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Frostherz

Frostherz

Titel: Frostherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Automat ohne eigenen Willen, ging er hinunter. Blieb aber eine Stufe über seinem Vater stehen.
    »Du bist eine Schande für die Familie. Wenn du dir noch ein einziges Ding wie das heute leistest, schmeiß ich dich raus. Dann kannst du selbst sehen, wie du zurechtkommst. Du bist ja 18, da brauchst du uns nicht mehr.«
    »Ich dachte, du hieltst die Sache für einen guten Scherz.« Cornelius verkniff sich sein spöttisches Lächeln nicht. Er wusste, wie er den Alten richtig an die Decke gehen lassen konnte.
    »Ach, du findest das wohl witzig! Was meinst du, wie ich bei den Kollegen dastehe! Der Sohn vom Konrektor pflanzt Cannabis im Schulgarten! Mein werter Herr Sohn – so geht das nicht. Du hast immer noch nicht begriffen, worauf es im Leben ankommt.«
    »Du hast es mir ja auch nie erklärt! Für dich bin ich ungefähr so wichtig wie eine Dose Hundefutter. Also, chill dein Leben und lass mich in Ruhe!«
    Sein Vater holte tief Luft. »Die Erwartung, dass du auch nur einen Funken Verständnis für meine Stellung aufbringst, habe ich längst aufgegeben. Aber lass wenigstens dieses arme Mädchen da raus. Anne, oder wie sie heißt. Sie fängt schon an, in der Schule nachzulassen, weil du sie in deinen Dreck mit reinziehst.«
    »Das geht dich einen Scheiß an!«
    »Lass die Finger von dem Mädchen! Ich sag’ es dir! Ich will dich nicht mehr mit ihr sehen!«
    »Mh. Ich kann’s hören. Da rein«, er deutete erst auf sein rechtes, dann auf sein linkes Ohr, »...und dort wieder raus, alter Mann!«
    Mit einem Satz, den Cornelius nicht für möglich gehalten hätte, sprang Rosen auf die Stufe, auf der sein Sohn stand, und packte ihn am Kragen. Er riss ihn die Treppe hinunter, sodass Cornelius fast ins Straucheln geriet. Der rote Kopf seines Vaters war dicht vor ihm, er sah die angeschwollenen Adern auf der Stirn, die verzerrte Miene.
    »Verlass mein Haus«, schrie er.
    Cornelius riss sich los, schubste den Vater mit einem heftigen Stoß von sich und rannte zur Tür.
    »Nichts lieber als das!«, schrie er zurück und war schon hinaus.
    Starkregen hatte nach dem lauen Abend eingesetzt, die Luft roch nach nassem Asphalt, würzig und städtisch, sodass ihn ein Fernweh packte, das ihm kaum Luft zum Atmen ließ. Ohne Jacke, ohne Helm raste er durch die Straßen, ließ das Monster aufheulen, immer wieder, ohne zu denken. Einmal blitzte ein helles Licht auf, er interessierte sich nicht dafür.
    Erst als er völlig durchnässt war und zu frösteln anfing, hielt er und sah sich um. Weiter vorne schloss gerade ein bulliger Mann den »Pinguin« ab, ein paar letzte Kneipengänger huschten durch den Regen davon. Mist, ein Bier wäre jetzt gar nicht schlecht gewesen, überlegte Cornelius. Vielleicht gab es noch woanders was. Er gab Gas, beschleunigte, aber plötzlich huschte ein Schatten auf die Straße, dicht vor ihm, viel zu nah, er riss an den Bremshebeln, spürte, wie der Hinterreifen ausbrach, schwankte, kämpfte mit dem Gleichgewicht. Schließlich blieb die Ducati stehen. Cornelius atmete schwer.
    »Hey«, sagte der Schatten breit gezogen. »Kommse mich abholen?«
    Jetzt erst erkannte er Ami. Sie stand schwankend vor ihm, hatte die Kapuze ihrer schwarzen Sweat-Jacke tief über den Kopf gezogen, ihr Rocksaum war so weit nach oben gerutscht, dass er ihre rosa Unterhose sehen konnte, aus der zwei dünne Beinchen hervorwuchsen. Als habe sie seinen Blick bemerkt, zog sie den engen Rock nun tiefer und kratzte sich ausdauernd die Oberschenkel. Aus ihren aberwitzig hohen Plateauschuhen lief das Wasser. Er wusste, dass er sich umdrehen und wegfahren sollte, aber irgendwie rührte ihn das Mädchen. Er stieg vom Motorrad ab.
    »Komm, ich bring dich heim«, sagte er und versuchte, sie am Ellenbogen in Richtung der Maschine zu ziehen. Sie schlang die Arme um seinen Hals und er spürte ihren rauch- und alkoholgeschwängerten Atem im Gesicht. Angewidert wandte er sich ab.
    »Ich will mit zu dir«, lallte sie. »Du bist so ein süßer Hase.« Sie versuchte ihn zu küssen. Er machte ihre Hände los, schob sie fort, merkte aber, dass sie kaum in der Lage war, alleine zu stehen.
    »Jaja«, versuchte er, sie zu beschwichtigen. »Komm jetzt. Ich bring dich heim. Mami und Papi warten bestimmt auf dich.« Ihr reibeisenheiseres Lachen hallte in der Altstadtgasse wider, deren Asphalt im Licht der Straßenlaternen nass glänzte.
    »Die warten schon seit der ersten Klasse nicht mehr«, kicherte sie und hängte sich bei ihm ein. Bei den wenigen Schritten bis zum

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