir das leid«, sagte Ami spöttisch. »Ihr wart’s doch, die das Zeug eingebuddelt habt. Nicht ich!«
    »Ja, aber du hast versprochen, dass du uns nicht verpfeifst. Und ich hab dir ganz schön Schweigegeld gezahlt. Kannst du dir mit deinem zugedröhnten Hirn nicht mal mehr das merken?«
    Cornelius hatte einen aggressiven Ton, wie ihn Anne noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Mann«, Ami fuhr sich durch ihre üppigen dunklen Locken und brachte ihre hochtoupierte Frisur damit fast zum Einsturz. »Die haben gesagt, sie lassen mich durchs Abi rasseln, wenn ich ihnen nichts sage. So sieht’s aus. Und das ist mir ehrlich gesagt wichtiger als du, Hotzenplotz!«
    »Du hast ihr Geld gegeben?«, fuhr Anne ihn jetzt an. Aber dann wurde ihr klar, dass ihm der nächtliche Scherz mit ihr gemeinsam das offensichtlich wert gewesen war.
    »Ja. Hab ich«, stellte Cornelius trocken fest. »Du kannst dich aber gerne nachträglich beteiligen.«
    Ami drehte sich um und schlurfte davon.
    »Petze!«, rief Cornelius ihr nach. Sie zeigte ihm, ohne sich umzudrehen, den ausgestreckten Mittelfinger.
    »Lass sie«, sagte Anne und legte eine Hand auf seinen Arm.
    Sie war froh, dass sie auf dem Motorrad nicht mit ihm reden musste. Sie zermarterte sich das Hirn, wie sie ihrem Vater die ganze Angelegenheit beichten konnte. Vielleicht musste sie ihm ja nicht unbedingt sagen, dass das Gartenattentat mitten in der Nacht stattgefunden hatte. Irgendwie war die Fahrt nicht halb so genussvoll wie heute Morgen.
    »Ich versuche, mit meinem Vater zu reden«, sagte Anne, während sie vom Motorrad abstieg. »Immerhin dürfen wir ja vielleicht das Referat zusammen machen, das wär’ doch was.«
    Cornelius betrachtete den aufgebrochenen Asphalt zu seinen Füßen.
    »Oder?«, fragte Anne nach. Er nickte wenig enthusiastisch.
    »Magst du nicht mehr mit mir…«, sie zögerte, bevor sie das doppeldeutige Wort aussprach, »zusammen sein?«
    Den Nachmittag über ging Anne unruhig im Haus auf und ab. Sie tarnte es mit Aufräumen, Staubwischen, Wäscheaufhängen und begann früh zu kochen. Sie legte sich dabei Sätze zurecht, die sie ihrem Vater sagen konnte. Die irgendwie zu rechtfertigen versuchten, was sie getan hatte. Vielleicht, ihr kam ein teuflischer Gedanke, könnte sie ihn mit einem neuerlichen Hinweis auf das Zimmer von seiner Wut abbringen. Denn das war doch offensichtlich ein Geheimnis, das er vor ihr verbarg. Anne vergaß ihre zurechtgelegten Sätze. Sie hätte zu gerne gewusst, wer dieser Andreas war – und welches Schicksal er hatte. Und warum ihr kein Mensch von ihm erzählt hatte. Ein Schauern

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