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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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weglaufen würde, hätte ich meine Hand auf ihre gelegt und meine Psychometrie eingesetzt, um ihr zu zeigen, dass sie nicht die Einzige war, die von Schnittern betrogen, an der Nase herumgeführt und verletzt worden war.
    »Und mein Dad?«, fragte ich schließlich. »Was weißt du über ihn?«
    Sie zögerte. »Nicht viel. Nur das, was mein Dad, Tyson, mir über ihn erzählt hat. Anscheinend hatten die beiden irgendeinen großen Streit, als sie jünger waren, und dein Dad ist verschwunden. Mein Dad hat nie wieder von ihm gehört, aber er schien immer traurig darüber zu sein, dass er seinen Bruder verloren hatte.«
    Ich ging davon aus, dass an dieser Geschichte viel mehr dran war als das. Ich würde Grandma Frost fragen müssen.
    »Mein Dad … ein Schnitter.« Die Worte schmeckten in meinem Mund kalt und bitter. »Das scheint einfach unmöglich. Es wirkt so unwirklich .«
    Rory lachte wieder, doch es war kein glückliches Geräusch. »Erzähl mir was Neues.«
    »Aber deine Tante scheint nett zu sein. Sie ist kein Schnitter. Und du auch nicht.«
    Rory spielte weiter an dem losen Faden herum. »Ja, Rachel ist toll. Sie wusste auch nicht, dass die beiden Schnitter waren. War genauso ahnungslos wie ich. Aber dann ist rausgekommen, dass sie versucht haben, die Artefakte zu stehlen, und diese anderen Schüler umgebracht haben.«
    »Und jetzt lassen die anderen dich dafür büßen – sie hassen dich deswegen.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich komme damit klar. Ich bin Spartaner.«
    Ihre Worte brachten mich zum Lächeln. »Ich kenne einen Spartaner, der genau dasselbe gesagt hätte, wäre er hier. Sein Name ist Logan.«
    Rory beäugte mich. »Und warum ist er nicht hier? Warum gehört er nicht zu deinem anbetungsvollen Hofstaat?«
    »Das ist kompliziert.«
    Sie schnaubte. »Ist es das nicht immer?«
    »Du hast ja keine Ahnung.«
    Wir schwiegen eine Weile. Schließlich drehte sich Rory wieder zu mir um.
    »Also, wie läuft deine Geschichte? Die wahre Geschichte? Denn ich muss sagen, ich habe schon seltsame Sachen über dich gehört.«
    Ich gab ein Lachen von mir, das genauso harsch klang wie ihres vor Kurzem. »Seltsam ist nicht mal ansatzweise das richtige Wort. An einem Tag bin ich einfach ein Mädchen auf einer öffentlichen Highschool, das keine Ahnung hat, dass es die mythologische Welt auch nur gibt. Dann flippt meine Magie aus, meine Mom wird ermordet und ich werde auf die Mythos Academy verschifft. Und finde heraus, dass ich einer langen Linie von Frauen angehöre, die als Nikes Champion gedient haben, und dass ich quasi die Welt vor Loki retten soll. Nur dass es so ausgegangen ist, dass ich Loki gegen meinen Willen befreit habe. Und jetzt soll ich einen Weg finden, ihn aufzuhalten. O ja, und die Schnitter haben auch noch versucht, Lokis Seele in den Körper meines Freundes zu verfrachten, was meinen Freund für eine Weile in den Wahnsinn getrieben hat, sodass er mir das Schwert in die Brust gerammt und mich fast getötet hat. Und jetzt ist er weg, aber ich habe immer noch Albträume davon, dass er versucht, mich zu töten.«
    Rory pfiff leise. »Und ich dachte, mein Leben stinkt.«
    »Auch das Wort stinken trifft es bei Weitem nicht«, erklärte ich. »Bei Weitem nicht.«

Danach redeten Rory und ich eigentlich nicht mehr, aber wir standen auch nicht auf und gingen unserer eigenen Wege. Stattdessen saßen wir dort vor Nikes Statue, und jeder für sich dachte über seine Probleme nach. Doch es war kein unangenehmes Schweigen. Tatsächlich war es fast … angenehm, mit jemandem zusammen zu sein, der etwas Ähnliches durchmachte wie ich.
    Ja, ich hatte meine Freunde, und ich wusste, dass ich mit ihnen – oder Grandma Frost oder Metis – über alles reden konnte. Aber sie waren alle in der mythologischen Welt aufgewachsen. Keiner meiner Freunde hatte je erlebt, dass seine gesamte Welt durch ein Familiengeheimnis auf den Kopf gestellt wurde – wie es bei Rory und mir geschehen war. Nun, keiner außer Logan, aber er war im Moment nicht hier. Wieder machte ich mir Sorgen, ob die Schnitter ihn vielleicht doch gefangen genommen hatten, aber ich zwang mich, diesen Gedanken beiseitezuschieben. Oliver hatte mir wieder und wieder versichert, dass es Logan gut ging, und ich konnte nichts anderes tun, als ihm glauben.
    Endlich meldete sich Rory wieder zu Wort. »Warum sind deine Freunde jetzt wirklich hier?«, fragte sie. »Ich weiß, dass ihr nicht gekommen seid, um euch die Akademie anzusehen, wie euer Trainer

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