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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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nicht auf all eure Fragen eine Antwort.«
    »Wer ist ihr Freund?«, fragte Erlendur wieder. »Was für eine Beziehung besteht zwischen ihm und Sunee? Wann haben sie sich kennengelernt? War er der Grund dafür, dass Sunee sich von ihrem Mann hat scheiden lassen? Wie gut kennt er die Jungen? Wie kam er mit ihnen zurecht?« Guðný blickte von einem zum anderen. »Sie hat vor einiger Zeit einen Mann kennengelernt«, sagte sie schließlich.
    »Ja und?«, sagte Erlendur ungeduldig.
    »Ich glaube nicht, dass sie bei ihm ist. Über Sunees und Óðinns Scheidung weiß ich nichts, und ich weiß auch nicht genau, wann dieser andere Mann ins Spiel kam.«
    »Wer ist er?«
    »Sunees Freund.«
    »Freund, wie ist das gemeint?«, fragte Erlendur.
    Sigurður Óli bedeutete Elínborg, sich ihren Kommentar dazu zu verkneifen, auf was für einem Niveau diese Ermittlung angelangt war. Guðný sah sie an, wandte sich dann Sigurður Óli und zuletzt Erlendur zu und zuckte die Achseln.
    »Wo arbeitet er? Weißt du, wo er wohnt?«
    »Sunee hat nie über ihn geredet. Ich weiß nicht einmal, wie er heißt.«
    »Warum bist du der Meinung, dass sie nicht zu ihm gegangen ist? Du hast gesagt, sie würde nicht zu ihm gehen, warum glaubst du das?«
    »Es ist nur ein so Gefühl von mir«, entgegnete Guðný.
    Erlendur erinnerte sich an die Worte von Sunees Exmann, der gesagt hatte, dass sie einen Freund hatte, aber sonst wusste er nichts über ihn, im Gegensatz zu Virote. Virote wusste über ihn Bescheid. Und jetzt gab Guðný endlich zu, dass sie ebenfalls von seiner Existenz wusste. Elías’ frühere Lehrerin war der Meinung, dass es sich um einen Isländer handelte.
    »Ist er Isländer?«, fragte Erlendur.
    »Ja«, antwortete Guðný.
    »Und besteht diese Beziehung schon lange?«
    »Das weiß ich nicht so genau.«
    »Da ist noch etwas anderes, wo wir schon über Vertrauen reden«, sagte Erlendur. »Ich weiß, dass du nicht alle unsere Fragen beantworten kannst. Aber da ist eine Frage, an der wir nicht vorbeikommen, auch wenn wir das wollten, und das ist die Frage nach Niran. Jetzt, wo Sunee mit ihm geflüchtet ist, drängt sie sich immer mehr auf.«
    »Wovon redest du?«, fragte die Dolmetscherin.
    Elínborg und Sigurður Óli sahen sich an, als wäre ihnen völlig schleierhaft, worauf Erlendur hinauswollte.
    »Warum hat sie sich mit Niran abgesetzt?«, fragte Erlendur und senkte die Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, war Guðnýs Antwort.
    »Könnte es sein, dass sie versucht, mit ihm außer Landes zu gehen?«
    »Außer Landes?«
    »Warum nicht?«
    »Meiner Meinung nach versucht sie, ihn zu beschützen, aber genau weiß ich das natürlich nicht. Nein, ich glaube nicht, dass sie versucht, ihn außer Landes zu bringen. Ich glaube, sie hat auch gar keine Vorstellung, wie sie das anfangen sollte.«
    »Sie könnte jemanden kennen. Einen oder mehrere.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Ich bin ebenfalls der Meinung, dass sie versucht, Niran zu beschützen«, gab Erlendur zu. »Ich glaube, sie ist mit ihm untergetaucht, weil er ihr endlich etwas gesagt hat. Er weiß, was geschehen ist.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du andeuten willst, Niran habe etwas mit dem Mord an seinem Bruder zu tun!«, sagte Guðný stockend, sichtlich schockiert.
    »Wir dürfen nichts außer Acht lassen, und es ist alles andere als hilfreich, dass Sunee mit dem Jungen verschwunden ist. Kann sein, dass sie ihn dadurch schützen will, aber es kann genauso gut sein, dass sie etwas weiß, wovon wir nichts wissen. Ich gehe davon aus, dass er ihr etwas Wichtiges gesagt hat.«
    »Falls Niran sich etwas hätte zuschulden kommen lassen, würde Sunee uns das sagen. Ich kenne sie. Sie würde den Jungen nicht decken.«
    »Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Aber das ist völlig ausgeschlossen!«, rief die Dolmetscherin.
    »Sag mir nicht, was ausgeschlossen ist und was nicht«, erwiderte Erlendur.
    »Du kannst sie auf jeden Fall hier nicht wie im Gefängnis halten«, sagte Guðný. »Du kannst sie nicht in dieser Wohnung einsperren! Sie dürfen doch hingehen, wo sie wollen.«
    »Ich möchte nur, dass ihnen nichts zustößt«, sagte Erlendur. »Sie müssen uns Bescheid sagen, wohin sie gehen.«
    »Blödsinn«, erklärte Guðný.
    »Da ist sie ja!«
    Sigurður Óli starrte zur Tür hinaus ins Treppenhaus, wo Sunee und ihr Bruder standen. Niran war nicht bei ihnen. Guðný ging zu ihnen und sagte etwas auf Thailändisch. Virote antwortete ihr.
    Sunee blickte Erlendur

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