Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
unschlüssig an. »Niran nichts tun«, sagte sie.
    »Wo ist er?«, fragte Erlendur.
    Sunee sprach lange mit Guðný.
    »Sie ist sich nicht sicher, ob sie auf ihn aufpassen kann«, übersetzte Guðný. »Da, wo er jetzt ist, ist er in Sicherheit. Sunee weiß, dass du ihn vernehmen möchtest, aber sie sagt, dass es überflüssig ist. Er hat nichts getan und weiß nichts. Er kam gestern Abend allein nach Hause, und da hat er seinen toten Bruder gesehen und die Polizei und bekam einen Schock. Er hat sich versteckt und war erst heute Morgen in der Lage, mit seiner Mutter zu reden. Er hat Sunee versichert, dass er nicht weiß, was mit seinem Bruder passiert ist. Er hat nichts damit zu tun, und er und Elías haben sich tagsüber weder getroffen noch gesehen. Er hatte Angst.«
    »Angst wovor?«
    »Dass ihm das Gleiche passiert«, antwortete Guðný.
    »Würdest du bitte Sunee sagen, dass es nicht richtig ist, den Jungen zu verstecken. Das ist verdächtig und vielleicht sogar gefährlich, solange wir noch keine Anhaltspunkte in dem Fall haben. Wir wissen nicht, was mit Elías passiert ist, und wenn sie glaubt, dass Niran in Gefahr ist, muss sie ihn uns anvertrauen. Sonst verschlimmert sie die Lage nur noch.«
    Guðný übersetzte simultan, was Erlendur sagte. Sunee begann bereits, den Kopf zu schütteln, noch bevor die Dolmetscherin geendet hatte.
    »Niran nichts tun«, sagte sie und blickte Erlendur feindselig an.
    »Würdest du sie bitten, uns zu sagen, wo ihr Sohn ist«, insistierte Erlendur.
    »Sie sagt, dass du dir keine Sorgen um ihn zu machen brauchst«, erklärte Guðný, »und sie bittet dich, lieber denjenigen zu finden, der Elías auf dem Gewissen hat. Gibt es da etwas Neues?«
    »Nein«, sagte Erlendur. Er versuchte, sich vorzustellen, wie er sich an Sunees Stelle verhalten würde. Vielleicht tat sie das Richtige. Das konnte man nicht wissen.
    »Wir haben erfahren, dass du einen neuen Mann kennengelernt hast, einen Isländer«, sagte Erlendur. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dich danach zu fragen.«
    Guðný übersetzte.
    »Er hat nichts mit der Sache zu tun«, erklärte Sunee.
    »Wer ist dieser Mann?«, fragte Sigurður Óli. »Was kannst du uns über ihn sagen?«
    »Nichts«, sagte Sunee.
    »Weißt du, wo wir ihn finden können?«
    »Nein.«
    »Ist er bei der Arbeit? Weißt du, wo er arbeitet?«
    »Das geht euch gar nichts an.«
    »Was für eine Beziehung habt ihr?«
    »Er ist mein Freund.«
    »Was für ein Freund?«
    »Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Ist er mehr als nur ein Freund?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Glaubst du, dass dieser Mann etwas mit dem Mord an deinem Sohn zu tun hat?«
    »Nein«, erklärte Sunee.
    »Reicht das jetzt?«, fragte Guðný.
    Erlendur nickte. »Wir unterhalten uns später ausführlicher mit ihr. Versuch bitte, ihr klarzumachen, dass sie nichts damit rettet, wenn sie Niran versteckt.«
    »Höchstens sein Leben«, sagte Guðný. »Versetz dich doch mal in ihre Lage. Versuch zu verstehen, was sie durchmacht!«
    Sie gingen wieder nach unten und nahmen in Erlendurs Auto Platz.
    »Wer ist diese verständnisvolle Dometscherin eigentlich?«, fragte Erlendur und zog eine Schachtel Zigaretten heraus. »Willst du etwa rauchen?«, ließ Sigurður Óli sich auf dem Rücksitz vernehmen.
    »Guðný?«, sagte Elínborg. »Sie hat viele Jahre in Thailand gelebt und reist immer noch regelmäßig hin, weil sie Land und Leute liebt. Sie arbeitet im Sommer als Reiseleiterin dort. Ich finde, dass sie sich in dieser schwierigen Situation großartig verhalten hat. Ich finde sie sympathisch.«
    »Sie findet dich unausstehlich«, sagte Sigurður Óli zu Erlendur.
    Erlendur steckte sich eine Zigarette an und bemühte sich, den Rauch nach hinten zu blasen. »Hast du noch etwas mehr aus Andrés herausgekriegt?«, fragte er.
    Sigurður Óli war zunächst noch im Verhörzimmer zurückgeblieben, nachdem Erlendur aufgesprungen und hinausgerannt war. Er hatte versucht, Andrés dazu zu bringen, den Namen des Mannes zu nennen, der vor nicht allzu langer Zeit in das Viertel gezogen war, aber ohne Erfolg. Sigurður Óli setzte Elínborg über das Verhör in Kenntnis und erklärte, dass Andrés seiner Meinung nach dummes Zeug daherredete, um von sich selber abzulenken. Das sei ja eine durchaus bekannte, wenn auch abgedroschene Methode. »Er wollte mir nicht mal sagen, wie er aussieht oder sonst irgendwelche Informationen über ihn geben«, sagte Sigurður Óli.
    »Falls er sich an Andrés in seiner Kindheit

Weitere Kostenlose Bücher