Frostkuss
begegnen? Warum hatte ich ihn nicht entdeckt, bevor ich in Punsch gebadet hatte?
»Entschuldige«, murmelte ich und drängte mich an ihm vorbei.
Ich eilte zum Buffet und stellte Glas und Teller ab, weil mir der Appetit auf, na ja, alles vergangen war. Ich drehte mich um, und da stand er wieder – direkt hinter mir – und starrte mich immer noch an.
»Gypsymädchen?«, fragte Logan mit unsicherer Stimme, als wollte er noch nicht ganz glauben, dass ich es wirklich war.
»Spartaner«, antwortete ich und verschränkte die Arme vor der Brust, um zumindest einige der Flecken zu verstecken. »Genießt du den Ball?«
Logan sah mich noch einen Moment lang an, dann zuckte er mit den Schultern. »Dasselbe wie immer. Alle Bälle sind gleich – lang und langweilig.«
Ich antwortete nicht. Ich wusste nicht, wie ich mit ihm reden sollte, wenn er mich nicht aufzog – oder mir gerade das Leben rettete. Und ich wusste sicherlich nicht, was ich jetzt tun sollte, vor allem da er in seinem Smoking so verdammt sexy aussah.
»Möchtest du tanzen?«, fragte Logan leise. Seine Augen glühten förmlich.
Mir wurde die Kehle eng. Bis gerade eben hatte ich nicht einmal gewusst, wie sehr ich genau das wollte. Wie sehr ich mich seinen Armen anvertrauen wollte, selbst wenn es nur für heute Abend war. Aber ich konnte nicht antworten. Ich brachte die Worte einfach nicht über die Lippen.
Aber das musste ich auch nicht. Logan legte eine Hand an meine Hüfte, wobei er sorgfältig darauf achtete, nicht die nackte Haut an meinem Arm zu berühren. Dann zog er mich zu all den anderen Paaren auf die Tanzfläche. Ich ließ es wie in Trance zu, vollkommen fasziniert von dem Gefühl seiner Hand an meiner Taille. Ich konnte die Hitze seiner Finger selbst durch den seidigen Stoff meines Kleides fühlen.
»Also«, sagte Logan, sobald wir die Mitte der Tanzfläche erreicht hatten. »Wie sollen wir es nun machen? Immerhin darf ich deine Haut nicht berühren, richtig?«
Ich starrte ihn nur an. Wenn es jemanden gab, von dem ich mich berühren lassen wollte, dann Logan. Aber ich konnte es nicht riskieren. Ich … konnte einfach nicht. Einmal wollte ich die Geheimnisse eines anderen Menschen nicht wissen. Ich wollte Logan nicht berühren und so erfahren, dass er sich in Wahrheit über mich amüsierte. Dass er darüber nachdachte, wie bemitleidenswert ich war und wie sehr er mich bedauerte. Ich wollte einfach vorgeben, dass er mich tatsächlich mochte, und sei es nur für diesen einen Tanz.
»Nein«, antwortete ich schließlich. »Du darfst meine Haut nicht berühren, sonst blitzen bei mir Visionen auf. Also leg, ähm, leg deine Hände einfach an meine Hüfte oder so, und ich lege meine auf deine Schultern. Okay?«
Er schenkte mir ein schiefes Grinsen. »Was immer du sagst, Gypsymädchen.«
Logans Hände umfassten meine Taille, und ich hielt mich an seinen Schultern fest. Irgendwie schaffte ich es, der Versuchung zu widerstehen, die Finger durch sein dichtes, mitternachtsschwarzes Haar gleiten zu lassen. Langsam fingen wir an, uns zur Musik zu bewegen. Es war ein alter, trauriger Song über eine verlorene Liebe.
Wir sprachen nicht. Ich konnte Logans eisblauen Blick auf meinem Gesicht fühlen, aber ich sah ihm nicht in die Augen. Ich wollte nicht, dass er erkannte, was ich empfand. Ich berührte ihn nicht, nicht wirklich, zumindest nicht seine Haut, aber trotzdem fühlte ich so viel. Die sehnige Stärke seines Körpers. Seine sanfte Berührung. Wie einfach es mir fiel, mich mit ihm zur Musik zu bewegen, obwohl ich sonst absolut unkoordiniert war und mich beim Tanzen genauso dumm anstellte wie beim Sport. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich vollkommen von Gefühlen überwältigt wurde, ohne meine psychometrische Magie einzusetzen.
Ich fühlte einen sehnsüchtigen Stich im Herzen, so intensiv, dass ich am ganzen Körper zitterte. Ich wusste, dass ich sehr dicht davorstand, mich total in Logan Quinn zu verlieben. Wenn es nicht schon zu spät war.
Ich konnte nicht sagen, wie lang wir schon getanzt hatten, bevor er sich räusperte.
»Du bist schön heute Abend, Gwen«, sagte Logan.
Er flirtete nicht mit mir oder redete über Sex, wie er es normalerweise tat, aber diesmal glaubte ich ihm fast. Es war, als … es war fast, als könnte ich spüren, dass er die Wahrheit sagte, obwohl er meine Haut nicht berührte. Aber vielleicht log ich mich ja nur selbst an und versuchte so, mich davon zu überzeugen, dass dieser Tanz, dieser Moment, ihm
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