Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
darüber, dass Arrow sein Grinsen nicht sehen konnte, drückte er sie sanft an sich und strich ihr über den Rücken.
„Alles ist gut“, hauchte Keylam ihr zu und hatte dabei große Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.
„Ausgerechnet er muss sich über meinen Körper lustig machen“, nörgelte Arrow vor sich hin. „Immerhin hat bei mir noch nicht die Schwerkraft zugeschlagen! Und dann hatte er da diese Tätowierung … über seinen ...“ Arrow schluchzte. „Er hatte so was, wie eine Efeuranke über seinem Oberschenkel bis hin zu seinem … schlaffen Gesäß ...“
In der Befürchtung, in schallendes Gelächter auszubrechen, wenn Arrow auch nur noch ein einziges Wort darüber verlieren würde, wollte Keylam sie beruhigen. Als er sich aus der Umarmung löste und mit einem festen Blick in ihre Augen schaute, begann er dann aber doch zu grinsen.
Fassungslos musterte Arrow ihn. „Du findest das komisch?“, fragte sie wütend. Und im nächsten Moment konnte er sich vor Lachen nicht mehr halten.
Beleidigt wandte sich Arrow von Keylam ab. Schnell nahm er ihre Hand und zog sie wieder zu sich heran.
„Ich weiß gar nicht, was daran so lustig sein soll!“, fuhr sie ihn an und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
„Arrow“, sprach er sie mit zartem Ton an, „du hast einen alten Mann für den Bruchteil einer Sekunde nackt gesehen. Was ist daran so schlimm? Das kann doch unmöglich ein Weltuntergang sein.“
Etwas gesetzter, doch noch immer gekränkt, antwortete sie: „Du hast gut reden. Hast du ihn denn schon mal nackt gesehen? Ich meine … jeden anderen, aber das war … Harold … Er ist so furchtbar dürr, dass man gar nicht weiß, wo die Muskeln sein sollen, die ihn auf den Beinen halten. Und seine Haut ist so schlaff, als würde frischer Kuchenteig über den Rand eines Topfes hängen. Zudem hat er einen seltsamen Geruch an sich. Mir wird noch immer ganz übel, wenn ich daran denke. Und dann noch diese Tätowierung. Hat ihm denn niemand gesagt, dass sich so etwas in seinem Alter nicht mehr gehört?“
„Naja“, entgegnete Keylam, „für gewöhnlich lässt man sich aber auch in jüngeren Jahren tätowieren, und dann ist da noch das Problem, dass man solche Bildchen nicht so einfach wieder los wird. Ich bin schon ziemlich sicher, dass es nicht neu ist ...“ Wieder musste er lachen. Doch als Arrow vor lauter Sprachlosigkeit einen erneuten Fluchtversuch starten wollte, fing er sich wieder.
„Sag mir lieber, was wir mit dem kleinen Kerl da machen sollen“, bat Keylam sie sanft und deutete dabei auf einen kleinen Polarfuchs, der ängstlich in der Ecke kauerte und seine Zähne fletschte. Allerdings verfehlte er damit seine Absicht, gefährlich aussehen zu wollen, und erreichte stattdessen, dass Arrow sich von einem Moment auf den nächsten in ihn verliebte.
„Armes kleines Ding“, hauchte sie ihm mit leuchtenden Augen zu.
„Ich frage mich, was wir mit einem weiteren Perseiden anfangen sollen?“, bemerkte Keylam skeptisch.
„Es lag sicher nicht in seiner Absicht, hier bei uns zu landen. So wie es aussah, hat er einfach den Anschluss verpasst.“
„Und warum haben ihn die anderen dann nicht einfach wieder abgeholt?“
„Hm … Vielleicht haben sie es noch gar nicht bemerkt. Sicher wird sich die ganze Sache morgen aufklären. Für diese Nacht sollten wir ihm jedenfalls einen Schlafplatz am Kamin geben.“
Gerade als Arrow sich aufmachen wollte, um dem kleinen Fuchs ein Schlafquartier zusammen zu tragen, wurde den Bewohnern des Schlosses bewusst, was den Perseiden zu ihnen geführt hatte und ebenso, dass er sie so schnell nicht wieder verlassen würde. Denn ganz außer Atem und mit leuchtenden Augen kam Dewayne herbeigelaufen und rief voller Stolz: „Es ist ein Mädchen!“
Elaine
Schon kurze Zeit später hatten sich alle um die erschöpfte, aber glückliche Neve und das kleine Elfenbaby, welches sie liebevoll in den Armen hielt, versammelt. Wie verzaubert beobachteten sie es. Und obwohl die Kleine eindeutig ihre Ruhe haben und schlafen wollte, machte niemand Anstalten zu gehen.
„Du hättest uns Bescheid geben müssen“, schalt Arrow ihren Bruder. „Wir hätten euch unterstützen können.“
„Aber ihr wart alle verschwunden“, gab Dewayne überrascht zurück. „Als wir die Bibliothek verlassen haben, sind alle in ihre Schlafgemächer gegangen. Und als Neve sagte, dass es jeden Moment so weit sein würde, habe ich in euren Zimmern nach euch gesucht, doch niemand war
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