Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
Erlendur noch nachdrücklicher als zuvor.
    »Dem ist alles zuzutrauen«, erklärte die Frau.
    »Weshalb sagst du das?«
    »Er hat mir einmal gedroht«, sagte die Frau. »Er hat mir gedroht, mich umzubringen, als ich mich weigerte, mich scheiden zu lassen, damit er diese Nutte heiraten konnte, nach der ihr jetzt sucht. Ich habe gesagt, ich würde mich niemals von ihm scheiden lassen, und er würde nie wieder heiraten können. Ich war furchtbar wütend, vielleicht sogar hysterisch. Meine Freundin hatte mir davon erzählt, dass er fremdging, sie hatte den Klatsch bei der Arbeit gehört und mir davon erzählt. Alle wussten es, nur ich nicht. Weißt du, wie erniedrigend das ist, wenn alle Bescheid wissen, nur diejenige nicht, die betrogen wird? Ich bin ausgerastet. Er hat mich geschlagen. Und dann hat er gesagt, er würde mich umbringen, wenn ich Schwierigkeiten machen würde.«
    »Hat er dir damit gedroht, dich umzubringen?«
    »Er hat gesagt, er würde mir so lange den Hals zudrücken, bis ich tot wäre.«
    Erlendur schreckte aus seinen Überlegungen hoch und schaute auf das Heft, das er durchgeblättert hatte, und den Namen, der unter dem Protokolleintrag stand. Jetzt erinnerte er sich, wer es sein könnte. Sigurður Óli hatte seinen Namen erwähnt und gesagt, wie abstoßend und unangenehm er gewesen war. Falls es sich um denselben Mann handelte, musste Erlendur sich so schnell wie möglich Kjartan, den Isländischlehrer an der Schule, vorknöpfen.
    Sein Handy klingelte wieder, diesmal war es Elínborg. Ihr lag ein Ausdruck mit der Liste der Anrufer vor, die im vergangenen Monat mit Sunee telefoniert hatten. Einige Anrufe kamen von der früheren Schwiegermutter, andere aus der Süßwarenfabrik oder von ihren Freundinnen, und zweimal war aus der Schule angerufen worden.
    »Und dann ist hier achtmal dieselbe Nummer.«
    »Wem gehört dieser Anschluss?«
    »Er hat vom Arbeitsplatz aus angerufen, von einer Versicherung. Das ist die einzige ungewöhnliche Nummer auf der Liste. Es sind ja nicht viele Telefonnummern.«
    »Hast du Sunee danach gefragt?«
    »Sie sagt, sie weiß nicht, wer das war. Möglicherweise sei es darum gegangen, ihr eine Versicherung zu verkaufen.«
    »Glaubst du, dass das ihr Freund ist?«
    »Wir werden sehen.«

Siebzehn
    Die Nachricht vom Mord an Elías hatte sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreitet, und schon bald kamen Menschen mit Blumen und Trauerkarten, die sie vor dem Wohnblock an der Stelle ablegten, wo der Junge gefunden worden war. Zwischen den Sträußen war auch Kinderspielzeug zu sehen, Teddybären und kleine Autos. Für abends hatte man einen Trauerzug geplant.
    Elínborg und Sigurður waren in dem Viertel unterwegs. Zweimal fuhren sie an Sunees Haus vorbei und sahen, wie Leute Blumen niederlegten. Sie verbrachten den Großteil des Tages damit, Nirans Freunde in Einzelgesprächen zu vernehmen. Was sie aussagten, stimmte größtenteils überein. Keiner von ihnen wusste etwas darüber, was Niran an dem Nachmittag unternommen hatte, als Elías ermordet worden war. Sie konnten auch nichts dazu sagen, wohin Sunee ihn eventuell gebracht haben könnte, und stritten rundheraus ab, Drogen in der Schule zu verkaufen, das sei eine Lüge. Sie gaben aber zu, dass es einmal auf dem Schulhof zu Auseinandersetzungen gekommen sei, an denen sie aber keine Schuld gehabt hätten. Keiner hatte an diesem Tag Elías gesehen. Zwei von ihnen hatten Niran getroffen, und zwar bei der Apotheke, aber sie hatten sich so etwa um dieselbe Zeit von ihm getrennt, zu der Elías gefunden wurde. Die beiden waren danach den Rest des Tages zusammen gewesen und hatten Niran nicht mehr getroffen. Keiner hatte etwas davon gehört, dass Elías in der Schule besonders behelligt worden wäre. Sie erklärten, nichts von Niran gehört zu haben, seitdem Elías tot aufgefunden worden war. Und ihrer Meinung nach war die Beziehung zwischen den Brüdern gut gewesen.
    Einer von den Jungen, der Kári hieß, war besonders offen und gesprächig. Er schien der Polizei tatsächlich behilflich sein zu wollen. Die anderen waren im Gegensatz dazu sehr zurückhaltend, gaben kurze Antworten und sagten nur das, wonach sie gefragt wurden. Kári hatte eine andere Einstellung. Er stand als Letzter auf Sigurður Ólis Liste, weswegen er ein weiteres lapidares Gespräch erwartete, aber es sollte anders kommen. Káris Eltern waren auch anwesend, die Mutter war Thailänderin, der Vater Isländer. Die beiden kannten Sunee und ihren Bruder, und sie

Weitere Kostenlose Bücher