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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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sprach. Er wandte sich sogleich dem Knaben zu, klopfte und horchte ihn ab und sagte dann in seiner wohlwollenden, ob auch ernsten Weise:
    »Nein, nein, es ist nichts. Es ist das Wachstum. Der Pariser Winter hat den Knaben ein wenig blaß gemacht, und einige Monate auf dem Lande, in der frischen Luft, werden ihn wiederherstellen,«
    »Ich hab’ es ja gesagt!« rief Beauchêne wieder.
    Constance hatte die kleine Hand ihres Sohnes in der ihrigen behalten, der sich nun wieder auf das Sofa hinsinken ließ und müde die Augen schloß; und sie lächelte glückselig, was ihrem reizlosen Gesichte einen beinahe anziehenden Ausdruck verlieh. Der Doktor hatte Platz genommen. Er war gewohnt, in den befreundeten Häusern plaudernd zu verweilen. Als Geburtshelfer, Frauen und Kinderarzt war er der natürliche Beichtiger seiner Patienten, kannte alle Geheimnisse, war in den Familien wie zu Hause. Er war es, der Constance von diesem einzigen, so verhätschelten Sohne entbunden hatte, ebenso wie Marianne von den vier Kindein, die sie besaß.
    Mathieu war stehen geblieben und hatte gewartet, um seine Einladung anzubringen.
    »Da Sie nun also bald aufs Land gehen,« sagte er, »kommen Sie doch vorher auf einen Sonntag nach Janville. Meine Frau würde sich ungemein freuen, Sie bei sich zu sehen und Ihnen unsre Hütte zu zeigen.«
    Und er scherzte über die Armseligkeit des abgelegenen Pavillons, den sie bewohnten, erzählte, daß sie nur zwölf Teller und fünf Eierbecher hätten. Beauchêne kannte den Pavillon, denn er jagte jeden Winter in der Gegend; er hatte einen Teil der Jagd in den ausgedehnten Wäldern gepachtet, die von dem Besitzer in Anteilen ausgegeben wurde.
    »Séguin ist ja mein Freund, wie Sie wissen. Ich habe in Ihrem Pavillon schon gefrühstückt. Es ist eine miserable Hütte.«
    Und Constance, deren Spottlust durch den Gedanken an diese Aermlichkeit erregt wurde, fügte ihrerseits hinzu, daß Madame Séguin, Valentine, wie sie sie nannte, ihr von der Verwahrlosung dieses ehemaligen Jagdhauses erzählt habe. Der Arzt, der lächelnd zuhörte, fiel nun ein:
    »Madame Séguin gehört zu meinen Patienten. Gelegentlich ihrer letzten Entbindung, habe ich ihr geraten, für eine Weile ihren Wohnsitz in diesem Pavillon aufzuschlagen. Die Luft ist dort ausgezeichnet, und die Kinder müssen da aufschießen und gedeihen wie Kresse.« Sogleich nahm mit einem lauten Lachen Beauchêne seinen gewohnten Scherz wieder auf.
    »Na denn, mein lieber Mathieu, nehmen Sie sich in acht! Wann kommt das fünfte?«
    »Oh,« sagte Constance mit beleidigter Miene, »das wäre eine wahre Torheit. Ich hoffe, daß Marianne es dabei bewenden lassen wird. Wahrhaftig, diesmal wäre es unentschuldbar, unverzeihlich!«
    Mathieu verstand wohl, was hinter all dem sich barg. Sie verfolgten sie beide, Marianne und ihn, mit ihrem Spotte, einem Mitleide, dem viel Zorn beigemischt war, weil sie nicht begreifen konnten, wie man sich leichten Herzens, freudig der Natur nachgebend, so einzwängen konnte. Das Hinzukommen ihres letzten, der kleinen Rose, hatte ihre Ausgaben schon so vermehrt, daß sie sich hatten aufs Land, in diese Proletarierwohnung flüchten müssen. Und sie wären wohl imstande, den Leichtsinn auf die Spitze zu treiben und noch ein Kind zu bekommen, sie, die nichts besaßen, keinen Heller, keinen Quadratzoll Bodens!
    »Außerdem,« fuhr Constance mit der Prüderie ihrer strengen Erziehung fort, »wird das schließlich geradezu unanständig. Wenn ich Leute sehe, die eine Schar von Kindern hinter sich her schleppen, so wirkt das abstoßend auf mich, als ob ich eine Familie Betrunkener sähe. Das ist ebenso widerlich, ja womöglich noch mehr.«
    Beauchêne brach wieder in schallendes Lachen aus, obwohl er über diesen Punkt wohl andrer Meinung sein mußte. Im übrigen blieb Mathieu sehr gelassen. Marianne und Constance hatten sich nie vertragen können, sie waren in allen Punkten zu verschieden, und er nahm die Angriffe heiter auf, vermied es, sich zu erzürnen, um es nicht zu einem Bruche kommen zu lassen.
    »Sie haben recht,« sagte er einfach, »es wäre eine Torheit. Gleichwohl, wenn ein fünftes kommen sollte, so kann man es wohl nicht gut dahin zurückschicken, woher es gekommen ist.«
    »Oh, es gibt Mittel!« rief Beauchêne.
    »Was die Mittel betrifft.« sagte Doktor Boutan, der mit seiner väterlichen Miene zugehört hatte, »so kenne ich nicht eines, das nicht schädlich und verwerflich wäre.«
    Beauchêne erhitzte sich; diese Frage der

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