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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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bedauernswert.“
    „Bist du ihr denn schon einmal begegnet?“, fragte Arrow verwundert.
    „Nicht direkt“, entgegnete William. „Doch Faulheit, Überdruss und Feigheit lassen sich in so ziemlich jeder Kreatur wiederfinden, in der einen mehr, in der anderen weniger. Und diese Eigenschaften sind überaus bemitleidenswert.“
    „Das sind sie“, stimmte sie ihm zu. „Ich muss gestehen, dass sie mir tatsächlich sehr leidgetan hat. Und mit der Art und Weise, wie ich sie behandelt habe, ist es auch nicht besser geworden. Jedes meiner Worte hat mir selbst vermutlich mehr wehgetan als ihr, sofern sie überhaupt dazu fähig ist, derlei Gefühle zu empfinden.“
    „Das ist sie, aber das muss dir nicht unangenehm sein, denn es liegt in ihrer Natur. Auf diese Weise ernährt sie sich. Vielmehr sind es andere Empfindungen, die sie nicht kennt, wie zum Beispiel Glück, Fleiß oder Liebe.“
    „Trotzdem fühle ich mich schlecht, wenn ich daran zurückdenke, wie ich mit ihr umgesprungen bin. Letzten Endes ist mir aber keine andere Wahl geblieben. Unter all den Todsünden war sie die einzige, die Informationen ausgeplaudert hätte. Hätte ich mich ihr gegenüber zurückgehalten, wäre ich jetzt vermutlich auch nicht klüger als zuvor.“
    „Du hast richtig gehandelt.“
    „Das sage ich mir auch immer wieder“, gab sie wenig überzeugend zurück. „Im Grunde ist es eigentlich unnötig, mit der personifizierten Feigheit Mitleid zu haben. Doch indem ich sie behandelt habe, wie ich es tat, habe ich wider meine Natur gehandelt. Und es ist mir verdammt schwer gefallen.“
    „Mach dir nicht so viele Vorwürfe“, redete William liebevoll auf sie ein. „Ich denke vielmehr, dass es eine gute Erfahrung für dich war. Nicht jeder hat das Mitgefühl, das man ihm entgegenbringt, auch verdient. Ebenso verändert es den Bemitleideten meist nicht, und das gilt nicht nur für Acedia. Versuch einfach, eine gesunde Mitte zu finden.“
    „Vermutlich hast du recht“, erwiderte Arrow nachdenklich. „Im Grunde hilft es mir nur, meine Abneigung bestimmten Personen gegenüber zu rechtfertigen, die es in meinen Augen gar nicht anders verdient haben. Das Gefühl hilft mir dabei, Buße zu tun.“
    „Das ist vollkommen normal. Vielen Leuten, die ich in meinem Leben kennen lernen durfte, erging es hin und wieder ganz genauso. Trotzdem solltest du das Mitgefühl an sich nicht unbedingt als etwas Schlechtes abtun. Wenn es jemanden betrifft, den du liebst, dann ist es aufrichtig. Und allgemein wird es dann auch wieder als Tugend angesehen.“
    „Du verwirrst mich“, entgegnete Arrow kopfschüttelnd. „Was du über das Mitgefühl sagst, klingt auf der einen Seite absolut widersprüchlich, doch auf der anderen Seite ergibt beides einen Sinn.“
    „Naja, nur die wenigsten Dinge sind schwarz oder weiß“, erwiderte William lächelnd. „Dazwischen gibt es noch unendlich viele andere Farben.“
    Plötzlich machte der Fenriswolf Halt und spitzte seine Ohren. Unheilvoll knurrte er, dass es Arrow eine regelrechte Gänsehaut bereitete.
    „Wir sind zu spät“, bemerkte William. „Sie sind bereits auf dem Weg.“ Eilig sprang er von dem Wolf ab. „Hör zu, du musst mir jetzt vertrauen. Ich werde versuchen, sie von dir abzulenken.“
    „Und wenn sie dich in die Finger bekommen?“, fragte Arrow ängstlich.
    „Mir wird hier nichts geschehen, genauso wenig wie dem Fenriswolf. Aber dich dürfen sie nicht erwischen! Setz deine Kapuze auf, und egal was geschieht – sprich nicht mit ihnen und lass sie nicht in deine Augen sehen!“
    „Und was ist, wenn sie mich erwischen und erkennen, dass ich noch nicht tot bin?“, fragte Arrow panisch.
    „In dem Fall bringen sie dich an einen fernen Ort. Dort wirst du so lange verweilen, bis du es bist“, entgegnete William. Dann wandte er sich ab und verschwand zwischen den Bäumen.
    Arrow tat, wie ihr aufgetragen worden war. Ihre Kapuze zog sie tief in ihr Gesicht und presste ihren Oberkörper ganz dicht an den Rücken des Fenriswolfes, der sich blitzschnell zwischen den Bäumen bewegte. Hier drinnen war der Versteinerte Wald glücklicherweise nicht mehr ganz so dicht bewachsen wie am Rand, weshalb er vergleichsweise flink sprintete. Arrow hatte große Mühe, sich an ihm festzuhalten. Durch das viele Hin und Her und die Tatsache, dass sie nicht sah, welche Richtung er als nächstes einschlug, wurde diese Flucht zu einer einzigen Tortur. Die Hände fest in sein langes Fell gekrallt, hoffte Arrow, dass alles gut

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