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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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auf mit einer Heftigkeit, die dafür sorgte, dass ich leicht schwankte.
    »Was ist los?«, höhnte Duke. »Gefällt es dir nicht, die Wahrheit über deine schreckliche Familie zu hören?«
    Er trat auf mich zu, aber Rory trat vor mich und deckte mich. Sie hob das Kinn und starrte ihn böse an. Duke verzog abfällig das Gesicht und ballte wieder einmal die Hand zur Faust, als dächte er darüber nach, sie zu schlagen.
    Ein weiterer Stuhl wurde zurückgeschoben, und Alexei trat vor uns beide.
    »Es reicht«, sagte er mit eiskalter Stimme. »Geh weg.«
    »Genau, Kumpel«, erklärte Oliver und stellte sich neben Alexei. »Verschwinde. Jetzt.«
    Daphne und Carson erhoben sich ebenfalls, und Duke verstand, dass seine Gruppe uns zahlenmäßig unterlegen war. Trotzdem starrte er Rory an, als könnte er sich nichts Schöneres vorstellen, als sich durch meine Freunde zu schieben, um sie zu erwischen – und mich ebenfalls.
    »Was auch immer«, murmelte er schließlich. »Sie ist es sowieso nicht wert. Kein Forseti ist etwas wert.«
    Damit stiefelte er zurück zu seinen Freunden. Zusammen setzten sie sich wieder an ihren Tisch und steckten die Köpfe zusammen. An dem Lachen, den Flüchen und dem höhnischen Tonfall erkannte ich, dass sie über uns sprachen – über meinen Dad.
    Plötzlich kam mir der Speisesaal heiß, klein und stickig vor. Ich konnte nicht atmen, und das bisschen Luft, das ich in meine Lunge zwang, verließ sie sofort wieder als angestrengtes Keuchen. Ich griff nach unten, fummelte nach meiner Tasche und richtete mich wieder auf.
    »Gwen?«, fragte Daphne mit besorgtem Blick.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss … ich muss einfach mal ein paar Minuten allein sein. Okay?«
    Alexei machte Anstalten, mir zu folgen, ob ich nun wollte oder nicht, aber Oliver legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Es ist okay«, sagte er. »Lass sie gehen.«
    Ohne ein weiteres Wort eilte ich aus dem Speisesaal.
    Ich endete in der Bibliothek der Altertümer, genau wie es zu Hause immer der Fall war, wenn mich etwas belastete. Wenn ich wegen der Schnitter mal wieder irgendeine Tortur durchlitten hatte, wenn ich irgendein neues, schreckliches Geheimnis erfahren hatte oder mir das Herz mal wieder auf eine neue Art gebrochen worden war.
    Ich achtete nicht genau darauf, wo ich hinging, also hatte ich den ersten Gang schon halb durchquert, als ich Ajax und Covington in eine Unterhaltung vertieft hinter dem Ausleihtresen entdeckte. Ich wollte nicht, dass sie mich sahen und heranwinkten, also bog ich zwischen die Regale ab und wanderte in den ersten Stock zu Nikes Statue. Ich warf meine Tasche auf den Boden, dann rollte ich mich auf dem Boden vor den Füßen der Göttin zusammen.
    Vics Heft ragte aus meiner Tasche. Er öffnete sein purpurnes Auge und betrachtete mich ernst und ein wenig mitleidig.
    »Ich nehme an, du hast das Gespräch im Speisesaal mitbekommen?«
    »Habe ich. Tut mir leid, Gwen.«
    »Wusstest du es? Das mit meinem Dad?«
    Vic verzog das Gesicht und verriet mir damit, was ich schon vermutet hatte. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass mein Vater ein Schnitter gewesen war. Aber er hatte nie ein Wort gesagt – kein einziges Wort. Ich fragte mich, wovon ich wohl sonst nichts ahnte, welche anderen Geheimnisse mein Schwert noch für sich behalten hatte.
    Er öffnete den Mund. »Aber es ist nicht so schlimm, wie du denkst …«
    »Halt den Mund, Vic«, murmelte ich. »Im Moment möchte ich es einfach nicht hören.«
    Vic starrte mich noch einen Moment an, dann schloss er langsam sein Auge.
    Ich machte mir nicht die Mühe, den Kopf zu heben und mit Nike zu sprechen. Sie würde mir nicht antworten. Nicht hier, nicht jetzt. Außerdem wollte ich gar nicht reden. Noch nicht. Gerade als ich gedacht hatte, ich wüsste alles, was es über meine Familie zu wissen gab, war wieder etwas Neues aufgetaucht. Ich fragte mich, wie viele Geheimnisse ich wohl noch ertragen konnte, bevor ich anfing zu schreien und nie mehr aufhörte …
    Ein Schuh schlurfte über den Boden hinter mir.
    Ich riss den Kopf herum und streckte die Hand nach Vic aus, bereit, das Schwert zu ziehen und mich gegen den Schnitter zu verteidigen, der sich zweifellos gerade an mich heranschlich.
    Noch während ich nach dem Schwert griff, verfluchte ich mich selbst. Dämlich, dämlich, dämlich, Gwen! Ajax hatte uns gesagt, wir sollten zusammenbleiben. Stattdessen war ich mal wieder allein davongelaufen wie ein totaler Trottel, und irgendein Schnitter hatte die Chance

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