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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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behauptet. Und du würdest nicht glauben, was für Gerüchte auf dem Campus über euch im Umlauf sind.«
    Ich sah das Spartanermädchen an und fragte mich, ob ich Rory wirklich vertrauen konnte. Doch dann dachte ich an all das, was ich bei meiner Berührung von Rachel gesehen hatte. Rory glich mir mehr, als ihr bewusst war.
    »Wir steigen morgen zu den Eir-Ruinen auf«, erklärte ich. »Einer unserer Freunde wurde vergiftet. Wir müssen irgendwelche Ambrosia-Blüten finden, um ein Gegengift anzufertigen, und diese Blüten wachsen nur in den Ruinen. Doch die Schnitter wissen natürlich, dass wir kommen. Wir glauben, dass sie unseren Freund hauptsächlich vergiftet haben, um uns dorthin zu locken, und dass in den Ruinen ein Hinterhalt auf uns wartet – besonders da es ihnen nicht gelungen ist, uns im Zug zu töten.«
    Rory schnaubte. »Das klingt allerdings nach den Schnittern. Ständig schmieden sie bösartige Pläne. Aber die Ruinen sind eigentlich ziemlich cool.«
    »Du warst schon bei den Ruinen? Spukt es dort nicht angeblich?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Es ist einfach ein großes Gebiet voller alter Steinhaufen, in dem überall Blumen, Bäume und Kräuter wachsen. Ich verstehe nicht, was daran so unheimlich sein soll. Tante Rachel und ich wandern ständig zu den Ruinen, um frische Kräuter für die Küche zu pflücken. Mir gefällt es dort oben. Es ist so ruhig, verstehst du? Dort kann man einfach sitzen und allein sein.«
    Ich wusste genau, was sie meinte. Das war der Grund, warum ich so oft in der Bibliothek der Altertümer landete. Zwischen den Regalreihen konnte man sich wunderbar verstecken und von allem Abstand gewinnen – zumindest für eine Weile.
    Doch jetzt wurde es Zeit, zu meinen Freunden zurückzukehren. Sie machten sich wahrscheinlich Sorgen, seit ich aus dem Speisesaal gestürzt war, vor allem weil Ajax uns befohlen hatte, zusammenzubleiben. Außerdem mussten wir uns langsam auf unseren Ausflug zu den Ruinen morgen vorbereiten. Und jede Sekunde, die ich hier damit verbrachte, mich selbst zu bemitleiden, war eine Sekunde, in der es Nickamedes ein wenig schlechter ging, weil das Gift an ihm nagte.
    »Komm«, sagte ich, stand auf und ging Richtung Treppe. »Es wird Zeit, in die reale Welt zurückzukehren.«
    Rory grinste und folgte mir.
    Wir gingen ins Erdgeschoss. Meine Freunde saßen wieder in den bequemen Sesseln vor dem Kamin. Carson, Alexei, Daphne. Sie alle entspannten sich, als sie sahen, dass es mir gut ging. Oliver war wieder eifrig mit simsen beschäftigt und winkte mir nur geistesabwesend zu.
    Daphne stand auf und kam zu mir herüber. »Geht es dir gut?«, flüsterte sie.
    »Alles okay.« Ich lächelte sie an, obwohl ich mich eigentlich nicht danach fühlte. »Ich denke später darüber nach. Im Moment müssen wir uns auf unseren Ausflug zu den Ruinen vorbereiten und damit beschäftigen, wie wir die Ambrosia-Blüten finden und rechtzeitig zu Nickamedes zurückbringen können.«
    Daphne nickte, trotzdem streckte sie danach die Arme aus und drückte mich einmal. Mein Rücken knackte, und ich verzog angesichts der Kraft ihrer Umarmung das Gesicht, knuddelte sie aber ebenfalls. Sie versuchte ja nur, mich zu trösten. Sie war eine gute Freundin.
    Ich setzte mich neben Oliver auf die Couch, der immer noch an seinem Handy herumspielte. Rory stand ein wenig abseits von dem Stuhlkreis. Es war offensichtlich, dass sie sich uns anschließen wollte, sich aber nicht sicher war, ob sie willkommen war. Ich deutete auf einen leeren Sessel neben der Couch. Rory zögerte noch einen Moment, dann trat sie vor und ließ sich in die Polster fallen.
    Kaum hatte sie sich gesetzt, hörten wir Schritte, und Rachel erschien. Sie war auf dem Weg zum Ausleihtresen gewesen, doch als sie Rory entdeckte, bog sie in unsere Richtung ab. Ihr Blick huschte über die Gruppe, bevor er auf ihrer Nichte liegen blieb.
    »Rory?«, fragte sie. »Was tust du hier?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, meinte Rory. »Solltest du nicht im Speisesaal sein und den anderen Köchen beim Aufräumen helfen?«
    »Ich habe einen Anruf erhalten, dass ich stattdessen hierherkommen soll«, erklärte Rachel. »Covington möchte mit mir darüber sprechen, ob ich irgendwelche Leute morgen zu den Eir-Ruinen führen kann.«
    Bei der Erwähnung des Bibliothekars verfinsterte sich Rorys Miene.
    »Rachel!« Covingtons Stimme drang aus dem Bürobereich. »Da bist du ja!«
    Der Bibliothekar trat gefolgt von Ajax hinter dem Ausleihtresen hervor.

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