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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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nach Schwefel. Verkümmerte Seelen lagen zu beiden Seiten und wimmerten leise vor sich hin oder wippten nervös vor und zurück. Dabei waren sie dermaßen auf sich selbst fixiert, dass sie einander nicht wahrnahmen.
    Blutverschmierte Kreaturen hingen an Innereien oder ihren eigenen Haaren gefesselt an der Wand. Aus ihren Augenhöhlen wanden sich Maden. In einer dunklen Ecke lag eine riesige Schlange, in deren Körper ein halbes Dutzend Verdammter nach dem Weg nach draußen suchte.
    Feuer tropfte von der Decke und löschte das Wasser, das sich erfolglos in dünnen Bahnen zur Burg hineinschlich.
    Als Arrow eine breite Treppe hinabstieg, beäugte sie kritisch das Wirrwar aus Wurzeln, das von der Decke herab hing. In ihnen bewegten sich Körperteile, vollständige Leiber waren nicht auszumachen.
    Vorsichtig schritt Arrow durch die dunkle Halle. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, doch hier drinnen wirkte alles noch bedrückender als in den anderen Teilen der Unterwelt, die sie bisher gesehen hatte. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das schwache Licht, und obwohl es auch hier weder Wärme noch Kälte gab, wurde ihr abwechselnd kalt und heiß vor Angst.
    Die Köpfe der unzähligen Schlangenleiber, die Decke und Wände bedeckten, reckten sich ihr mit misstrauischen Blicken entgegen. In der Mitte der Halle befand sich ein großes Lavabecken, in dem eine hässliche Kreatur saß, die offensichtlich tot war. Auf den ersten Blick schätzte Arrow das Wesen auf gute fünf Meter. Es lehnte am Rand und Arrow wunderte sich nur, dass die Glut dieses Monster noch nicht in seine Bestandteile zerlegt hatte. Unter der schlaffen Haut, die wie Lumpen an dem Wesen runterhingen, zeichnete sich sein Skelett ab. Offenbar war das auch schon alles, woraus es zu bestehen schien, nur Haut und Knochen. Arrow vermutete, dass es einst ein übergewichtiger Riese war, dessen Fleisch vielleicht von seinem Körper getrennt worden war.
    Völlig gebannt von dem abscheulichen Anblick trat sie näher an das Monster heran und fragte sich, wer oder was ihm das wohl angetan haben mochte und womit es diese Strafe verdient hatte. Und gerade als sie ihre Hand nach der Kreatur ausstrecken wollte, öffnete es seine roten Augen und funkelte sie böse an. Als es seinen Arm nach ihr ausstreckte, sprang Arrow augenblicklich zur Seite, nur um anschließend völlig überrascht feststellen zu müssen, dass sein Angriff gar nicht ihr, sondern einem Wesen, das sich von hinten an sie herangeschlichen hatte, galt. Es schrie fürchterlich, als es in die glühende Flut getaucht und dann von dem Monster verspeist wurde. Als es fertig war, lehnte sich das Monster erneut schlafend zurück.
    „Mörder“, erklang eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit. Sie sprach verachtend und verbittert zugleich. „Sie haben keinen einzigen Funken Respekt vor dem Leben und zeigen noch nicht einmal in meinem Reich die geringsten Anzeichen von Reue. Vielmehr besitzen sie noch die Arroganz, ihre Gräueltaten direkt vor meinen Augen zu begehen.“
    Während der Fenriswolf erfreut winselte und schwanzwedelnd in die Richtung verschwand, aus der die Stimme ertönt war, folgte Arrow ihrem Freund nur zögerlich. Ängstlich und neugierig zugleich setzte sie einen Fuß vor den anderen, und als sie eine Person erkannte, wusste sie nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. „Hel?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Und tatsächlich saß sie ihr genau gegenüber – auf einem aus Leichenteilen errichteten Thron.
    Hocherfreut, als wäre ihm nie etwas Schöneres in seinem Leben widerfahren, hatte der Fenriswolf seine Vorderbeine auf Hels Schoß gestemmt und ließ sich überschwänglich von ihr begrüßen.
    „Mein geliebter Bruder“, donnerte es durch die Furcht erregende Halle.
    Hels Erscheinung war so unwirklich, dass Arrow sich ernsthaft fragte, ob sie dies alles womöglich doch nur träumte. Während Hels linke Körperhälfte gesund und wunderschön anzusehen war, überkam sie der blanke Horror, als sie die rechte Körperhälfte der Göttin betrachtete, denn sie war schwarz-blau und glänzte wie der Körper eines verwesenden Tieres. Die linke Seite ihres Mundes lächelte dem Fenriswolf liebevoll entgegen, doch von der rechten Seite ging noch nicht mal ein Zucken aus.
    „Niemals hätte ich gedacht, dich noch einmal wiedersehen zu dürfen“, flüsterte sie ihm sanft entgegen.
    Unbeholfen blieb Arrow in sicherer Entfernung stehen und wartete, bis die Begrüßung der beiden langsam ausklang.

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