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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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aller ihr zur Verfügung stehenden Energie rannte sie dem Mann auf der Klippe entgegen, und je näher sie ihm kam, desto mehr Bilder tauchten in ihren Gedanken auf. Sie sah, wie er in einem Schneesturm aus Blüten auf sie zugelaufen kam, behutsam ihren verletzten Arm verband und mit ihr zusammen das dicke Eis eines gefrorenen Sees zum Schmelzen brachte. Und als Arrow ihn am Kopfe der Klippe erreicht hatte, hallten in ihren Gedanken plötzlich die Worte von Frau Perchta wider. „Vor allem die Guten sollten mehr Vertrauen in sich selbst haben und auch mal ein Risiko eingehen. Dabei erscheint es mir völlig gleichgültig, ob sie es ausdrücken, indem sie in einen tobenden Ozean springen oder sich der Wilden Jagd stellen.“
    In dem Augenblick wusste Arrow, dass sie dem Unbekannten nicht in die Arme fallen, sondern mit ihm zusammen von der Klippe springen musste. Also rannte sie, so schnell sie konnte, an ihm vorbei und sprang in das unbezähmbare Meer der Ungewissheit. Ohne auch nur einen winzigen Augenblick lang zu zögern, tat Keylam es ihr gleich und sprang mit Arrow einer gemeinsamen Zukunft entgegen. In dem Moment, da Arrow ins Meer eintauchte, war sie mit sich selbst wieder im Einklang, denn die Säumnisse der Vergangenheit hatte sie inzwischen aufgearbeitet und war endlich so weit, sich neuen Herausforderungen stellen zu können und ein neues Leben zu beginnen.

Die Verzauberten Wiesen

    Arrow wusste nicht, was nach dem Eintauchen im Ozean geschehen war, doch als sie erwachte, waren sowohl ihre Kleider als auch ihr Haar trocken. Ihre Augen brauchten eine Weile, um sich an das grelle Licht der wohltuenden Frühlingssonne zu gewöhnen. Die Strapazen der letzten Tage steckten ihr in sämtlichen Gliedern. Alle ihre Muskeln taten ihr weh, doch innerlich war sie völlig ausgeglichen. Sie hörte das Meer rauschen und fragte sich, ob sie sich wohl in einem Traum oder auf einer anderen Ebene des Jenseits befand. Der Gedanke, dass sie mittlerweile tot war, schien ihr sehr viel wahrscheinlicher als die Möglichkeit, in die Welt der Lebenden zurück gefunden zu haben. Doch die Tatsache, dass plötzlich wieder Erinnerungen aufgetaucht waren, die sie in der Unterwelt bereits verloren hatte, ließ sie wieder neuen Mut fassen. Vor allem aber wusste sie noch genau, was sie auf der anderen Seite alles erlebt hatte. Während ihrer Zeit bei den Nymphen hatte sie selbst diese Ereignisse vollkommen vergessen.
    Als Arrow endlich ihre Augen öffnen konnte, fand sie sich auf einer Wiese voller blauer Vergissmeinnicht wieder. Bei diesem Anblick hielt sie es für absolut ausgeschlossen, tatsächlich noch am Leben sein zu können, denn blaue Vergissmeinnicht hatten schon seit dem Tod ihres Vaters nirgendwo mehr geblüht. Damals hatte er sich so sehr dafür geschämt, sie im Stich gelassen zu haben, dass er es für das Beste gehalten hatte, nie wieder auch nur ein einziges blaues Vergissmeinnicht blühen zu lassen. Es waren stets seine Lieblingsblumen für Arrow gewesen. Sie hatten seine Tochter über den Kummer hinwegtrösten sollen, wenn er wieder auf Reisen gegangen war. Gleichzeitig sollten sie die Blüten daran erinnern, dass er sie liebte und an sie dachte. Deshalb hatte er einst das Vergissmeinnicht als Gruß gewählt.
    Nachdem Arrows Kräfte langsam zu ihr zurückgekehrt waren, setzte sie sich auf. Dieser Ort war wunderschön – weiße Sandstrände und ein Blumenmeer aus Vergissmeinnicht, soweit das Auge reichte. Sogar auf den seichten Wellen des kristallklaren Meerwassers tanzten die blauen Blüten ihrer Lieblingsblume auf und ab. Die gesamte Landschaft wirkte derart einladend, dass Arrow nicht umhin kam, sich zu fragen, ob dies wohl die Verzauberten Wiesen waren, von denen Keylam schon so oft erzählt hatte.
    Mit einem Mal stockte ihr der Atem. Drüben am Wasser stand jemand und beobachtete sie. Der Wind fuhr ihm durchs Haar und die Frühlingssonne umspielte seinen athletischen Körper. Arrows Herz sprudelte beinahe über vor Glück. Es fühlte sich genauso an wie damals, als er ihr zu Hilfe geeilt war, nachdem sie beinahe von dem wackligen Gerüst gestürzt war. Das Gefühl, als er plötzlich vor ihr gestanden hatte und sie erfasst hatte, dass sie sich nicht einfach nur in das Gemälde eines längst verstorbenen Mannes verliebt hatte, war seinerzeit stärker gewesen als alles, was sie je zuvor erlebt hatte. Und nun kehrte es wieder zu ihr zurück.
    Zögerlich erhob sie sich von ihrem Platz. Dieses Mal lief sie nicht gleich

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