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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Verschmutzung, die sich seit vielen Jahren bei uns überall breitmacht! Immer neue Wogen von Artfremdem sind seit dem letzten Krieg über unser schönes Land hinweggeschwappt und haben ihr schmutziges Strandgut hier bei uns zurückgelassen!“
    Während Herr Bösenhaupt sich in blumigen Worten über die Verschmutzung der Gemüter ausließ, hatte Zottel längst seine Chance wahrgenommen und war den vielversprechenden Klängen der Feuerwehrkapelle gefolgt. Wo Musik spielte, da wurde gefeiert, und wo gefeiert wurde, da gab es gut zu essen. Zottel trabte auf den Kirchplatz zu, hielt an, schnupperte kurz, um sich zu orientieren, und wußte Bescheid. Dort drüben, wo das weiße Laken winkte, befand sich das Ziel seiner Wünsche.
    Im Schutz der breiten Rücken der Feuerwehrmänner marschierte Zottel ohne Eile der — wie es ihm schien — nur für ihn gedeckten Tafel zu. Als das allen wohlbekannte, rot-weiß gefleckte Pony hinter den Feuerwehrmännern auftauchte, stießen sich die Wedenbrucker grinsend an. Alle mochten Zottel. Die beschwörenden Reden des Parteivorsitzenden Bösenhaupt begannen langweilig zu werden, aber hier winkte eine unterhaltsame Abwechslung. Enger drängten die Zuhörer um den Redner.
    „Wir müssen uns schämen, ja, schämen, meine Freunde, wenn wir heutzutage beobachten, wie sich unsere Jugend ihren Lehrern und Erziehern gegenüber aufführt, wie sie jede gute Sitte verachtet und...“
    „Der Feind kommt von links!“ brüllte Karlchen, während die Wedenbrucker amüsiert Zottels Weg verfolgten.
    „Richtig, der Feind kommt von links!“ nahm Bösenhaupt die Bemerkung auf und lobte so viel Einsicht bei einem Vertreter der jungen Generation.
    Bäcker Kruse, ebenfalls Flüchtling aus Ostpreußen, wie es Mutsch und Onkel Paul waren, und deshalb auf den Parteivorsitzenden alles andere als gut zu sprechen, beobachtete begeistert, wie Zottel das Laken mit der Nase anhob, einen zierlichen Schritt über die untere Querlatte tat und die Tabletts mit den Brötchen einer ersten kritischen Bestandsaufnahme unterzog.
    „Du wirst von hinten angegriffen und merkst es nicht!“ rief der Bäcker schmunzelnd. „Am Schluß guckst du in die Röhre ! “
    „So ist es!“ donnerte der Parteivorsitzende. „Sie greifen uns an, nehmen uns die Früchte unserer Mühe und Arbeit, und wir stehen schließlich mit leeren Händen da!“
    Die Wedenbrucker jubelten vor Begeisterung.
    Zottel entschied sich für die Leberwurstbrote, nachdem Süßes zu seinem Bedauern nicht zu entdecken war. Stück für Stück griff er mit gespitzten Lippen, angelte mit der Zunge nach und malmte zufrieden.
    „Das Pony frißt Ihnen die Brötchen weg“, kreischte die alte Trude und quiekte vergnügt.
    „Wir dürfen uns nicht länger gefallen lassen, daß fremde Elemente...“, dröhnte Bösenhaupt .
    „Der Rote hat dich längst unterwandert!“ schrie Kurt, ein Freund von Karlchen. „Paß nur auf, daß er dich nicht zu Fall bringt, Opa!“
    „Mich! Mich!!“ Der Parteivorsitzende schlug sich an die Brust. „Mich werden die Roten nicht zu Fall bringen! Sollen sie doch kommen, ich bin gefeit gegen die niederen Anschläge auf unsere guten Sitten, unser kostbarstes Gut! Mich werden sie nicht zu Fall bringen!“
    „Da wär ich nun nicht so sicher!“ schrie die dicke Bäuerin Kienkopp . „Das geht manchmal schneller, als man denkt!“
    Sie hatte recht.
    Einer der Gefolgsmänner des Parteivorsitzenden hatte seinen Blick von den Lippen seines bewunderten Anführers losgerissen und dabei das Pony entdeckt, das sich gerade den Käsehäppchen widmete.
    „Willst du wohl machen, daß du da rauskommst!“ zischte er und gab Zottel einen kräftigen Schlag auf sein rundes Hinterteil.
    Zottel, in seiner liebsten Beschäftigung gestört, stieg kerzengerade auf und krachte mit dem Kopf von unten gegen das Podest. Entsetzt machte er einen Satz nach vorn, sprang über Bierfaß und Getränkewanne hinweg und floh, unter Mitnahme der oberen Hälfte des Podestes und des Parteivorsitzenden. Zutiefst verstört, raste er die Straße hinauf.

    Allerdings kam er nicht weit, denn beherzte Wedenbrucker stellten sich ihm entgegen, um ihn aufzuhalten. Zottel drehte zur Seite ab und suchte einen Fluchtweg über Bauer Kienkopps Hof. Leider nahm er die Kurve so scharf, daß der Parteivorsitzende samt Podestrest im hohen Bogen auf dem Misthaufen landete, dort, wo er in den flüssigen Zustand überging. Die Wedenbrucker applaudierten.
    „Da gehört er auch hin“, murmelte

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