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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Gerümpel eine einzelne Feder Urbans. Zwar konnte sie sich nicht erklären, ob sie unheimliches Glück hatte, dass ihr diese Kleinigkeit dort oben aufgefallen oder ob es einfach nur ihrer Intuition zuzuschreiben war. Doch völlig egal, was letzten Endes der Auslöser für diese Fügung gewesen war, in jedem Fall hatte sie nun eine Erklärung dafür, wie es die Sieben Todsünden geschafft hatten, Keylam in die Unterwelt zu verschleppen. Jemand hatte ihnen diese ganz persönliche Sache irgendwie zukommen lassen. Deshalb war er nicht, wie gewohnt, im Holunderwald aufgetaucht. Ein Teil seinerselbst hatte sich an diesem Ort befunden, also hatte ihn das Feuer auch hier her geführt.
    Mit einigen Sprüngen war Arrow bei der Glocke. Ein bloßer Blick genügte, um zu wissen, dass sich die Feder nicht unter gewöhnlichem Glas befand. So zückte sie ihr Messer, dessen von Zwergen gefertigte Klinge sie schon so einige Male aus den wundersamsten Situationen hatte befreien können, und stach darauf ein. Ein schriller Schrei ertönte und ließ das Glas im nächsten Augenblick in tausend Teile zerspringen. Der Inhalt blieb jedoch unversehrt. Zwischen Schmuck, Juwelen und einem Fläschchen, das eine Handvoll Efeublätter enthielt, fielen ihr besonders einige Haarbüschel und ein ziemlich großes Schneckenhaus auf, in dessen Öffnung sie gut und gerne ihre Hand verstecken konnte. Eilig schnappte Arrow sich die Feder und verstaute sie sicher in ihrer Tasche. Nichts Persönliches durfte an diesem Ort verbleiben, ansonsten wäre es vermutlich ein Leichtes, Keylam oder Urban ausfindig zu machen und erneut hierher zu bringen. Nach kurzem Überlegen steckte sie auch noch das Fläschchen und die Haarbüschel ein. Vielleicht würde sie jemandem, möglicherweise sogar Elaine, damit einen Gefallen tun. Das Schneckenhaus und den Schmuck beließ sie an ihrem Platz. Zum einen wäre es viel zu anstrengend gewesen, diese ganzen Sachen mit sich herum zu schleppen, und zum anderen konnte sie sich nicht vorstellen, dass so etwas die gleiche Wirkung haben könnte wie die wirklich persönlichen Dinge, mit denen man geboren wurde.
    Mit einem Sprung war sie wieder bei Keylam. Behutsam schob Arrow einen Arm unter seinen Nacken und den anderen unter seine Knie. Dann nahm sie ihn vorsichtig hoch und trug ihn über die Lava sowie an den Sieben Todsünden vorbei.
    „War nett bei euch!“, rief sie triumphierend. „Für eure nächsten Besucher solltet ihr euch vielleicht etwas Besseres als eine grüne Brühe und ein paar blöde Sprüche ausdenken.“
    „Dir wird das Lachen noch vergehen!“, rief Superbia wutentbrannt. „Du denkst, dass du dir alles erlauben kannst und allmächtig bist, aber da irrst du dich! Ohne die Unterstützung deiner Freunde wärst du nicht mehr als ein jämmerlicher Wurm, den sogar eine Ratte mühelos zwischen ihren Krallen zerquetschen könnte.“
    Arrow hielt inne. Ein letztes Mal wandte sie sich den Todsünden zu und hatte dabei ein Grinsen auf den Lippen, wie es arroganter nicht sein könnte. „Stimmt“, erwiderte sie herablassend. „Aber was auf euch wie eine kümmerliche Schwäche wirkt, ist in Wahrheit meine Stärke. Ohne meine Freunde wäre ich nichts, und deshalb bin ich umso dankbarer, sie zu haben – jeden einzelnen von ihnen, jeden Tag.“
    Dann drehte sie sich um und ging, mit Keylam im Arm und dem Fenriswolf an ihrer Seite, davon.

    Nur wenige Schritte von der augenscheinlichen Folterkammer entfernt fand Arrow einen kleinen Hohlraum. Der Fenriswolf legte sich schützend vor den Eingang, während sie Keylams und Urbans noch immer gelähmte Körper behutsam darin ablegte.
    Eilig wickelte sie das Beutelchen auf, das Frau Gaude ihr vor dem Eintritt in die Unterwelt übergeben hatte, und schaute etwas verdutzt, als sie den Inhalt erkannte. Merkwürdigerweise hatte sie fest damit gerechnet, das schutzbringende Johanniskraut darin vorzufinden, doch ihr Blick fiel eindeutig auf getrocknete Holunderblüten. Eigentlich hätte sie es sich ja denken können, denn was lag näher, als dass eine Bewohnerin des Holunderwaldes ihr eben solche Blüten anvertrauen würde?
    Doch da war noch etwas. Ein Zettel lugte zwischen den Blüten hervor.
    Bevor du den Phönix in deine Welt zurückbringst, musst du den Holunder in einem Schutzkreis um ihn legen. Es wird sicherstellen, dass seine Asche nicht in der Unterwelt verbleibt und dass er bei seiner nächsten Auferstehung nicht wieder dorthin verschleppt werden kann.
    Ohne Zeit zu verlieren,

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