Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
Vom Netzwerk:
großes Glück ich hatte.“
    Arrow schluckte. Nie hätte sie es für möglich gehalten, jemals eine derart persönliche Seite an Harold kennenlernen zu dürfen. Sie hatte ja noch nicht einmal gedacht, dass er überhaupt zu solchen Gefühlen fähig war. Und nun saß er vor ihr und erzählte mit so viel Hingabe von der großen Liebe seines Lebens, dass Arrow eine regelrechte Gänsehaut bekam.
    „Dabei war er noch nicht einmal besonders kreativ“, schmunzelte Harold. „Keine Muse wäre jemals auf die Idee gekommen, ihm irgendeine Art von Aufmerksamkeit zu schenken. Aber gerade diese Tatsache war ja das große Wunder. Ich hatte mich ihm nicht in der Absicht genähert, von ihm zu zehren, sondern einfach nur, weil er mich verzaubert hatte. Ich war in ihn verliebt. Sein ganzes Wesen und seine Ausstrahlung gaben mir eine Art von Energie, die ich nie zuvor gekannt hatte und die ich seither auch nie wieder erfahren durfte. Ich habe ihn geliebt – auf jede erdenkliche Art und Weise, auf die man einen Menschen nur lieben kann.
    Somit habe ich mich ihm eines Tages gezeigt. Und seine Augen haben mir verraten, dass er genauso fühlt hat wie ich.
    Nachdem Darren und ich unsere Liebe nicht länger vor den Anderen verheimlichen konnten, habe ich mich Sally und den anderen Schlossbewohnern gezeigt. Einige Zeit war ins Land gegangen, bis wir uns alle aneinander gewöhnt hatten, doch als es endlich so weit war, bin ich zu einem Teil der Familie geworden. Dieser Abschnitt wurde zur schönsten Zeit meines Lebens.
    Mit Keylam hatte ich ein Arrangement getroffen, welches unsere Abhängigkeit voneinander auf ein absolutes Minimum reduzierte. Ich zapfte ihm nie mehr Energie ab, als ich zum Leben benötigte, und er bekam genau das Maß an Inspiration, das ihn noch aus der Masse herausstechen ließ.
    Es hat eine Weile gedauert, doch irgendwann haben auch die Musen von der Liebe zwischen Darren und mir erfahren. Und ab diesem Zeitpunkt nahm die Tragödie ihren Lauf.
    Musen sind normalerweise Einzelgänger, doch sie verbünden sich, sobald sie den zarten Schleier ihrer Existenz in Gefahr sehen. Sie geben unheimlich viel auf ihren Ruf als mystische Gestalten, die stets ganz nah und doch nicht greifbar sind. Es gehört zu ihrer Überzeugung, dass ihnen diese Eigenschaft zusätzliche Macht verleiht. Welch ein Künstler ist nicht von dem Gedanken verzaubert, dass urplötzlich ein überirdisch schönes Wesen in sein Leben tritt, das nur er allein sehen kann, das ihn hört, versteht und unterstützt? Ein heimlicher Geliebter ganz für sich allein.“
    „Das klingt in der Tat sehr verführerisch“, stimmte Arrow ihm melancholisch zu. „Aber all das befände sich doch nicht aufgrund der Andersartigkeit eines Einzelnen Individuums in Gefahr.“
    Harold lachte schwach. „Wenn nur alle so denken würden … Ich hatte es selbst auch nie für möglich gehalten. Doch wie es aussieht, stehen wir diesbezüglich mit unserer Meinung so ziemlich allein da.
    Die Musen haben mir damals untersagt, meine Verbindung mit Darren fortzuführen. Sie haben von mir verlangt, Keylam freizugeben und dem Schloss mitsamt seinen Bewohnern für immer Lebewohl zu sagen. Die Folgen wären verheerend gewesen. Eine andere Muse hätte sich an meiner Stelle an ihn gebunden. Das hätte sein Ende bedeutet.“
    „Und warum hatten sie plötzlich ein derart großes Interesse an Keylam?“, fragte Arrow. „Es hat sich doch auch vorher keiner von ihnen um ihn geschert.“
    „Das war purer Zufall“, winkte Harold ab. „Die Suche nach einem wahren Künstler ist ebenso schwer wie die nach einem unbearbeiteten Diamanten. Du erkennst ihn nicht sofort, und es bedarf viel Arbeit, Zeit und Fingerspitzengefühl, um ihn zum Strahlen zu bringen. Unter der Vielfalt an Individuen, die diese und jede andere Welt zu bieten hat, sind Künstler eine absolute Rarität.“
    „Und nachdem du den Diamanten namens Keylam gefunden und aus dem Fels geschlagen hattest, wurde er zu einem begehrten Sammlerstück“, schlussfolgerte Arrow.
    Harold nickte. „Unter Musen gibt es das ungeschriebene Gesetz, sich bei derartigen Sammlerstücken niemals in die Quere zu kommen. Der Entdecker des Künstlers ist der alleinige Anspruchsteller. Neid spielt immer eine große Rolle, doch nie zuvor in der Geschichte wurde von einer Muse verlangt, die Rechte an ihrem Diamanten abzutreten. Die Demütigung vermag ich nicht in Worte zu fassen.“
    Kraftlos lehnte Harold seinen Kopf gegen den Baum und blickte gen Himmel. Die

Weitere Kostenlose Bücher