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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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für dieses Thema nicht unpassender hätte gewählt sein können.
    Seltsamerweise nahm Harold es ihr nicht übel. Zwar bedachte er sie kurz mit einem tadelnden Blick, trotzdem beantwortete er ihre Frage.
    „Adam ist wundervoll. Er besitzt eine großartige Persönlichkeit und ich bin mehr als dankbar, ihm begegnet sein zu dürfen. Ein wenig hat er mich sogar an Darren erinnert.“ Niedergeschlagen wandte Harold sich Arrow zu. „Ich habe ihn wirklich geliebt und werde ihn auf ewig in meinem Herzen tragen. Er hat mir in so vielerlei Hinsicht einen Funken von dem zurückgegeben, was ich längst verloren geglaubt habe. Doch meine Liebe zu Darren ist einfach stärker.“
    Mitfühlend legte Arrow ihre Hand auf Harolds Schulter. Es war seltsam. Im Grunde hätte sie dieses Geständnis wütend machen sollen, denn Adam war einer ihrer engsten und liebsten Freunde, und das schon seit ihren frühsten Kindertagen. Aber sie konnte Harold einfach nicht böse sein, denn sie erkannte die Wahrheit in seinen Augen und wie sehr unter all diesen Dingen litt.
    „Du glaubst mir doch?“, fragte er. Und plötzlich sah sie ihn in einem anderen Licht. Harold hatte sie um ihren Segen gebeten und so zögerte sie keine Sekunde, ihm diesen zu geben.
    „Das tue ich. Und ich verstehe es auch.“
    Erleichtert senkte Harold seine Schultern. „Adam hat sein ganzes Leben noch vor sich. Er ist stark und wird seinen Weg gehen.“
    „Davon bin ich überzeugt“, erwiderte Arrow und seltsamerweise war sie es tatsächlich. Ebenso wusste sie aber auch, dass Harolds Verschwinden Adam das Herz brechen würde. Doch Arrow würde alles tun, um es so schnell wie möglich wieder heilen zu lassen.
    „Ich werde auf ihn achtgeben“, versprach sie Harold, und sein mitfühlendes Lächeln zeigte, wie dankbar er ihr dafür war.
    „Warum hat Modgudr eigentlich nicht nach euren Namen gefragt?“, wechselte Arrow das Thema.
    „Musen sind Wesen, die zwischen den Welten wandern. Es sind ihnen gewisse Grenzen auferlegt, doch im Allgemeinen gehören sie ebenso hierhin wie dorthin. So ist es ihnen zum Beispiel gestattet, in der Unterwelt zu wandern, doch das Reich der Göttin Hel sowie Walhall und der dunkle Granitturm sind für sie absolut unzugänglich. Auf die allgemein gängige Weise würden Musen dort keinen Zugang bekommen. Dafür bedürfte es schon besonderer Glücksbringer. Und bei dem Fenriswolf dürften die Tatsachen für das Desinteresses Modgudr auf der Hand liegen.“
    „Und das hat sie erkannt?“, fragte Arrow verblüfft. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie mir in Bezug auf William und dich einen Hinweis geben würde, der mir bei meiner Entscheidung behilflich ist.“
    Harold grinste verwegen. „Du bist davon ausgegangen, dass sie etwas sagt, das einen von uns als Lügner entlarvt. Das ist zugegebenermaßen recht klug. Allerdings solltest du hier nicht weiter mit derartigen Hilfestellungen rechnen. Es liegt an dir allein, wem du Glauben schenkst und wie du dich entscheidest.“
    Augenrollend wandte Arrow sich ihm zu und bemerkte ungeduldig: „Warst du in einem früheren Leben vielleicht mal ein Elf? Du sprichst nämlich wie einer.“
    Harold verfiel in ein herzhaftes, zweideutiges Lachen, und Arrow konnte daraufhin gar nicht anders, als ebenfalls darüber zu schmunzeln.

    Als sie endlich den Eingang zu Hels Burg am anderen Ende der Brücke sehen konnte, blieb Arrow stehen. Das Atmen fiel ihr schwer. So sah es also aus – das Tor zur Welt der auf ewig verdammten Verbrecher.
    Was sie erblickte, mutete sehr viel mehr wie eine Festung an. Es gab keine Fenster, sondern nur hier und da einige Löcher im Gemäuer, die höchstens einen Finger breit waren. Gitter aus gewaltig großen Giftzähnen waren davor eingelassen, die über und über mit Blut beschmiert waren. Käfige hingen von den Wänden, in denen Gestalten saßen, so dürr wie Skelette. Unablässig schauten sie in den Fluss und erschraken vor ihrem eigenen Spiegelbild. Geier kreisten um sie herum und versuchten, mit ihren gewaltigen Schnäbeln, die eingesperrten Kreaturen bei lebendigem Leib zu verzehren.
    Aus den Erzählungen wusste Arrow, dass es sich nicht tatsächlich um die Körper der Verdammten handelte. Was da so furchterregend zwischen den Gitterstäben hervorblickte, waren die schwachen Überbleibsel von dem, was diese Kreaturen einst ihre Seele genannt hatten. Ihre Schreie, wenn einer der Geier nach einem ihrer Finger schnappte, waren dermaßen qualvoll, dass es Arrow den Magen

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