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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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zurück.
    „Mach dir nichts draus!“ tröstete Bille ihn. „Warum soll es dir besser gehen als uns!“
    In scharfem Trab legten sie das letzte Stück der Strecke zurück und waren lange vor den übrigen Gästen am Ziel. Der Indianer und Hubert nahmen die Pferde in Empfang, um sie nach Groß-Willmsdorf zurückzutransportieren. Bis Tom trockene Kleidung für die beiden Durchnäßten geholt hatte, half die Wirtin ihnen mit Wäsche aus dem eigenen Schrank aus, über die sie sich wie eine römische Toga jeder ein großes weißes Badelaken schlangen. Um dem Ganzen den richtigen Effekt zu geben, flochten Nico und Bettina aus dem Efeu, der außen am Haus wuchs, eine Art Lorbeerkranz für Edmund den Weisen. So empfing er seine Gäste, nun wieder bei bester Laune. Und das Fest, das nun folgte, wurde das schönste Fest, das sie je erlebt hatten.

Keine schwere Geburt

    „Was soll denn das! Du mußt doch was essen, Kind!“
    „Ich kann nicht, Mutsch, wirklich nicht! Sei nicht böse.“
    „Man sollte meinen, du säßest im Abitur, nicht Simon.“
    „Wenn ihm nur halb so schlecht ist wie mir, kann er mir leid tun!“
    „Na komm, wenigstens das hier!“
    Onkel Paul schob ihr ein halbes Honigbrötchen hin, und Bille biß gehorsam hinein, um ihn nicht zu enttäuschen.
    „Ich verstehe gar nicht, warum ihr euch so aufregt. Simon ist doch immer ein guter Schüler gewesen. Er braucht wirklich keine Angst zu haben!“
    „Schon, aber... ach, ich weiß auch nicht.“
    „Es wäre besser gewesen, du wärst heute früh wie immer zu deinem Hengst gefahren. Das hätte dich abgelenkt“, meinte Onkel Paul und schob unauffällig das zweite halbe Brötchen auf Billes Teller.
    „Ich hätte mich unmöglich konzentrieren können!“ widersprach Bille.
    „Das glaube ich nicht. Arbeit ist in so einem Fall immer die beste Medizin. Oder irgend etwas, das deine Aufmerksamkeit so fesselt, daß du an gar nichts anderes denken kannst. Das hilft!“
    Bille seufzte tief.
    „Ich fürchte, der Schulunterricht wird heute nicht imstande sein, meine Aufmerksamkeit so zu fesseln. Jetzt ist Simon schon fast dort — in zehn Minuten geht es los!“ Bille preßte beide Daumen zwischen Zeigefinger und Mittelfinger, so fest, daß sie dunkelrot anliefen.
    „Und du? Du mußt doch auch längst los!“
    „Wir müssen heute erst zur Zweiten dasein. Frau Körber fällt aus.“
    „Grippe?“
    „Nein, irgendein Fortbildungsseminar.“
    „Na ja, wir müssen uns auf den Weg machen. Räumst du den Tisch ab?“
    „Mach ich.“
    „Also, tschüs dann. Bis heute abend. Da werdet ihr euch ja dann wohl wieder beruhigt haben“, sagte Mutsch.
    Als die beiden das Haus verlassen hatten, faltete Bille für einen Augenblick die Hände und schloß die Augen. Lieber Gott, laß ihn gut durchkommen! Und mach, daß er nicht so nervös ist wie ich! Bitte, bitte, hilf ihm! flehte sie. Dann atmete sie einmal tief durch und machte sich daran, das Geschirr zusammenzustellen.
    Sie war gerade mit dem Aufräumen der Küche fertig, als das Telefon klingelte. Simons Vater war am Apparat.
    „Bille, ein Glück, daß du noch da bist!“
    „Wir brauchen erst zur zweiten Stunde...“
    „Ich weiß. Glaubst du, du kannst heute mal die Schule schwänzen?“ unterbrach er sie hastig.
    Bille verschluckte sich fast vor Staunen.
    „Die Schule schwänzen? Warum denn das?“
    „Bei Pünktchen scheint es loszugehen...“
    „Ich komme, ich fliege!“ rief Bille. „In einer Viertelstunde bin ich drüben!“
    Bille machte sich nicht die Mühe, ihre Reithosen anzuziehen, sie schlüpfte mit den Jeans in die Stiefel, warf sich im Laufen den Anorak über und war eine Minute später bei Zottel im Stall. Zottel schien zu begreifen, worum es ging, er blähte sich nur ein ganz klein bißchen auf, als sie ihm den Sattel überwarf und den Gurt festzog. Auch auf das übliche Spiel beim Anlegen der Trense verzichtete er. Moischele , das kleine Shetlandpony, sah betrübt hinter den beiden her, als Bille Zottel aus dem Stall zog, ohne auch nur ein paar Worte mit ihm geredet zu haben.
    Kaum hatten sie die Dorfstraße hinter sich und bogen in den Weg nach Peershof ein, trieb Bille Zottel zu einem Renngalopp an, als befänden sie sich auf dem Grand National. Zum Glück war der Boden trocken und federte unter den Hufen des Ponys, das diesen wilden Ritt offensichtlich zu genießen schien. Bille brauchte Zottel nur laufen zu lassen.
    Herr Henrich erwartete sie vor dem Peershofer Pferdestall. Bille holte sich eine

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